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Deutsche Touristen retten Haushalt

Mariya Ilcheva30. August 2012

Trotz der Krise gelten die Deutschen nach wie vor als Reiseweltmeister. Das freut die Länder Südosteuropas: Tourismus ist für viele einer der wichtigsten Wirtschaftszweige - und die meisten Gäste kommen aus Deutschland.

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Reisekoffer im Sand (Foto: Fotolia)
Bild: lisalucia - Fotolia.com

Es wird wohl am Ende doch eine gute Saison für den Tourismus in Südosteuropa - wenigstens was die Anzahl der Besucher aus Deutschland betrifft, glauben deutsche Reiseveranstalter. Zurückhaltend fing das Jahr an, insbesondere für Griechenland. Man sprach von einem "katastrophalen Jahr", es war die Rede von Buchungseinbrüchen von bis zu 30 Prozent. Die neuesten Daten aber zeigen: Griechenland ist immer noch auf Platz drei unter den beliebtesten Auslandsreisezielen der Deutschen - hinter Spanien und der Türkei. "Das Minus wird von Monat zu Monat kleiner", sagt Kathrin Spichala vom weltweit größten Reiseveranstalter TUI.

Wenn es so weitergeht, könnten die Griechen die diesjährige Saison mit einem Minus von weniger als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr abschließen. Die traditionell optimistische Tourismus-Branche deutet auch das als ein Erfolg, "denn 2011 war mit 2,5 Millionen deutschen Touristen in Griechenland und einem Wachstum von zwölf Prozent ein Rekordjahr", sagt Panagiotis Skordas, Deutschland-Direktor der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr. Ein verhältnismäßig kleines Minus davon stelle immer noch ein gutes Ergebnis dar, so Skordas.

Strand mit Sonnenliegen und Badegästen (Foto: dpa)
Sandstrand von Malia an der Nordküste der griechischen Insel KretaBild: picture-alliance/dpa

Das ist umso wichtiger, da noch am Anfang des Jahres die deutsch-griechischen Beziehungen nachhaltig gestört zu sein schienen. So konnte man in der griechischen Presse Kanzlerin Merkel in NS-Uniform und mit Hackenkreuz dargestellt sehen, während die deutschen Boulevardzeitungen den Griechen empfahlen, ihre Insel oder gar die Akropolis zu verkaufen, um die Schulden zu begleichen. Inzwischen haben sich die Gemüter auf beiden Seiten beruhigt, erklärt Nina Kreke, vom Reiseveranstalter Thomas Cook "so, dass die Deutschen Vertrauen gefasst haben und gebucht haben". Und die griechischen Hoteliers halfen dann auch noch ein wenig, erklärt Kreke: "Sie haben natürlich auch durch Preisnachlässe den Verkauf etwas angeregt."

"Danke Deutschland!"

Gute Nachrichten kommen auch aus Kroatien. Das Land sei der Shootingstar der Saison, sagt Thomas Schäfer vom Deutschen Reiseverband. Dies bestätigen jetzt die aktuellen Zahlen. Fast eine Million Deutsche haben sich in der ersten Jahreshälfte für einen Urlaub im kleinen Land an der Adria entschieden - ein Zuwachs von 15 Prozent im Vergleich zu Vorjahr. Das ist für Kroatien umso wichtiger, da krisenbedingt dieses Jahr wesentlich weniger Touristen aus dem benachbarten Italien über die Adria kam. "Die Deutschen haben den kroatischen Haushalt gerettet", schrieb eine große kroatische Zeitung und fügte hinzu: "Danke Deutschland!"

Damit die Tourismusbranche weiter auf Erfolgskurs bleibt wurde in Kroatien bereits entschieden, die Mehrwertsteuer für touristische Dienstleistungen ab 2013 von 23 Prozent auf zehn Prozent zu senken. Und die Touristen müssen außerdem nicht befürchten, dass die Küste Kroatiens voll bebaut wird. Denn "das Land hat von den Fehlern der anderen gelernt", versichert der Tourismusminister Veljiko Ostojic. So existieren in Kroatien gesetzliche Regelungen zum Schutz der Natur, die dem Zubetonieren im Wege stehen.

Blick auf eine Küste mit Motorboot (Foto: AP)
Strand in KroatienBild: AP

Bulgarien - das Land für preisbewusste Familien

Mit "den Fehlern der anderen" könnte auch die bulgarische Baupolitik gemeint sein. Denn in den Ferienorten an der Schwarzmeerküste wurden in den letzten Jahren hunderte neuer Betonburgen gebaut, die hauptsächlich mit niedrigen Preisen Gäste aus dem Ausland anziehen wollen. Allerdings mit einer negativen Folge: Man setzt auf den billigen Massentourismus, die reichen Gäste aus dem Ausland bleiben aus. Nina Kreke von Thomas Cook bestätigt das: "Das Land ist eher etwas für Menschen, die bei ihrem Urlaub aufs Budget achten müssen."

Strand mit Urlaubern, im Hintergrund hohe Häuser
Hohe Häuser, viele Urlauber: Strand in BulgarienBild: cc by vacacionesbulgaria.com- sa 3.0

Mit diesem Konzept sei das Land dieses Jahr auf Platz fünf der meistgebuchten Auslandsziele der Deutschen bei Neckermann Reisen gestiegen, sagt Kreke - in den ersten sieben Monaten etwa 600.000 Touristen.

Türkei - ein beliebtes Urlaubsziel

Damit demnächst noch mehr Gäste nach Bulgarien kommen, sollte sich das Land ein Beispiel an der Türkei nehmen, meint Kathrin Spichala von TUI: "Die Türkei ist extrem bemüht, sich als Destination mit viel Engagement und finanziellem Aufwand in Erinnerung zu bringen - so etwa mit TV-Werbung auf den "richtigen" Kanälen, oder als Partnerland der Reisemesse ITB. In Bulgarien fehlt dies komplett. Dem Land mangelt es an Geld, an Ideen und an Werbung zur Unterstützung der Tourismusindustrie."

Es geht aber nicht nur um die Werbung - auch die Qualität muss stimmen, sagt Nina Kreke von Thomas Cook: "Die Türkei bietet ein sehr verlässliches Produkt, mit qualitativ sehr hochwertigen Hotels und sehr professionellem Service. Dort wird viel Wert darauf gelegt, dass der Gast ein zeitgemäßes Produkt findet."

Blick von oben auf einen Strand mit vielen Menschen (Foto: AP)
Belebter Strand im türkischen AntalyaBild: AP

Dass sich das lohnt, belegen auch die Zahlen: Die Türkei ist nach Spanien das beliebteste Reiseziel der Deutschen. Die Deutsch-Türkische Stiftung für Bildung und wissenschaftliche Forschung TAVAK prognostiziert, dass sich die Anzahl der deutschen Touristen im Jahr 2012 auf mehr als fünf Millionen erhöhen wird - ein Zuwachs von sieben Prozent.