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Neues Wintermärchen?

Stefan Nestler16. Januar 2009

An diesem Freitag (16.1.) beginnt in Kroatien die Handball-WM. Die deutsche Mannschaft, die vor zwei Jahren mit dem Titelgewinn im eigenen Land für Handball-Euphorie gesorgt hatte, zählt nicht zu den großen Favoriten.

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Trainer Heiner Brand wird nach dem Gewinn des Weltmeistertitels 2007 von den Spielern durch die Halle in Köln getragen. Quelle: dpa
4. Februar 2007: Bundestrainer Brand und sein Team jubeln über den WM-TitelBild: picture-alliance/ dpa
Christian Zeitz trifft im WM-Finale 2007, der polnische Torwalrt Slawomir Szmal ist ohne Chance. Quelle: ap
"Projekt Gold" erfülltBild: AP

Märchen gibt es immer wieder oder nimmer wieder? Rückblende: 2007 liegt Deutschland im Handball-Taumel. Die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand setzt das "Projekt Gold" mustergültig um. Mit einem 29:24-Erfolg im Finale in Köln gegen Polen holt sie zum dritten Mal nach 1938 und 1978 den Weltmeistertitel nach Deutschland. Zwei Jahre nach dem Wintermärchen, unmittelbar vor dem Beginn der WM in Kroatien, ist von der Euphorie wenig übrig geblieben. "Wenn man sich unseren Kader anschaut, dann weiß man, dass wir nur auf dem Papier Titelverteidiger sind", sagt Bundestrainer Heiner Brand. "Wir fangen bei diesem Turnier eigentlich wieder ganz von vorne an."

Jung und hungrig nach Erfolg

Enttäuschung auf der deutschen Handballbank während der olympischen Spiele in Peking. Von links: Spieler Christian Schwarzer, Bundestrainer Heiner Brand und Co Trainer Martin Heuberger. Quelle: picture-alliance
Ernüchterung in PekingBild: picture-alliance / Sven Simon

Die Nationalmannschaft befindet sich im Umbruch. Nach dem enttäuschenden Aus in der Vorrunde der Olympischen Spiele in Peking hatte sich Bundestrainer Brand von einigen WM-Helden wie Markus Baur, Florian Kehrmann oder Torwart Henning Fritz verabschiedet und das Team verjüngt. "Sicher haben wir nicht mehr diese Breite an erfahrenen Spielern wie noch vor Jahren", sagt die aktuelle Nr. 1 im Tor, Johannes Bitter, der als WM-Held von 2007 noch immer im Team ist. "Aber es kann auch ein großes Plus für uns sein, dass wir absolut hungrig sind." Hungrig nach Erfolg. "Favoriten sind aber andere", dämpft Heiner Brand die Erwartungen und zählt Gastgeber Kroatien, Olympiasieger Frankreich und Europameister Dänemark auf. Das "Projekt Gold" 2007 wurde laut Ulrich Strombach, dem Präsidenten des Deutschen Handballbunds, von einem bescheideneren Ziel abgelöst: "Das Projekt ist, eine gute Leistung zu bringen".

Tag für Tag gefordert

Bundestrainer Heiner Brand vor einem Plakat zum 2007 gedrehten Handball-Film "Projekt Gold" Quelle: ap
Trainer Brand skeptischBild: AP

Zunächst einmal gilt es, die Vorrunde zu überstehen. In der Gruppe C trifft die deutsche Mannschaft fast im Tagesrhythmus auf fünf unterschiedlich starke Teams. Mit Russland, dem Auftaktgegner an diesem Samstag (17.1), muss man bei internationalen Turnieren immer rechnen. Am Sonntag (18.1.) wartet Tunesien, bei Weltmeisterschaften inzwischen eine feste Größe und jederzeit für eine Überraschung gut. Algerien, der Gegner am Montag (19.1), gilt als absoluter Außenseiter. Das Team Mazedoniens, gegen das die deutsche Mannschaft am Mittwoch (21.1) spielt, nimmt erstmals seit zehn Jahren wieder an einer WM teil und ist schwer einzuschätzen. Und Polen, der letzte Vorrundengegner am Donnerstag (22.1.), hat noch eine Rechnung mit den deutschen Handballern offen: die Finalniederlage vor zwei Jahren.

"Wir haben nichts zu verlieren"

Spielmacher Michael Kraus bei einem Sprungwurf im WM-Finale 2007 gegen Polen. Quelle: ap
Kraus schwer zu ersetzenBild: AP

Die drei besten Teams der vier Vorrundengruppen erreichen die Hauptrunde, die in zwei Gruppen ausgespielt wird. Die ersten beiden dieser Gruppen wiederum ermitteln im Halbfinale die beiden Teams, die am 1. Februar in Zagreb um den Weltmeistertitel spielen. "Wir fahren nicht zur WM, um zu verlieren, sondern, um jedes Spiel zu gewinnen", sagt Michael Kraus selbstbewusst. Doch ausgerechnet auf den Spielmacher muss Bundestrainer Heiner Brand wohl in den ersten WM-Partien verzichten. Kraus zog sich beim letzten Testspiel am Sonntag gegen Spanien einen Muskelfaserriss in der linken Wade zu. Abwehrchef Oliver Roggisch setzt auf den Überraschungseffekt. "Wir haben nichts zu verlieren. Keiner rechnet mit uns." Vielleicht gelingt der jungen Mannschaft ja doch der große Coup. Nach dem Motto: Märchen gibt es immer wieder.