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Neuaufstellung der Deutschen Bank

Insa Wrede
6. März 2017

Der Umbruch bei der Deutschen Bank fällt größer aus als bisher geplant. Noch mehr Mitarbeiter als bereits bekannt werden ihre Jobs verlieren. Auch die Anleger zeigten sich skeptisch - die Aktie verlor deutlich.

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Deutschland Hauptversammlung Deutsche Bank
Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Mehr Kapital, die Postbank bleibt, eine veränderte Führungsspitze und der Vermögensverwalter Deutsche Asset Management geht zum Teil an die Börse – so lässt sich die am Sonntag angekündigte Neustrukturierung der Deutschen Bank in wenigen Worten zusammenfassen. So will das Geldhaus seine Probleme bewältigen: Geringe Einnahmen im Einlagen- und Kreditgeschäft aufgrund der niedrigen Zinsen, ein schlechter laufendes Geschäft im Investmentbanking und drückende Milliarden-Strafen wegen Vergehen in der Vergangenheit. Zwei Jahre in Folge hatte die Bank hohe Verluste geschrieben und der Druck, eine Lösung zu finden, war immer größer geworden.

Der Weg aus der Krise führt Deutschlands größtes Bankhaus nun in Richtung Universalbank, nachdem es rund zwei Jahrzehnte als globales Handelshaus aufgetreten ist.

Germany Deutsche Bank Anzeige Entschuldigung
John Cryan entschuldigte sich per Zeitungsartikel im Februar für die Vergehen der Deutschen Bank.Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Probst

Postbank bleibt

In der Zukunft wird es drei große Bereiche geben. Einer wird das Privat- und Firmenkundengeschäft sein, in dem auch vermögende Kunden betreut werden. In diesen Bereich wird nun die Postbank integriert. Sie soll nämlich doch im Konzern bleiben. Mit ihr wird die Bank mehr als 20 Millionen Kunden in Deutschland haben, hieß es nach der Aufsichtsratssitzung am Sonntag. So will das Geldhaus seine Position auf dem deutschen Markt stärken. Ein detaillierter Plan für den Zusammenschluss soll im Laufe des Jahres präsentiert werden.

Eigentlich sollte die auf Privatkunden ausgerichtete Postbank verkauft werden. Ein Käufer, der bereit war den gewünschten Preis zu zahlen, fand sich jedoch nicht. Rund sechs Milliarden Euro hatte die Übernahme der Postbank die Deutsche Bank gekostet, so der Finanzdienstleister Bloomberg. Wäre die Postbank zu günstig verkauft worden, hätte das hohen Abschreibungen für die Deutsche Bank bedeutet und die Bilanz weiterhin belastet.

Wertpapierhandel nicht mehr Hauptgeschäftsfeld

Der zweite große Bereich ist das Investmentbanking. Nachdem das Kapitalmarktgeschäft erst vor zwei Jahren vom Unternehmenskunden- und Investmentbank getrennt worden waren, sollen künftig Beratungsgeschäft, Zahlungsverkehr und Betreuung von Großkunden zusammen mit dem Wertpapierhandel wieder in einer Sparte sein.

Damit stellt die Bank den Wertpapierhandel nicht mehr in den Fokus. Mit ihm hatte sie bis zur Finanzkrise 2007 Milliarden-Gewinne eingefahren, aber er hatte der Bank auch Strafen in Höhe von Rund 15 Milliarden Euro beschert. Die Wertpapier-Sparte soll zwar wichtig bleiben, aber die Betreuung großer Kunden wie Versicherer, Pensionsfonds, Staaten und Unternehmen im Investmentgeschäft soll mehr Gewicht bekommen.

DWS Investments an die Börse

Der dritte Bereich ist der Fondsbereich mit dem Vermögensverwalter Deutsche Asset Management - bei Publikumsfonds bekannt unter DWS Investments. Es ist der Bereich mit dem die Deutsche Bank auch in den vergangenen zwei schwierigen Jahren stabile Erträge erzielt hatte.

Nun soll er zu einem kleinen Teil an die Börse gebracht werden, um frisches Geld in die Kasse zu spülen. Geplant ist, den Börsengang innerhalb von zwei Jahren über die Bühnen zu bringen. Zusammen mit weiteren Veräußerungen soll das etwa zwei Milliarden Euro einbringen.

Neue Kronprinzen und weniger Mitarbeiter

Finanzchef Marcus Schenck
Marcus Schenck wird einer von zwei neuen Stellvertretern von John Cryan.Bild: Reuters/K. Pfaffenbach

Mit dem Umbau kommen zudem zwei Manager weiter nach oben. Finanzvorstand Marcus Schenck und der für das Privat- und Firmenkundengeschäft zuständige Vorstand Christian Sewing steigen zu stellvertretenden Vorstandschefs auf. Der Vertrag des Vorstandschefs John Cryan wird voraussichtlich 2020 nicht mehr verlängert, bis dahin haben die beiden Zeit, sich für den Chefstuhl zu profilieren.

