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Deutsche kaufen zu wenig Autos

5. Dezember 2005

Die deutsche Automobilindustrie wird auch 2006 "auf hohem Niveau verharren", wie es der Branchenverband nennt. Sie verliert allmählich ihre Vorreiterrolle als Beschäftigungsmotor, obwohl der Export weiter steigt.

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Der Auto-Export wird auch 2006 boomen, der Binnenmarkt nichtBild: AP

Etwas mehr als drei Millionen PKW-Neuzulassungen in Deutschland 2005 - und das auch nur wegen vorgezogener Autokäufe, bevor 2007 die geplante Mehrwertsteuererhöhung kommt. Das sind nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters die Geschäftsaussichten des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) für 2006, bekanntgegeben am Montag auf einer Pressekonferenz in Frankfurt.

Nicht tragfähige Konjunktur

Damit würde der Automarkt in Deutschland das sechste Jahr in Folge nicht wachsen. Für 2007 erwartet die Branche bereits den nächsten Dämpfer: An der "hartnäckigen Konsumzurückhaltung" werde sich in absehbarer Zeit nichts ändern, sagte VDA-Präsident Bernd Gottschalk. "Wir sind weit entfernt davon, eine tragfähige Autokonjunktur zu haben." Die für 2006 anvisierten Neuzulassungen überträfen die für das auslaufende Jahr erwarteten 3,34 Millionen (Vorjahr: 3,27) nur um marginale zwei Prozent. Eingerechnet in das Gesamtergebnis für 2005 wurden erstmals auch 20.000 Wohnmobile.

Seit Jahresbeginn sind in Deutschland 3,1 Millionen Autos neu angemeldet worden - 2,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings nahmen die Tageszulassungen zuletzt drastisch zu - ein Anzeichen dafür, dass Händler den Absatz zusätzlich ankurbeln. Im November sanken die Zulassungen um drei Prozent auf 277.000 Fahrzeuge, wie der VDA berichtete. Das Weihnachtsgeschäft lasse sich "ganz gut an", sagte Gottschalk. Experten erwarten für den letzten Monat des Jahres aber alles in allem einen Rückgang der Neuzulassungen.

Export

Gottschalk begründete seine Vorsicht mit Blick auf 2006 mit der Verunsicherung der Verbraucher und den hohen Benzinpreisen. Nach dem erwarteten Exportrekord von 3,75 Millionen Fahrzeugen 2005 sollen die Ausfuhren deutscher Autos auch im nächsten Jahr die Hauptstütze der Branche bleiben. "Der Export wird auf diesem hohen Niveau bleiben", sagte Gottschalk. Trotz der Absatzschwäche im Inland erwartet die deutsche Autoindustrie deshalb das zweithöchste Produktionsvolumen aller Zeiten - 5,7 Millionen Pkw und Nutzfahrzeuge sollen im zu Ende gehenden Jahr von den Bändern der Autobauer laufen, davon 5,3 Millionen Pkw.

Die Anhebung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte auf 19 Prozent in 2007 werde im vierten Quartal 2006 voraussichtlich zu zusätzlichen bis zu 80.000 Neuzulassungen in Deutschland führen. Der Übernachfrage folge aber eine Unterauslastung im Jahr danach, warnte Gottschalk.

Stellenabbau

Deshalb und wegen des anhaltenden Preiskampfes wollen die Autobauer ihren Sparkurs fortsetzen. Nach einem Rückgang der Beschäftigtenzahl um 0,8 Prozent auf 767.000 in diesem Jahr werde die Branche weiter Arbeitsplätze abbauen. Darin sei der massive Stellenabbau der deutschen Tochter des US-Autobauers General Motors, Opel, berücksichtigt. Die Auswirkungen der Kostensenkungen bei Volkswagen und DaimlerChrysler sind jedoch noch unberücksichtigt. Auch 2006 werde die Autoindustrie "mit vorsichtiger Hand und hoher sozialer Verantwortung weitere Anpassungen" beim Personal vornehmen, sagte Gottschalk.

Mit Blick auf die bevorstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie forderte der VDA "vertretbare Löhne" und eine Fortsetzung der Flexibilisierung. Die Tarifpolitik müsse sich in den Dienst der Standortsicherung stellen, warnte der VDA-Chef vor überzogenen Lohnforderungen. "Für die Menschen sind sichere Arbeitsplätze derzeit wichtiger als Lohnzuwächse, die die Wettbewerbsfähigkeit und Jobs gefährden", sagte Gottschalk. Die IG Metall hat Einkommenszuwächse von bis zu fünf Prozent gefordert. (mas)