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Deutsche Kunst in São Paulo

Petra Tabeling 23. April 2002

Die Kunstbiennale in São Paulo ist hierzulande weniger bekannt als seine europäischen Pendants. Dabei ist das Kunstfestival in Brasilien die wichtigste internationale Kunstbiennale nach Venedig.

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Kunstgeflechte: International und zukunftsweisend in São PauloBild: DW

Der Überblick fällt dem Kunstlaien schwer: 50 Biennalen gibt es weltweit und seit 25 Jahren auch eine in Brasilien. Fernab der europäischen Kunstszene konnte sich São Paulo auf dem Jahrmarkt der Kunstfestivals behaupten. Zu Recht, so der diesjährige Direktor Alfons Hug. Denn zu lange waren New York, Venedig oder Berlin tonangebend. Der Kurator will gegen diesen "Eurozentrismus in der Bildenden Kunst" angehen.

Der frühere Leiter verschiedener Goethe-Institute ist in der fünfzigjährigen Geschichte der Biennale São Paulo auch der erste Ausländer, der das Festival kuratiert. Mit einem ausgetüftelten Programm will Hug unter dem Motto "Metropolitan Iconography" in diesem Jahr Künstlern aus aller Welt die Möglichkeit geben, ihre Beziehung zu Großstädten darzustellen.

São Paulo - Stadt der Kunst und Gewalt

Und São Paulo ist dafür der ideale Standort. São Paulo kann nie anhalten, sagen die Brasilianer. In kaum einer anderen Weltstadt liegen Gewalt und Schnelllebigkeit so nah beieinander. Das aber bringe überraschende kulturelle Konstellationen mit sich, so der deutsche Kurator. Also sei São Paulo dazu prädestiniert, das Drama der modernen Stadt zu diskutieren. Und daran nehmen fast 200 Künstler aus 70 Ländern teil. Zehn davon repräsentieren die deutsche Kunstszene in verschiedenen Kategorien und Ausstellungen. Die Maler Rupprecht Geiger und Franz Ackermann wurden als offizielle Bewerber von deutscher Seite ausgewählt.

Internationale Zeichensprache in São Paulo

Die Ausstellung "Metropolitan Iconography" stellt globale Weltkunst anhand von 12 Städten vor. Fünf Künstler stellen jeweils "ihre" Stadt vor, unabhängig von ihrer eigenen Herkunft. Denn schließlich kommt es auf die Perspektive an, und die ist auch in den Metropolen der Welt grenzenlos: In São Paulo, New York, London, Moskau, Istanbul, Johannesburg, Tokio, Berlin, Sydney, Bejing und Caracas. Für die Hauptstadt von Venezuela stellt der Kölner Videokünstler Marcel Odenbach eine Arbeit über die Miss-Wahlen zur Verfügung. Die zwölfte Großstadt trägt schlicht den Namen "The 12th City". Erfunden haben sie auch ebenso viele internationale Künstler - nämlich 12. Mit dabei ist der Deutsche Carsten Höller mit seiner Installation "Flying City".

Berlin ist in São Paulo

Franz Ackermann 25. Biennale Brasilien 2002
Franz Ackermann, Untitled, 1998 Courtesy of: Neugerriemschneider, BerlinBild: presse

Die deutsche Metropole Berlin wird repräsentiert von: Katharina Grosse (Malerei), Olaf Metzel (Skulptur), Michael Wesely (Fotografie), Frank Thiel (Fotografie) und Franz Ackermann (Malerei). Und Berlin gibt auch den Anstoß für das begleitende Filmprogramm, mit dem vom 14. Mai bis zum 2. Juni die elf Metropolen und die zwölfte utopische Stadt mit Spiel- und Dokumentarfilmen vorgestellt werden. Als Auftakt präsentiert das Goethe-Institut am 21. und 22. April die restaurierte Fassung von Fritz Langs Stummfilm "Metropolis".

Spezielle Räume - spezielle Künstler

Kein anderer deutscher Fotograf hat die äußeren Fassaden der Großstadt so im Kamerasucher festgehalten wie der Leipziger Andreas Gursky. Zusammen mit seinem deutschen Künstlerkollegen Thomas Ruff stellen somit zwei namhafte deutsche Fotokünstler ihre überdimensional großen Fotografien in sogenannten "Special Project Rooms" zur Verfügung. Auch das Internet wird als Medium künstlerisch genutzt: Zehn internetbasierte Projekte setzen sich mit Thema Metropole virtuell auseinander.