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Deutsche Handwerksarbeit in England gefragt

Sarah Faupel13. März 2006

Für große Konzerne ist der internationale Auftritt schon lange selbstverständlich. Jetzt wollen auch mehr und mehr Mittelständler im Ausland Geschäfte machen, darunter eine Gruppe Handwerker aus Nordrhein-Westfalen.

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Während die Baubranche in Deutschland stagniert, boomt sie in England.Bild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Wegen des Wetters zieht es wohl nicht viele Menschen nach England, wohl aber wegen besserer Jobaussichten und Aufträge im Baugewerbe. Denn während die Branche in Deutschland seit Jahren stagniert, werde in England gebaut, was das Zeug hält, erklärt Bettina Hansmeier, Referentin für Außenwirtschaft bei der Gewerbeförderungsstelle Nordrhein-Westfalen (NRW).

"Momentan ist der Markt so attraktiv, weil ein ganz großer Bauboom in Großbritannien herrscht", sagt Hansmeier. In den nächsten 20 Jahren seien jährlich mindestens 30.000 neue Wohneinheiten geplant. "Dann finden dort 2012 die Olympischen Spiele statt, das heißt, es wird in England wirklich viel nachgefragt."

Mit deutscher Wertarbeit werben

Damit der Einstieg auf den englischen Markt für die Handwerksbetriebe aus NRW leichter wird, hat die Gewerbeförderungsstelle des Landes im September 2005 das Projekt "German MasterCraftsmen" ins Leben gerufen. Es ist eine Gruppe von zehn Betrieben, die vor allem mit Qualität und deutschen Tugenden in der englischen Baubranche auf sich aufmerksam machen möchte.

"Die deutschen Handwerker haben eine sehr gute, fundierte Ausbildung. Sie haben den Meistertitel, den es so in England gar nicht gibt", erklärt Hansmeier. Auch die als typisch deutsch bekannten Werte wie Pünktlichkeit und Genauigkeit seien ganz wichtig.

Gemeinsamer Messeauftritt ist das Ziel

Entstanden ist das Projekt aus der Idee, einen gemeinsamen Messestand auf der Baumesse 'Interbuild' zu präsentieren, die Ende April im englischen Birmingham stattfindet. Ganz nach dem Motto "Gemeinsam sind wir stärker", denn eine Gruppe erregt mehr Aufmerksamkeit als ein einziger Handwerksbetrieb.

Um für die Messe gut vorbereitet zu sein, treffen sich die Unternehmer und Hansmeier mindestens einmal im Monat. Gemeinsam gestalten sie Flyer in Deutsch und Englisch, bereiten Präsentationen vor und arbeiten an der eigenen Internetseite.

Bürokratische Hürden und kulturelle Unterschiede

Zudem gibt es Tipps und Ratschläge, was die deutschen Handwerker auf dem fremden Markt alles beachten müssen. "Es fängt damit an, wie erschließe ich den Markt, wie komme ich an Auftragsgeber ran, und da ist so ein Schritt wie ein gemeinsamer Messestand schon hilfreich", erklärt Hansmeier. Darüber hinaus seien Hürden wie Zölle, Steuern, Anmeldung oder der richtige Umgang mit den Geschäftspartnern zu meistern.

Dass es kulturelle Unterschiede gibt, die die Arbeit zwischen Deutschen und Engländern beeinflussen können, weiß Andreas Thiele, Geschäftsführer bei der E&E Fertigteile GmbH und Mitglied der "German MasterCraftsmen", aus eigener Erfahrung. Er hat bereits einmal für eine englische Firma gearbeitet. "Das gesagt Wort hat dort eine wesentlich höhere Bedeutung als bei uns. Während wir uns gern hinter Verträgen verstecken und alles ausformuliert und mit drei Rechtsanwälten besprochen wird, ist man dort bereit, auch größere Projekte mit Handschlag und Ehrenwort, wie früher auch bei uns üblich, abzuwickeln", berichtet Thiele.

Sprachkenntnisse sind unentbehrlich

Ein weiteres Problem ist die Sprache, denn ohne Englischkenntnisse läuft in Großbritannien kaum etwas. Deshalb bietet die Gewerbeförderstelle auch Englischkurse an, die speziell auf die Handwerksbranche zugeschnitten sind.

Die "German MasterCraftsmen" sind also bestens gerüstet, um in der englischen Baubranche erfolgreich Fuß zu fassen. Bleibt nur zu hoffen, dass das schlechte Wetter ihnen kein Strich durch die Rechnung macht.