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Deutsche Banken investieren in China

27. Mai 2010

Die großen deutschen Finanzinstitute investieren kräftig in den chinesischen Wachstumsmarkt. Dabei verfolgen sie jedoch ganz unterschiedliche Strategien, um dem direkten Wettbewerb aus dem Weg zu gehen.

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Die Zentrale der Commerzbank in Frankfurt(Foto: AP)
Die Commerzbank setzt auf das China-GeschäftBild: AP

Für die Commerzbank war das Jahr 2009 katastrophal. Das Kreditinstitut kam im Zuge der Finanzkrise ins Schlingern. Der deutsche Staat musste schließlich mit 25 Prozent einsteigen, um den angeschlagenen Finanzriesen zu retten. Im Februar gab die Commerzbank ein Minus von 4,5 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2009 bekannt. Trotz des hohen Verlustes setzt das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut auf China. Ende 2009 eröffnete die Commerzbank ihre dritte Filiale in der chinesischen Hafenstadt Tianjin. Anfang März 2010 wurde das bisherige Pekinger Repräsentanzbüro der Commerzbank zur vierten Filiale ausgebaut. Für Michael Kotzbauer, Asienchef der Commerzbank, ist der Grund der weiteren Expansionsmaßnahmen ganz klar. Der Grund liege in Deutschland: "Wir sind ganz tief in den Mittelstandssegmenten verwurzelt. Wie sich die Marke der Commerzbank in Deutschland darstellt als die Mittelstandsbank, so möchten wir gerne diese Mittelstandsbank auch für unseren Kunden im Ausland darstellen.“

Commerzbank: dahin gehen, wo die Kunden sind

Airbus im nordchinesischen hafen Tianjin (Foto: AP)
Den Kunden folgen: Airbus ist seit vier Jahren in TianjinBild: AP

Vor eineinhalb Jahren eröffnete in Tianjin der europäische Flugzeugbauer Airbus das erste Montagewerk außerhalb Europas. Zahlreiche mittelständische Zuliefererbetriebe folgten Airbus. Viele dieser Firmen seien Kunden der Commerzbank, so Kotzbauer. Man müsse sich mit den Kunden bewegen. Und die lassen sich in China in zwei Gruppen einteilen: Die erste Gruppe bilden in China ansässige deutsche Unternehmen, die traditionell Kunden der Commerzbank sind. Die zweite Gruppe bilden die chinesischen Unternehmen, die ein deutsches mittelständiges Unternehmen kaufen wollen, erläutert der Bankmanager. Die Commerzbank hat eine breite Kundenbasis bei deutschen Mittelständlern und kann deshalb Investoren aus China bei ihren Expansionsvorhaben in Europa mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Deutsche Bank setzt in China auf Privatkunden

Deutsche Bank Logo (Foto: Bilderbox)
Näher an die Kunden - durch BankenbeteiligungBild: bilderbox

Wie die Commerzbank setzt auch die Deutsche Bank auf den wachsenden chinesischen Markt. Der Asienchef der Deutschen Bank, Robert Ranking, verkündete kürzlich, dass im Jahr 2011 die Erträge aus Geschäftsaktivitäten in Asien vier Milliarden Euro erreichen sollen. Anders als die Commerzbank setzt die Deutsche Bank ihren Schwerpunkt in China jedoch auf Privatkunden. Bereits 2006 beteiligte sich das größte deutsche Kreditinstitut an der chinesischen Hua Xia Bank und versuchte so, näher an die chinesischen Kunden zu kommen. Anfang Mai 2010 erhöhte die Deutsche Bank die Beteiligung an der Hua Xia Bank von 17,2 Prozent auf die gesetzlich erlaubte Höchstgrenze von 19,99 Prozent. Das war bereits das zweite Mal, dass die Deutsche Bank die Beteiligung an der Hua Xia Bank erhöhte, so Michael Lermer, Firmensprecher der Deutschen Bank. Für das Privatkundengeschäft in Asien sei dies eine strategisch wichtige Investition. Und die Erfahrungen, die bisher mit der Kooperation mit Hua Xia gesammelt wurden, seien auch sehr positiv.

Die chinesische Seite kritisiert, die Kooperation zwischen beiden Banken beschränke sich bislang nur auf die Kapitalebene. Im operativen Bereich finde keinerlei Zusammenarbeit statt. Michael Lermer kontert: "Wir betreuen mittlerweile 850.000 Kunden im Kreditkartensegment in China. Wir haben mit unseren Partnern der Hua Xia Bank seit 2006 eigentlich sehr gute Schritte auch in der strategischen Kooperation machen können."

Chinesischer Markt von großer Bedeutung

Finanzzentrum in Shanghai (Foto: dpa)
Shanghai will zur internationalen Drehscheibe für Wirtschaft und Finanzen werdenBild: picture-alliance/ dpa

Der chinesische Markt ist weltweit der am schnellsten wachsende Markt und für den deutschen Finanzsektor von großer Bedeutung. In Deutschland stehen die Deutsche Bank und die Commerzbank im direkten Wettbewerb. Bei ihren Expansionsvorhaben in China allerdings gehen sie ganz unterschiedliche Wege. Für den Asienchef der Commerzbank, Michael Kotzbauer ist ganz klar: "Wir wissen, dass die Deutsche Bank im Geschäft mit Privatkunden in Asien eben auch aktiv wird oder ist. Wir haben keine Ambition, ins Privatkundengeschäft zu gehen. Wenn ich in Asien bin, dann gibt es dort sehr starke Banken im Privatkundengeschäft, die kennen auch den lokalen Markt sehr gut."

Tatsächlich sind die Konkurrenten vor Ort nicht zu unterschätzen. Eine im Mai 2010 erschienene Studie der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers zeigt, dass chinesische Banken sehr großen Wettbewerbsdruck auf die dort ansässigen ausländischen Banken ausüben. Zusätzlich werden die staatlichen Regulierungsmaßnahmen immer strenger. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch zwischen den deutschen Banken der Wettbewerb zunehmen wird.

Autor: Jun Yan

Redaktion: Monika Lohmüller