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Deutscher Ärzterat für Timoschenko

4. Mai 2012

Neue Entwicklung im Fall Timoschenko: Die in Haft erkrankte ukrainische Oppositionsführerin will sich nun doch in ihrer Heimat behandeln lassen - von deutschen Ärzten.

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Julia Timoschenko im Gefängnis in Charkow (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Deutsche Diplomaten haben nach Angaben von Bundesaußenminister Guido Westerwelle in der Ukraine mit Julia Timoschenko über die Zukunft der inhaftierten ukrainischen Ex-Regierungschefin gesprochen. Dabei sei erörtert worden, welche Lösungsmöglichkeiten es aus ihrer Sicht geben könne, sagte Westerwelle bei den Vereinten Nationen in New York. Er fügte hinzu: Abschließend und umfassend werde die medizinische Behandlung Timoschenkos - die an den Folgen eines Bandscheibenvorfalls leidet - in der Ukraine sicher nicht möglich sein. "Aber das, was jetzt in der Ukraine mit deutschen Ärzten und deutschen Diplomaten aus meinem Hause getan werden kann, das werden wir auch tun."

Behandlungsbeginn: 8. Mai

Die stellvertretende ukrainische Gesundheitsministerin, Raissa Moissejewa, sagte in Charkow, die ehemalige Regierungschefin sei bereit, ihre Therapie im Beisein deutscher Ärzte am 8. Mai in der Klinik Nummer 5 außerhalb des Straflagers in Charkow zu beginnen. Darauf habe sich Timoschenko bei einem Treffen mit dem Chef der Berliner Charité-Klinik, Karl Max Einhäupl, sowie Medizinern des Straflagers geeinigt, sagte die Vizeministerin. Die 51-jährige Timoschenko, die sich im Hungerstreik befindet, habe der Behandlung allerdings nur vorläufig zugestimmt. Bedingung sei die Anwesenheit von Spezialisten der Berliner Charité.

Karl Max Einhäupl (Foto: dpa)
Der Leiter der Charité-Klinik, EinhäuplBild: picture-alliance/dpa

Die Gefängnisverwaltung in Charkow bestätigte den Besuch des deutschen Arztes in Timoschenkos Zelle. Der Tochter Jewgenija und einem Vertreter aus dem Verteidigerteam sei der Zugang aber untersagt worden. Generalstaatsanwalt Viktor Pschonka erklärte, der Hungerstreik Timoschenkos habe "bisher keine gesundheitlichen Komplikationen mit sich gebracht". Timoschenko hatte den Hungerstreik vor zwei Wochen aus Protest gegen Misshandlungen begonnen. Deutsche Ärzte, die sie vor Wochen untersuchen konnten, bezeichneten ihren Zustand indessen als besorgniserregend.

Die an einem Bandscheibenvorfall leidende Politikerin hatte immer wieder erklärt, dass sie ukrainischen Ärzten nicht vertraue. Sie lege deshalb Wert auf ausländische Experten. Die Bundesregierung bemüht sich um eine Behandlung der Politikerin in Deutschland.

Zunehmende Belastung für die Ukraine

Die Ukraine ist gemeinsam mit Polen Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft im Juni und Juli. Die Gruppenspiele der deutschen Mannschaft finden in Charkow - nur wenige Kilometer von Timoschenkos Gefängnis entfernt - und in Lemberg statt. Die EU-Kommission hat am Donnerstag angekündigt, keiner der Kommissare werde die Spiele in der Ukraine besuchen. Das schließe auch das Finale ein, das am 1. Juli in Kiew ausgetragen werden soll.       

Der Fall Timoschenko belastet unterdessen auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Ukraine. Ein hochrangiger Politiker aus Kiew warnte Deutschland vor den Konsequenzen seiner harten Haltung. Sollten Vereinbarungen wie das derzeit auf Eis liegende EU-Assoziierungsabkommen an der Affäre Timoschenko scheitern, würde auch die Wirtschaftsbeziehung beider Länder leiden, sagte der für Außenpolitik zuständige Vize-Chef der Regierungspartei, Leonid Koschara, dem Nachrichtenportal "Spiegel Online". Ohne das Abkommen werde der deutsche Zugang zum ukrainischen Markt begrenzt bleiben.

hp/nis (dpa, dapd, rtr, afp)