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Deutsche Wissenschaftler suchen Zugang zu KGB-Archiven

12. September 2005

Mit zweijähriger Verspätung gibt es ein Deutsches Historisches Institut in Moskau. Russische Behörden hatten die Eröffnung verzögert, weil es den Deutschen auch um den Zugang zu vertraulichen Dokumente geht.

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Ehemaliges KGB-Gebäude in MoskauBild: AP

Am Montag (12.9.2005) wurde das Deutsche Historische Institut in Moskau eröffnet. Dort soll die russisch-deutsche Geschichte untersucht werden. Eine Bibliothek bildet den Hauptbestandteil des Instituts. Darin findet sich Literatur über die Geschichte Deutschlands und Russlands und deren Beziehungen in den letzten 300 Jahren. Außerdem gehört die Verteilung von Stipendien an Aspiranten und Lehrkräfte der Universitäten zu den Zielen des Instituts.

Das Team des Instituts ist nicht groß: zwei deutsche und zwei russische Wissenschaftler, zwei Verwaltungsmitarbeiter und einen Direktor des Instituts, den 64-jährige Bernd Bonwetsch von der Universität Bochum. Seiner Meinung nach wird die Tatsache, dass es auch Russen im Team gibt, die russischen Behörden und die Öffentlichkeit davon abbringen, Untersuchungen des Instituts als tendenziös und pro-westlich zu bezeichnen. Außerdem wird es so für die Mitarbeiter vor Ort einfacher sein, mit den Verantwortlichen für die Geheimarchive von Außenministerium und Föderalem Sicherheitsdienst in Kontakt zu treten.

Das sechste Institut

Um das Institut zu finanzieren, wurden fünf Millionen Euro durch zwei deutsche Sponsoren freigegeben: die Krupp-Stiftung und die ZEIT-Stiftung. Dieses Geld sollte für die nächsten fünf Jahre reichen. Danach ist geplant, das Institut aus dem bundesdeutschen Haushalt finanzieren.

Die staatliche Unterstützung der Deutschen Historischen Institute hat eine lange Tradition. Das erste Institut wurde in Rom 1888 gegründet, nachdem der Vatikan den Zugang zu seinen Archiven bewilligt hatte. Später wurden solche Institute in Paris (1958), London (1975), Washington (1987) und Warschau (1993) eröffnet.

Die Deutschen hätten in der Geschichte der russischen Kultur und Wissenschaft über Jahrhunderte eine große Rolle gespielt, betont der Moskauer Historiker Professor Viktor Ischtschenko. Ebenso sei der russische Einfluss auf Deutschland zu bewerten. "Deshalb besteht die Aufgabe, ein komplettes historisches Bild der Deutschen in Russland

sowie der Russen in Deutschland einschließlich sämtlicher Emigrationswellen zusammenzutragen", erläutert der Sekretär der deutsch-russischen Historikerkommission.

Diplomatischer Status verweigert

Die Eröffnung des Instituts war eigentlich schon für das Jahr 2003 geplant, wurde aber nach deutschen Medienberichten immer wieder durch die russischen Behörden verhindert.

Die Verzögerung entstand aber auch, weil die deutschen Organisatoren unbedingt einen diplomatischen Status für die Institutsmitarbeiter erstreiten wollten, meint Bonwetsch. Solchen Status haben zum Beispiel auch die Mitarbeiter der Goethe-Institute. Die Forderung ließ sich letztlich nicht durchsetzen.

Der dritte Verzögerungsgrund war die Verwaltungsreform in Russland. Einige Monate lang durfte keine russische Behörde die Akkreditierung des Instituts durchführen. Und als dieses organisatorische Problem gelöst wurde, ging es auf einmal so schnell, dass die Deutschen es kaum schafften, rechtzeitig die nötigen Unterlagen vorzulegen, erzählt Bonwetsch.

Das Deutsche Historische Institut befindet sich in den Räumen des INION-Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften. Laut Bonwetsch entschieden sich die Organisatoren bewusst gegen eine Angliederung an die Moskauer Lomonosow-Universität oder die Hochschule für Internationale Beziehungen, damit man in der Arbeit nicht behindert werde. (kas)