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Deutsche Konzerne im Sparmodus

Matthias Jekosch, dapd16. November 2012

Staatsschuldenkrise und Wirtschaftsflaute in Europa gehen auch an deutschen Unternehmen nicht spurlos vorüber. Viele von ihnen, vor allem aus der Autobranche, wollen sich mit Sparprogrammen winterfest machen.

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Opel - Mitarbeiter arbeiten am Donnerstag (14.10.10) im Opelwerk in Ruesselsheim in der Produktion an einem Opel Insignia. Am Donnerstag feierte der Automobilbauer Opel die Produktion des 300.000. Opel Insignia, und die Produktion von insgesamt 16 Millionen Opel-Fahrzeugen am Standort Ruesselsheim. Foto: Thomas Lohnes/dapd
Opelwerk RüsselsheimBild: dapd

Sparprogramme, Kurzarbeit, Zurückhaltung bei Investitionen und Einstellungen - angesichts der schwächelnden Konjunktur vor allem in Südeuropa haben immer mehr Unternehmen in den vergangenen Wochen und Monaten ihre Gegenmaßnahmen verstärkt. Insbesondere die Automobilbranche bekommt die Kundenzurückhaltung in den von Schulden geplagten Ländern derzeit deutlich zu spüren.

Die Zahl der Beschäftigten, für die konjunkturelles Kurzarbeitergeld angemeldet wurde, war im Oktober mit 44.164 auf dem höchsten Stand seit Dezember 2010, wie aus Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervorgeht. Doch Wirtschaftsminister Philipp Rösler sieht derzeit keinen Anlass zur Ausweitung der Bezugszeit des Kurzarbeitergelds. "2008 und 2009 waren wir mit einem massiven Einbruch der Weltwirtschaft konfrontiert. Trotz der schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung kann derzeit von einer solchen Krise nicht die Rede sein", sagte Rösler den Zeitungen der WAZ-Gruppe.

Gewerkschaften beunruhigt

Eine BA-Sprecherin sagte der Nachrichtenagentur dapd, die Behörde halte die Kurzarbeiterzahlen für noch nicht besorgniserregend: "Für Nichtkrisenzeiten geht man davon aus, dass bis zu 100.000 Personen in Kurzarbeit normal ist", sagte sie. Vor allem betroffen sind Unternehmen in den industriestarken Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Beunruhigt ist dagegen der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, Jörg Hofmann. "Sorgen muss man sich nach den Erfahrungen von 2008 schon machen", sagt er, und fordert die Bundesregierung auf, einen klaren Rahmen für die Kurzarbeiterregelung zu schaffen.

Der Stuttgarter Automobilzulieferer und Elektronikkonzern Bosch führte in einigen Werken bereits Kurzarbeit ein. So ließ das Unternehmen im September im Bamberger Werk für Zündkerzen und Komponenten für Diesel- und Benzintechnik kurzarbeiten. Betroffen waren rund 1.000 der 7.300 Beschäftigten. "Aufgrund kurzfristig erhöhter Abrufe eines Kunden ist aber seit Oktober in Bamberg keine Kurzarbeit mehr erforderlich", sagte ein Sprecher. Kurzarbeit gebe es derzeit noch bei Bosch Rexroth an den Standorten Schweinfurt, in der Gießerei in Lohr und ab 22. November in Elchingen.

Zulieferer warten ab

Abwartend reagieren auch andere Zulieferer. Die Esslinger Eberspächer-Gruppe, Spezialist für Abgastechnik, stellt sich auf eine schwächere Nachfrage ein. "Das Unternehmen prüft Einsparmöglichkeiten und hält sich mit Neueinstellungen derzeit zurück", sagte ein Sprecher auf Anfrage. Der Spezialist für Antriebstechnik ZF Friedrichshafen sieht sich insgesamt auf einem guten Weg, in diesem Jahr das Umsatzziel von 17 Milliarden Euro zu erreichen und damit den Vorjahreswert um zehn Prozent zu übertreffen. "In der Industrietechnik sehen wir im Moment eine Seitwärtsbewegung, im Bereich der Windkrafttechnik haben wir einen Umsatzrückgang", sagte ein Sprecher aber. Bislang reagiere das Unternehmen mit "den üblichen betrieblichen Arbeitszeitspielräumen".

Auch Daimler hat Probleme: Der Autokonzern hat mit seiner Profitabilität zu kämpfen und hinkt insbesondere in China hinter der Konkurrenz von BMW und Audi zurück. Gegensteuern will das Unternehmen mit einem milliardenschweren Sparprogramm. Das "Fit for Leadership" genannte Programm soll ab 2014 mit zwei Milliarden Euro in der Autosparte zum Ergebnis beitragen. Eine weitere Milliarde will Daimler durch Einsparungen bei den Lkw erzielen. Entlassungen soll es keine geben.

Bei Opel müssen 2.600 Mitarbeiter gehen. Zudem stehen im Rüsselsheimer Werk von Herbst bis Jahresende an 20 Tagen die Bänder still, wie ein Sprecher erklärte. Betroffen sei von der Kurzarbeit nicht das gesamte Werk, sondern vor allem die Produktion. Aber auch Opel hat eher hausgemachte Probleme. Die General-Motors-Tochter wird von der US-amerikanischen Mutter an der kurzen Leine gehalten und produziert vor allem für den kriselnden europäischen Markt.