Von den Mitarbeitern fordert die Neuaufstellung dagegen weitere Opfer. "Es wird sicherlich einige Jobverluste in Deutschland geben", sagte Cryan am Montag in einem Interview mit dem Wirtschaftssender Bloomberg TV. Genaue Zahlen nannte er nicht. Zunächst begännen die Verhandlungen mit allen Beteiligten. "Wir machen es auf die deutsche Art", erklärte er. "Wir wollen zu einer Übereinkunft kommen."

Die Deutsche Bank steckt schon mitten in einem Umbau, bei dem bis 2018 weltweit unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze im eigenen Haus wegfallen werden, davon 4000 in Deutschland. Das Filialnetz schrumpft. "Wir haben noch etwas zu tun bei der Restrukturierung in Deutschland", sagte Cryan. Es gebe aber "gute Perspektiven" im hiesigen Markt. Zuletzt hatte die Bank weltweit 99.700 Mitarbeiter, davon 44.600 in Deutschland. Die Postbank allein kam auf 18.100 Beschäftigte.

Kapitalbasis stärken

Um den teuren Umbau und die Anforderungen der Regulierer zu finanzieren, braucht es viel Finanzmittel. Die will die Deutsche Bank über eine Kapitalerhöhung generieren. Rund acht Milliarden Euro plant das Geldhaus über den Verkauf neuer Aktien in die Kassen zu spülen. Das würde auch der Kernkapitalquote helfen und für mehr Vertrauen bei den Investoren sorgen.

Die Deutsche Bank hatte ihre harte Kernkapitalquote - eine entscheidende Kennziffer für die Krisenfestigkeit einer Bank - zum Jahresende zwar auf 11,9 Prozent steigern können. Im internationalen Vergleich steht sie damit aber eher durchwachsen da. Die Bank strebt nun eine harte Kernkapitalquote von deutlich über 13 Prozent an.

"Unsere Entscheidungen sind ein wichtiger Schritt, um die Deutsche Bank stärker zu machen und wieder wachsen zu können", sagt Vorstandschef John Cryan. Je mehr Kapital eine Bank vorhält, desto widerstandsfähiger gegen Krisen ist sie.

Aktie sackt ab

Auf die überraschend angekündigte Kapitalerhöhung reagierten die Anleger mit dem Verkauf der Anteile. Am Vormittag notierten die Papiere der Deutschen Bank mit einem Minus von 6,14 Prozent. Kein Wunder, denn für die Altaktionäre bedeutet die Kapitalerhöhung, dass ihre Papiere weniger Wert sind. Der Rückschlag fiel aber weniger schlimm aus als zunächst befürchtet.

Deutsche Bank Aktie erstmals unter 10 Euro
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Probst

Um die ihnen die Kapitalmaßnahmen zu versüßen, hatte die Bank am Sonntag eine - wenn auch vergleichsweise geringe - Dividende angekündigt. Auf der Hauptversammlung im Mai solle eine Ausschüttung von 19 Cent je Aktie für das vergangene Jahr beschlossen werden. Ursprünglich hatte Cryan die Dividende angesichts der hohen Belastungen durch teure Rechtsstreitigkeiten ganz streichen wollen.

Für das Jahr 2017 verspricht er nun eine Dividende von mindestens 11 Cent je Aktie. Erst für 2018 rechnet Cryan wieder mit einer attraktiven Dividende. Für die Jahre 2009 bis 2014 hatte die Deutsche Bank stabil 75 Cent je Anteilsschein ausgeschüttet.

Rund zehn Prozent der Aktien befinden sich in der Hand Katars. Dieser größte Investor dürfte die Kapitalerhöhung unterstützen, mutmaßt das Handelsblatt. Dabei liegt die letzte große Kapitalerhöhung noch nicht einmal drei Jahre zurück. Damals kamen über etwa 8,3 Milliarden Euro zusammen. Auch der jüngst eingestiegene chinesische Investor, die HNA-Gruppe, wird sich der Kapitalerhöhung laut Handelsblatt nicht in den Weg stellen.

Gerüchte gab es schon länger

Spekulationen über eine Kapitalerhöhung gab es bereits seit Monaten - sie waren aber stets von Seiten der Bank zurückgewiesen worden. Dabei waren im vergangenen Jahr viele Kunden gegangen, nachdem Sorgen um die Kapitalausstattung von Deutschlands größter Bank aufgekommen waren.

Noch im Herbst gab es Gerüchte, dass der Staat einspringen müsste, um die Deutsche Bank zu retten. Vor allem Strafen, die in den USA drohten, sorgten für Besorgnis. Die Aktien fielen im September auf ein Rekordtief von 9,90 Euro, hatten sich dann aber erholt und waren auf rund 19 Euro gestiegen.

Trotz des Milliardenverlusts 2016 hat sich die Lage zum Ende des Jahres jedoch deutlich entspannt. Und nach eigenen Angaben ist die Bank gut ins Jahr 2017 gestartet. Die ersten zwei Monate seien positiv verlaufen, erklärte das Geldhaus, ohne genaue Geschäftsdaten zu nennen. Die Vorlage des Zwischenberichts für das erste Quartal ist für den 27. April geplant.

Insa Wrede Redakteurin in der Wirtschaftsredaktion