1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Sparen und Umbauen

Monika Lohmüller11. September 2012

Milliarden einsparen, Stellen abbauen, Rendite senken: Das sind einige Ziele, mit denen die neuen Chefs der Deutschen Bank das Geldhaus für die Zukunft fit machen wollen. Sogar eine eigene Bad Bank soll kommen.

https://p.dw.com/p/166ls
PK der Deutschen Bank in Frankfurt
PK der Deutschen Bank in FrankfurtBild: dapd

Anshu Jain und Jürgen Fitschen, die neuen Chefs zeigen sich ehrgeizig, was die Zukunft des größten Geldhauses in Deutschland betrifft: "Die Deutsche Bank hat das Ziel, langfristig als Gewinnerin aus den fundamentalen Umwälzungen in der Finanzbranche hervorzugehen", erklärten sie am Dienstag (11.09.2012) in Frankfurt am Main bei der Vorstellung der Konzernstrategie "2015+".

Kernpunkt der Strategie ist ein Sparprogramm: Bis 2015 peilt das Führungsduo jährlich Einsparungen von 4,5 Milliarden Euro an. Auch der Abbau von knapp 2000 Stellen gehört dazu, er steht bereits seit Juli fest. Ein Großteil davon entfällt auf das Investmentbanking. Treffen wird es vor allem die hochbezahlten Investmentbanker in New York und London. Aber auch im IT- und Verwaltungsbereich wird es Einschnitte geben. Der Konzern beschäftigte Ende Juni 100.654 Vollzeitkräfte weltweit. Die Milliardeneinsparungen sollen unter anderem auch durch den Verkauf von etwa 40 Gebäuden erreicht werden.

Abschied von Ackermanns Renditeziel

Jain und Fitschen haben auch das Rendite-Ziel der Bank gesenkt: auf zwölf Prozent. Damit nehmen sie endgültig Abschied von dem Anspruch ihres Vorgängers Josef Ackermann, eine Rendite von 25 Prozent zu erwirtschaften. Neue Eigenkapitalvorschriften und die Folgen der Finanzkrise haben diese Größenordnung zwischenzeitlich auch fast unmöglich gemacht. Die Eigenkapitalrendite beschreibt das Verhältnis des Gewinns zum eingesetzten Kapital.

"Die Ziele, die sich die Deutsche Bank setzt, sind anspruchsvoll und allgemein höher als vom Markt antizipiert", sagt Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel gegenüber der Deutschen Welle: "Vor allem das Ziel der Rendite nach Steuern von mindestens zwölf Prozent bis 2015 liegt klar über den Markterwartungen."

"Bad Bank" für riskante Papiere

Mit einer Art eigener "Bad Bank" will die Deutsche Bank ihr Kerngeschäft um riskante Papiere in Milliardenhöhe entlasten. Dabei handele es sich um verbriefte Wertpapiere oder andere Aktiva, die bisher in der Investmentbanksparte des Instituts geparkt waren und die nun nicht mehr zum Kerngeschäft gezählt würden. Hinter diesen Papieren steckten Ende Juni Bilanzrisiken von 135 Milliarden Euro. Angestrebt werde zunächst bis März 2013 eine Verringerung in Höhe von 45 Milliarden Euro.

Die Kapitalbasis der Deutschen Bank wollen Jain und Fitschen ebenfalls stärken. Sie soll bis März 2013 auf acht Prozent, bis Ende März 2015 auf mehr als zehn Prozent steigen. Analysten hatten die Kapitaldecke häufig als zu knapp kritisiert. Eine Kapitalerhöhung schlossen die neuen Chefs abermals aus. Die hätten einige Marktteilnehmer befürchtet, sagt Frank Schneider. Da diese aber nicht erfolge, sei eine gewisse Erleichterung zu spüren gewesen.

Banker müssen länger auf Boni warten

In Sachen Bonuszahlungen will die Deutsche Bank künftig Vorreiter in der Branche sein. Insgesamt sollen sie von den Gewinnen der jeweiligen Sparte abhängen und deutlich reduziert werden. "Wir hoffen sehr, dass wir Gleichgesinnte finden. Wir haben keine Angst davor, einen Preis dafür zu zahlen", sagte Co-Chef Jürgen Fitschen. Bonuszahlungen hätten bei der Deutschen Bank schon vergangenes Jahr nur noch elf Prozent der Nettoerträge ausgemacht, 2006 seien es noch 22 Prozent gewesen.

Die Führungskräfte müssen darüber hinaus künftig auch deutlich länger auf die Auszahlung ihrer Aktienboni warten. Der gesamte Bonus solle erst nach fünf Jahren ausgezahlt werden. Bisher war die Zahlung der Boni auf die ersten drei Jahre nach deren Gewährung verteilt worden.

Ob die Strategie "2015+" ausreicht, Deutschlands größtes Geldhaus an die Weltspitze zu bringen? "Der ausschlaggebende Faktor wird nun die Umsetzung der Ziele sein", sagt Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel, "beziehungsweise für die weitere Kursreaktion ist es nun entscheidend, die Analystengemeinde von der Plausibilität der Maßnahmen zur Zielerreichung zu überzeugen."