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Junge Entwicklungshelfer

Marina Martinović (rri)13. August 2008

Afrika, Mittelamerika oder Asien - die deutsche Jugend ist entwicklungspolitisch sehr engagiert. Das Projekt "weltwärts" hilft jungen Erwachsenen Entwicklungsarbeit im Ausland zu leisten.

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Jugendliche stehen in einer Gruppe vor einer Weltkugel(Quelle: dpa)
Ambitioniertes Ziel: 10.000 Jugendliche sollen weltwärts gehenBild: picture-alliance/ dpa

Deutschland in die Welt schicken und durch die Jugend die Welt nach Deutschland bringen – das ist das Ziel von "weltwärts". Das Projekt ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung initiiert worden und läuft seit zehn Monaten. In dieser Zeit sind mehr als 900 deutsche Jugendliche als Freiwillige in alle Welt geschickt worden, um Entwicklungsarbeit zu leisten. Die Bundesregierung unterstützt dieses Vorhaben mit Steuergeldern und zahlt monatlich 580 Euro. Davon dürfen die Jugendlichen rund 100 Euro als Taschengeld behalten.

Wunschziel Kambodscha

Regenwald (Quelle: AP)
Exotische Länder Mittel- und Südamerikas stehen bei den Teilnehmern hoch im KursBild: AP

Der 23-jährige Sebastian Drobner aus Hannover ist einer der jungen Entwicklungshelfer. In einem Monat wird er Deutschland für ein Jahr verlassen. Ziel ist sein Wunschland Kambodscha. Dort will er sich entwicklungspolitisch engagieren und dann Sozialpädagogik studieren. Das Projekt "weltwärts" kam dem gelernten Hotelfachmann gerade recht. Die nächsten zwölf Monate verbringt er in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. In seinem Projekt geht es um Demokratisierung und Aufklärungsarbeit, erklärt er. "Die Menschen werden dort ausgebildet, um sich für mehr Menschenrechte einzusetzen."

Wegweiser für die Zukunft

Markt in Phom Penh, Kambodscha (Quelle: Tobias Grote Beverborg)
Für einige geht esbis ans andere Ende der Welt: KambodschaBild: Tobias Grote-Beverborg

Entwicklungsarbeit will auch die Bonnerin Lisa Böttcher in Costa Rica leisten. Für die Absolventin des Studiengangs "Internationales Recht" an der Sorbonne-Universität in Paris ist das kein Neuland, denn ihr Vater ist Entwicklunghelfer. Für sie heißt es jetzt: in seine Fußstapfen treten oder eigene Wege beschreiten. Das will sie herausfinden, indem sie mit "weltwärts" ein Jahr im Ausland verbringt.

"Für mich ist die professionelle Erfahrung wichtig, dass ich einfach sehe, ob mir das gefällt, was man da machen kann", meint Lisa. Sie möchte sehen, ob das die geeignete Berufsrichtung ist, bevor sie ihren Aufbaustudiengang anfängt. Ein wichtiger Bonus dabei sei, die Sprache und die Kultur eines fremden Landes kennenzulernen, sagt sie.

Nicht nur "Reiche" können mitmachen

Geldscheine in Umschlag (Quelle: BilderBox)
Taschengeld vom BundBild: BilderBox

Ein anderes Land mit seiner Kultur kennenzulernen und dabei Entwicklungsarbeit zu leisten, war allerdings auch vorher möglich. Neu ist bei dem Projekt "weltwärts" aber, dass den Jugendlichen keine Kosten entstehen. Weil jetzt alle jungen Menschen, egal mit welchem sozialen Hintergrund, bei solchen Projekten mitmachen können, ist "weltwärts" auf großes Interesse gestoßen, sagt Santiago Alonso vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Teilnehmer haben auch eine wichtige Funktion, wenn sie wieder heimkehren, sagt er: Ziel des Programms sei auch, "dass die jungen Menschen, wenn sie zurückkehren, einen Transfer hier in die deutsche Gesellschaft leisten". Mit so einem Einsatz werde die deutsche Jugend zu Botschaftern des Heimatlandes, meint Alonso.

Gefährliche Regionen bleiben außen vor

Weltwärts geht es für die Jugend inzwischen in mehr als 50 Länder. Organisationen wie der Deutsche oder der Evangelische Entwicklungsdienst kümmern sich um die Jugendlichen. Auch Lisa und Sebastian können auf die Erfahrung der Entwicklungshilfeprofis bauen. Sicherheit spielt dabei eine zentrale Rolle. Alonso hebt deshalb hervor, dass Länder für die eine Reisewarnung bestehe - etwa der Gazastreifen oder der Irak, von vornherein für eine Entsendung von jungen Menschen ausscheiden. "Aber auch bei anderen Ländern schauen wir im Einzelfall in Abstimmung mit dem [Auswärtigen Amt], wie die Sicherheitslage im einzelnen aussieht und ob ein Freiwilligendienst dort vertretbar ist", sagt er.

Mann vor Weltkarte (Quelle: Marco Siebertz)
Außenminister Steinmeier - Länder, für die sein Ministerium Reisewarnungen ausgibt, kommen für 'weltwärts' nicht in FrageBild: Marco Siebertz

Kamerun gehört nicht zu den Ländern, die ein Sicherheitsrisiko darstellen. Deshalb, und weil sie schon immer nach Afrika gehen wollte, hat sich die 19-jährige Janna Bieker aus Siegen ebenfalls entschieden, weltwärts zu gehen. Nach ihrem Abitur wollte sie unbedingt Enwicklungsarbeit leisten, weil sie meint, auf diese Weise viel lernen zu können.

"Man hat diesen Perspektivenwechsel, weil man von der anderen Seite die Welt betrachtet. Und das ist mit ein Hauptgrund, warum ich das machen wollte – Erfahrung sammeln und mal rauskommen aus dieser einen Sicht der Industrieländer", erklärt sie.

Bald 10.000 Jugendliche?

Für Janna, Sebastian und Lisa, aber auch für alle jungen Menschen, die sich für eine Teilnahme an dem Programm entschieden haben, ist das Ziel klar: es soll nicht einfach nur ein Jahr im Ausland sein. Für die drei wird es auch danach entwicklungpolitisch weitergehen. Das "weltwärts"-Programm ist auf drei Jahre angelegt. Bis dahin will das Entwicklungsministerium zehntausend Jugendliche aus Deutschland in die Welt schicken.