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Nicolas Martin9. April 2015

Neue Exportzahlen zeigen: Der billige Euro verleiht den deutschen Ausfuhren Flügel. Doch die Krise in der Eurozone stellt für die Unternehmen auch eine Gefahr dar.

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Symbolbild Export Kiste Box Wirtschaft
Bild: Colorbox/THEERAPOL

Der deutsche Export läuft wieder besser. Nach einer Delle im Januar vermeldet das Statistische Bundesamt für Februar nun ein Plus von 1,5 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahresmonat stiegen die Ausfuhren um 3,9 Prozent.

"Wir sind zuversichtlich, was das Gesamtjahr betrifft - trotz aller potentiellen Fallstricke", sagt Anton Börner, Präsident des deutschen Außenhandelsverbandes (BGA).

Der BGA hatte bereits im März ein Exportplus von deutlich mehr als vier Prozent für 2015 vorausgesagt - und damit einen weiteren Rekord. "Die deutsche Industrie hat einen hervorragenden Ruf und steht für Qualität wie kein anderes Land", sagt auch der Chef-Ökonom des Kreditversicherers Euler und Hermes, Ludovic Subran.

"Jahr der Unsicherheit"

Im vergangenen Jahr waren bereits Güter im Wert von 1134 Milliarden Euro ins Ausland exportiert worden. Diese Zahl wird in diesem Jahr wohl nochmals zulegen.

Die Aufträge der Industrie waren im Februar allerdings wieder rückläufig, bereits den zweiten Monat in Folge.

Deutschlands wichtigster Handelspartner im Februar war Frankreich, wie auch im Gesamtjahr 2014 (siehe Grafik). Dennoch zeichnet sich eine deutliche Tendenz ab: Die Eurozone verliert für die deutsche Exportwirtschaft an Bedeutung. Gingen im Jahr 2005 noch 45 Prozent der Ausfuhren in Länder, die mit dem Euro bezahlen, so waren es 2014 nur noch 37 Prozent. "Die Eurozone wird schwach bleiben", galubt Anton Börner. Die großen Probleme seien dort weiterhin nicht gelöst.

Auch wenn die Exporte in diesem Jahr weiter steigen, sei 2015 kein Jahr der Vertrauensbildung. "Es ist eher ein Jahr der Konsolidierung auf einem hohen Niveau", so der BGA-Präsident. Die Wahlen in Großbritannien, der politische Kurs in Frankreich und die Unsicherheiten bezüglich Griechenland bereiteten der Wirtschaft große Sorgen. Chancen für die Exportwirtschaft sieht Börner hingegen in den USA: "Da werden in diesem Jahr erhebliche Impulse kommen." Auch China werde weiterhin ein wichtiger Markt für deutsche Güter bleiben.

Infografik Deutschlands fünf wichtigste Exportländer 2014

Rekord-Exporte dank EZB-Geldsegen

Die Europäische Zentralbank flutet im Kampf gegen Deflation und Konjunkturschwäche die Märkte mit Geld. Der Leitzins liegt praktisch bei Null und seit März kauft die EZB im großen Stil Anleihen der Eurostaaten. Dadurch hat der Euro gegenüber anderen Währungen deutlich an Wert verloren. Japaner, US-Amerikaner oder Schweizer bekommen bei einem schwachen Euro deutlich mehr für ihr Geld. "Der schwache Euro hilft allen in Europa, vor allem der deutschen Wirtschaft mit ihrem hohen Exportanteil", so Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise.

"Der schwache Euro kann zu einer Illusion führen", warnt dagegen Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Durch die Währung wirke die Wettbewerbsfähigkeit größer, als sie tatsächlich ist. "Da könnte der ein oder andere glauben, er könne sich zurücklehnen und bei Reformen nachlassen."

Zypern Mario Draghi
Präsident der EZB - Mario DraghiBild: Reuters/Y. Kourtoglou

Auch Anton Börner sieht die Gefahr, dass sich Unternehmen auf guten Zahlen ausruhen und zu wenig in Innovation investieren. "Ein Verkaufsmanager ist froh, wenn die Absatzzahlen steigen, aber als Unternehmer will ich doch, dass der Laden auch noch in fünf bis zehn Jahren existiert."

Vor allem mit Blick auf die Euro-Krisenländer kritisiert der BGA-Chef die Vorgehensweise der EZB. Das günstige Geld fließe leider nicht in die Realwirtschaft, sondern in Aktien und Immobilien. "Dadurch entstehen keine neuen Arbeitsplätze."

Kritik aus Brüssel

Auch in diesem Jahr dürfte Deutschland wesentlich mehr Waren ins Ausland verkaufen, als es von dort importiert. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Ausfuhren die Einfuhren um 216,9 Milliarden übertroffen.

Der Handelsüberschuss betrug damit 7,5 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung - deutlich mehr als die 6,0 Prozent, die von der EU als Obergrenze erlaubt sind.

Brüssel wirft Deutschland vor, es trage durch seinen Überschuss und seine vergleichsweise schwache Binnennachfrage zu den Ungleichgewichten in Europa bei.

Anton Börner kann diese Argumentation nicht nachvollziehen. "Das ist absoluter Nonsens - es ist ja nicht so, dass die Bundesregierung den Export subventioniert." Deutschland sei deshalb auf den Märkten erfolgreich, weil es besser sei als die anderen. "Da müssen die anderen eben auch besser werden", so der BGA-Präsident.

Iran als Perspektive?

2015 könnte auch das Jahr der Lockerungen der iranischen Sanktionen werden. Deutschland hatte dort vor Beginn des Atomstreits prächtig verdient. Schon Ende Juni könnten die harten Auflagen gegenüber Exporten in den Iran schrittweise gelockert werden. Nun stehen Unternehmer aus dem Maschinen- und Anlagenbau wieder in den Startlöchern.

Anton Börner PK Bundesverband Großhandel Außenhandel Dienstleistungen
Anton Börner vom BGABild: picture-alliance/dpa

Anton Börner vom BGA warnt aber vor Euphorie: "Iran muss das Porzellan, dass es Jahrzehnte zerschlagen hat, mühsam wieder zusammenkleben." Das Misstrauen der Wirtschaft gegenüber dem Iran sei noch immer gewaltig. Falls der Iran sich aber bereit zeige, wirklich mit dem Westen zu kooperieren, rechnet Börner mit guten Chancen für deutsche Exporteure. "Perspektivisch sehe ich das aber erst im Jahr 2018", so Börner.