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Deutsche Wirtschaft bleibt unter Dampf

21. Februar 2011

Beste Laune herrscht in deutschen Unternehmen. Sie bewerten ihre Geschäftslage gut und lassen damit den Ifo-Geschäftsklimaindex erneut steigen. Aber: Die Wirtschaft spürt zunehmend steigende Rohstoff- und Energiepreise.

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Neuwagen auf einem Binnenschiff auf dem Rhein. Foto: dpa
Der Export sorgt für gute StimmungBild: picture alliance/dpa

Vom ifo-Institut für Wirtschaftsforschung kommen gute Nachrichten: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Februar überraschend weiter aufgehellt. Das zeigt der ifo-Geschäftsklimaindex, ein wichtiger Frühindikator der deutschen Wirtschaft. Er ist zum neuen Mal in Folge gestiegen. Waren es im Vormonat noch 110,3 Punkten sind es nun 111,2 Punkte, teilte das Ifo-Institut am Montag (21.02.2011) mit. Die befragten 7000 Unternehmer bewerteten demnach ihre aktuelle Lage noch einmal deutlich besser als im Januar. Und auch auf das kommende halbe Jahr schauen sie erneut optimistischer als zuletzt.

Wirtschaftsforscher Hans-Werner Sinn, Foto: dpa
Der Aufschwung ist robust, meint Hans-Werner SinnBild: dpa

Vor allem der Export würde weiter wachsen, sagte der ifo-Präsidenten Hans-Werner Sinn. "Der Einzelhandel ist der einzige Wirtschaftsbereich, in dem sich das Geschäftsklima etwas abgekühlt hat". Insgesamt sei der Aufschwung in Deutschland robust, erklärte Sinn. Der erneute Anstieg des Index war eine Überraschung, denn die meisten Experten hatten wie schon in den Vormonaten mit einem leichten Rückgang gerechnet.

Guter Start

Auch im Bundesfinanzministerium wurde am Montag die erfreuliche Lage der deutschen Wirtschaft bestätigt. "Die vorlaufenden Konjunkturindikatoren deuten auf einen günstigen Start der deutschen Wirtschaft in das Jahr 2011 hin", hieß es in dem vom Bundesfinanzministerium veröffentlichten Monatsbericht. Der Aufschwung werde inzwischen von vielen Wirtschaftsbereichen gestützt. Und man rechnet damit, dass sich dieser Aufschwung auch im weiteren Verlauf des Jahres fortsetzt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird in diesem Jahr preisbereinigt um 2,3 Prozent steigen. Für 2012 geht die Regierung gegenwärtig von einem Wachstum von real 1,8 Prozent aus.

Bremsen steigende Rohstoffpreise?

Gestiegene Rohstoffpreise konnten den deutschen Unternehmen bislang nicht so viel anhaben, meint der Analyst Ralph Solveen von der Commerzbank: "Die Industrie merkt, dass die Rohstoffpreise gestiegen sind. Man muss aber im Hinterkopf behalten, dass für die Unternehmen die Lohnkosten deutlich wichtiger sind als die Rohstoffpreise. Daher ist die Teuerung dort im Moment nicht das große Problem."

Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen, Foto: AP
Risiken drohen von der Außenwirtschaft, meint Jörg AsmussenBild: AP

Anders die Sicht von Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen. "Eine weitere erhebliche Verteuerung von Rohstoffen würde bremsend auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wirken", schreibt Asmussen. Dagegen könne die Binnenwirtschaft sich positiv auf die Konjunktur auswirken. Die Binnennachfrage steuere bereits jetzt neben den Exporten einen steigenden Beitrag zum Wachstum bei.

Es läuft, solange Exporte laufen

Nach wie vor sind die Exporte eine tragende Säule des deutschen Wirtschaftswachstums. Eine Vielzahl von Indikatoren zeige, dass sie auch in Zukunft weiter florieren, hieß es aus dem Bundesfinanzministerium.

Gestoppt werden könne die deutsche Wirtschaft eigentlich nur durch einen größeren Rückschlag im Ausland, meint Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger. So etwas sei aber momentan nicht in Sicht und würde auch nicht durch die Unruhen in der arabischen Welt ausgelöst. In den USA zeichne sich eine moderate Aufwärtsentwicklung ab, nachdem zuletzt noch über einen Rückfall in die Rezession diskutiert worden sei. Auch in Asien laufe es weiter gut, was die Exporte dorthin begünstige.

Abberger betonte allerdings, dass es durchaus Risiken gibt: Stark steigende Preise in China könnten das dortige Wachstum beeinträchtigen. Außerdem würde ein Engpass bei den Öl-Lieferungen die Unternehmen stark unter Druck setzen. Schon jetzt kämpfen viele Firmen mit höheren Kosten für Energie und Rohstoffe. Noch hätten die Konzerne einen Puffer, so Abberger. Sie erwarteten, selbst höhere Preise für ihre Produkte durchsetzen zu können.

Autor: Insa Wrede (dapd, dpa, Reuters)

Redaktion: Rolf Wenkel