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Deutsche Welle bringt chinesische Musiker zum Beethovenfest Bonn

Dieter Glave4. Oktober 2004
https://p.dw.com/p/5dnC
Bild: DW

Als Medienpartner und einer der Hauptsponsoren des Beethovenfests Bonn berichtete die DW jetzt über eine ihrer wichtigsten Initiativen: Die Einladung des Orchesters des Zentralen Musikkonservatoriums Peking zum Orchestercampus für junge Musiker nach Bonn und die Vergabe einer Auftragskomposition an den chinesischen Komponisten Qin Wenchen. (sprich: tchin wen’tschänn). Nachdem die jungen Musiker inzwischen in Bonn eigetroffen sind, nahmen u.a. Komponist Qin sowie Konservatoriumsdirektor Wang Cizhao nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft an einer Pressekonferenz im Gebäude der DW teil. Bedenkt man, daß das zentrale Konservatorium von Peking so etwas wie eine zentrale Talentschmiede für Musiker im ganzen Land ist, gewinnt der hohe Stellenwert, den man in China der europäischen Musik und insbesondere Beethoven beimißt, besondere Bedeutung: Wang Cizhao:

"In China wird Beethoven als ‚Heiliger der Musik‘ gekrönt. Für jeden Musikstudenten ist er unersetzbar... Deutschland verfügt über lange musikalische Tradition und, kann man so sagen, daß Deutschland die Herkunft der europäischen Musik ist. Daß wir in Bonn am Beethovenfest teilnehmen dürfen, das ist für uns eine große Ehre in der Heimatstadt von Beethoven."

Qin Wenchen, fünftes Kind einer mongolischen Hirtenfamilie, lernte westliche Musik erst mit 18 Jahren kennen, nachdem er die chinesische Volksmusik studiert hatte. Für ihn ist Deutschland kein unbekanntes Land, denn hielt sich für längere Zeit als DAAD-Stipendiat bei Nicolaus A. Huber an der Folkwang-Hochschule in Essen auf. Qin schrieb im Auftrag der DW das Werk "Pilgerfahrt im Mai". Am 23. September wird es beim Beethovenfest vom Orchester des Zentralen Musikkonservatoriums Peking uraufgeführt. In dem knapp 15-minütigen Orchesterstück nimmt Qin Bezug auf die tibetische und mongolische Musiktradition, wie er erläutert:

... "Ich bin in der Inneren Mongolei geboren und mein Werk hat mit Religion zu tun ... Von meiner Kindheit an habe ich mehrere religiöse Rituale erlebt und mehrere religiöse Geschichte(n) gehört ... Nachdem ich erwachsen wurde, war ich mehrmals in Tibet auf Reisen. Da habe ich auch buddhistische Rituale besichtigt und die Musik gehört ... Was mich zutiefst bewegte, ist der religiöse Geist ... Dem ‚Schicksals-Motiv‘ soll die ganze Menschheit Aufmerksamkeit schenken."

Und damit spielte Qin eben auch auf Ludwig van Beethoven an: gemeint ist das berühmte Schicksalsmotiv aus der fünften Sinfonie, das in Qins Komposition als Zitat vorkommt.

Das Konzert mit der Uraufführung wurde live in China übertragen; noch während der Konzertübertragung meldeten sich begeisterte Hörer bei Mitwirkenden via SMS. darüberhinaus haben etliche chinesische Journalisten aus Bonn berichtet, darunter ein Team des größten chinesischen Fernsehsenders CCTV.

Diese Auftragskomposition und der Orchestercampus für die jungen Musiker mit bekannten Dirigenten sind die wichtigsten Elemente des DW-Enagagements im Rahmen des Beethovenfests. Darüberhinaus ist der Sieger eines großen Klavierwettbewerbs, den der DW-Partnersender Radio Henan in China landesweit ausgeschrieben hat, in der "Nacht der Klaviere" beim Beethovenfest aufgetreten. Wie groß die Resonanz in China war, erweisen die Zahlen: 2000 junge Pianisten zwischen 18 bis 20 Jahren hatten sich im Mai an der Ausschreibung beteiligt, in die Endrunde Ende August kamen noch 200, und am 8. September wurde der Sieger im chinesischen Fernsehen präsentiert: Ma Sichen:

... "Dies ist meine erste Reise nach Deutschland ... Also ich bin erst seit ein paar Stunden hier, aber die schöne Stadt und das schöne Gebäude hat mich sehr beeindruckt."

Seine 80 Kolleginnen und Kollegen vom Orchestercampus haben sich bis zum 29. September in Bonn aufgehalten. Die Nachwuchsmusiker aus China wohnten – wie schon in den Jahren zuvor die jungen Ukrainer, Türken und Georgier – bei Bonner Gastfamilien.