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Unterwäsche für China

Klaudia Prevezanos30. November 2006

China gilt als größter Textilhersteller der Welt. Trotzdem will die deutsche Trendmarke bruno banani ihre teure Unterwäsche verstärkt in eigenen Läden in der Volksrepublik verkaufen - und zwar "Made in Germany".

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Geblümte Unterwäsche für Frauen aus der neuen Kollektion von bruno banani (Foto: bruno banani)
Geblümtes aus der neuen Kollektion von bruno bananiBild: presse

"Bruno banani Underwear hat die Welt gesehen!". Mit diesem Marketingspruch wirbt der Unterwäschehersteller aus Chemnitz für seine Designerwäsche. In Europa, Russland und Südkorea gibt es die teuren Trend-Buxen schon länger. Nun soll auch noch der chinesische Markt erobert werden: 18 Läden wurden hier bereits im Laufe des Jahres 2006 eröffnet, im nächsten Jahr sollen sieben weitere hinzukommen. Innerhalb von drei Jahren plant bruno banani 50 Shops aufzumachen, in Schanghai, Hongkong und anderen großen Städten.

Junge Aufsteiger mit dem nötigen Kleingeld

Florale Unterhosen auch für Männer (Foto: bruno banani)
Florale Unterhosen auch für MännerBild: presse

Das besondere daran: Die Hemdchen und Höschen werden in Deutschland produziert und nach China exportiert, dem größten Textilhersteller der Welt. Das klingt wie Kühlschränke an Eskimos zu verkaufen. Doch Geschäftsführer Wolfgang Jassner gibt sich selbstbewusst: "Unsere Zielgruppe ist in China die gleiche wie überall sonst auch: Junge Aufsteiger mit Interesse an Marken und dem notwendigen Kleingeld." Die Preise in China sind mit denen in Deutschland vergleichbar: Herrenunterwäsche kostet ab 20 Euro, der Preis für ein Damen-Top beginnt bei 25 Euro. Allerdings lag das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in China im Durchschnitt nur bei rund 5200 Euro im Jahr 2005. Doch das Interesse an teuren Markenprodukten steigt auch in der boomenden Volksrepublik ständig.

Überraschend: Kleidung "Made in Germany" goes China

Microfaser-Wäsche nun für Chinesen (Foto: bruno banani)
Microfaser-Wäsche - nun für ChinesenBild: presse

Deutsche Textilhersteller, die - so wie die bruno banani Underwear GmbH im ostdeutschen Chemnitz - hierzulande produzieren und dann nach China liefern, muss man mit der Lupe suchen. Für Autohersteller, im Maschinenbau, der Chemie- und Pharmaproduktion sowie anderen Exportbranchen in Deutschland ist das nach Angaben des Ostasiatischen Vereins (OAV) völlig normal. Im Textilbereich ist der Export aus Deutschland nach China dagegen nur bei Produkten mit besonderem Qualitäts- oder Markenimage denkbar, so der OAV, einem Wirtschaftsverband deutscher Unternehmen, die in Asien und der Pazifikregion aktiv sind. Schließlich gilt die Volksrepublik als textile Werkbank der Welt.

Der deutsche Kleidungshersteller Trigema aus Burladingen wirbt zwar damit, seine gesamte Ware in Deutschland zu produzieren, er liefert aber nicht nach China. Der Exportanteil von Trigema liegt nach Angaben des Unternehmens insgesamt nur bei zwei bis drei Prozent. Die deutsche Designkleidermarke Hugo Boss ist auf dem chinesischen Markt zwar gut vertreten, in Deutschland werden aber, wie auch bei anderen Textil- und Kleidungsfirmen, nur noch Einzelteile hergestellt.

Qualifiziertes Personal und zeitnahe Lieferung

Bruno banani macht 2006 nach eigenen Angaben ein Viertel seines Umsatzes mit dem Export - Tendenz steigend. Genäht wird die teure Hightech-Unterwäsche nach wie vor im sächsischen Chemnitz. "In Deutschland finden wir hoch qualifiziertes Personal, können aber auch sehr schnell und zeitnah modische Trends aufgreifen und den Markt beliefern", sagt Geschäftsführer Jassner. "Der Standort Deutschland ist immer noch gut, als Anbieter von hochwertigen Produkten können wir uns das leisten", ergänzt er im Hinblick auf die höheren Lohnkosten. Außerdem würden die meisten Stoffe wie Microfasern, die für Wäsche von bruno banani benötigt werden, zurzeit in China nicht verarbeitet, meint Jassner.

Eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte

Geschäftsführer und Firmengründer Wolfgang Jassner (Foto: bruno banani)
Geschäftsführer und Firmengründer Wolfgang JassnerBild: presse

Bislang ist bruno banani eine Erfolgsgeschichte: Das Unternehmen wurde kurz nach der deutschen Vereinigung 1993 in Chemnitz gegründet, von Wolfgang Jassner, einem süddeutschen Unternehmer, und Klaus Jungnickel, Wäschefabrikant aus dem Osten. Beide führen die Firma bis heute. Über 100 Mitarbeiter sind bei dem Label mit dem gewöhnungsbedürftigen Namen inzwischen beschäftigt. Neben dem Geschäft mit Unterwäsche sind Lizenzprodukte wie Parfum, Sonnenbrillen, Schuhe und Uhren hinzugekommen, sie machen inzwischen laut Jassner mehr als die Hälfte des Umsatzes aus. Im Vergleich zu 2005 stieg der Umsatz in diesem Jahr um über elf Prozent auf 55 Millionen Euro.

Für das Geschäft in China gibt es keine eigenen Produkte oder Werbemaßnahmen mit chinesischen Models. Die neuen Läden betreibt laut Geschäftsführer Jassner ein Lizenznehmer. Schutz vor Produktpiraterie gebe es nur in Form der Lizenzvergabe. Die Microfaserstoffe seien in China zudem nicht erhältlich, so dass zumindest originalgetreue Kopien nicht möglich sein dürften, meint Jassner. Die Internet-Seite mit dem Online-Shop von bruno banani gibt es außer in Deutsch und Englisch auch schon auf Chinesisch.