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Deutsche wieder Fußball-Europameisterinnen

20. Juni 2005

Im Gewitterregen sind die deutschen Fußballerinnen zum Titel gestürmt: Europameister - und das zum sechsten Mal. Im Finale besiegten sie Norwegen mit 3:1. Da fällt Cheftrainerin Tina Theune-Meyer der Abschied leichter.

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Segen im Regen: Spielführerin Birgit Prinz nach dem 3:1Bild: AP

Zum vierten Mal in Folge hat die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den EM-Titel abgestaubt. Nach einem spannenden Finale im britischen Blackburn nahmen die deutschen Fußballerinnen am Sonntag (19.6.2005) die neue Trophäe entgegen – den "alten" Pokal durften sich die Fußball-Frauen nach zuletzt drei EM-Titeln hintereinander schon 2001 dauerhaft ins Regal stellen.

Spezialbild: Fußball-EM Frauen: Finale Deutschland - Norwegen, 2. Tor für Deutschland erzielt durch Anja Mittag
Erst sah's nach Anja Mittag aus - doch es war Inka Grings, die das 2:1 für Deutschland schossBild: dpa

Glück und gute Schüsse

Auch der einsetzende Gewitterregen konnte das deutsche Team nicht mehr aufhalten, obwohl die Norwegerinnen es ihnen nicht leicht machten. Mit einem Doppelschlag hatten Inka Grings (22. Minute) und Renate Lingor (24.) die deutsche Elf in Führung gebracht. Geburtstagskind Dagny Mellgren verkürzte für den Olympiasieger von 2000 vor der Pause (41.) noch auf 1:2, ein Treffer der Norwegerinn Stine Frantzen wurde wegen Abseits nicht gegeben.

Nach der Halbzeit machte Spielführerin Birgit Prinz den Sieg mit einem abgefälschten Schuss dingfest (63.) – die deutsche Torhüterin Silke Rottenberg rettete den EM-Gewinn mit glänzenden Paraden gegen Lise Klaveness (50. und 69.) sowie Mellgren (93.). Ein glücklicher, aber nicht unverdienter Erfolg. In der 46. Minute hatte Prinz das 3:1 schon knapp verpasst. Die deutsche Frauen haben seit 1993 kein EM-Spiel mehr verloren.

Deutsche Frauen Europameister - Panorama
Die deutsche Frauen-Elf hat seit 1993 kein EM-Spiel mehr verlorenBild: AP

Torschützin im zweiten Anlauf

Inka Grings wurde erst zwei Stunden nach Spielende zur offiziellen Torschützin erklärt, nachdem der Treffer zuerst Anja Mittag zugesprochen worden war. Doch die übereinstimmenden Aussagen der beiden Spielerinnen führten dazu, dass die Europäische Fußball-Union (UEFA) die Entscheidung korrigieren ließ. Nun ist Grings mit vier Treffern obendrein noch Torschützenkönigin der EM: "Ich freue mich unheimlich darüber. Jetzt habe ich zwei Titel, das ist ein schönes Zubrot", sagte die Stürmerin.

Panoramabild: Fußball EM Frauen - Deutschland - Finnland
Im Halbfinale hatten die deutschen Frauen Finnland 4:1 besiegt. Damals meinte die Finnin Anne Mäkinen: 'Das ist manchmal, als wenn du gegen Männer spielst.'Bild: dpa

Die Trainerin geht

Frauenfußball: Bundestrainerin Tina Theune-Meyer, Porträt
Die deutsche Cheftrainerin Tina hängt nach dem EM-Sieg ihren Job an den NagelBild: dpa

Der sechste EM-Gewinn ist ein schönes Abschiedsgeschenk für die deutsche Cheftrainerin Tina Theune-Meyer (51): Sie gibt ihren Job an Ex-Nationalspielerin Silvia Neid ab - nach neun Jahren, einem WM-Titel (2003) und drei EM-Triumphen (nach 1997 und 2001). "Ich bin stolz auf meine Mannschaft, sie war die beste in diesem Turnier", betonte "TTM". Sie gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge – "aber doch mehr mit einem lachenden". "Das neue Leben wird mir gut tun", meinte die erfolgreichste Frauenfußball-Trainerin der Welt. Ab August 2005 wird sie einen anderen Posten beim DFB bekommen; wo und welchen, darüber herrscht noch Schweigen.

Selbst die Konkurrenz zog den Hut vor der DFB-Elf: "Deutschland war einfach den Tick besser", sagte Norwegens Trainer Bjarne Bengtsen. "Wir können auch auf Silber stolz sein." DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder lobte: "Es ist toll, mit welcher Selbstverständlichkeit sie diese Erfolge holen. Was diese Frauen leisten, ist schon etwas ganz Besonderes." Sogar Bundespräsident Horst Köhler gratulierte und schrieb: "Ich bin stolz darauf, solch erstklassige Fußballerinnen in meinem Land zu haben."

Die EM-Frauen müssen sich nicht mit Worten begnügen: Der DFB zahlt jeder Spielerin 10.000 Euro, das war zum ersten Mal vor einem großen Wettkampf ausgehandelt worden. Männer bekommen zwar nach wie vor mehr - aber DFB-Chef Theo Zwanziger betonte, er würde sich freuen, wenn auch Fußballerinnen in einigen Jahren "ganz andere Summen" als Siegprämie heimtragen könnten. (reh)