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Deutscher Außenhandel erholt sich – vorerst

11. März 2010

Das Jahr 2009 war für die deutsche Exportindustrie das Schlimmste ihrer Geschichte. Jetzt aber wollen Deutschlands Exporteure wieder zulegen und Weltmarktanteile zurückgewinnen.

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Symbolbild. Maschinenbau
Das deutsche Zugpferd, der Maschinenbau, lahmt noch etwasBild: DW-TV

Es war für die deutsche Exportindustrie ein Jahr des blanken Horrors: Um 18 Prozent war das Geschäft 2009 eingebrochen – so stark wie nie zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg. Inzwischen gibt sich die deutsche Exportindustrie aber wieder zuversichtlich. Für das laufende Jahr prognostiziert der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) erstmals wieder einen Export-Anstieg von neun Prozent auf insgesamt über 875 Milliarden Euro. Auch das Importgeschäft könnte um sieben Prozent zulegen. Das verkündete der BGA am Donnerstag (12.03.2010) in Berlin.

Anton Börner, Präsident des BGA (Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels), Foto: anemel
Anton Börner ist verhalten optimistischBild: anemel

"Trotz dieser optimistischen Einschätzung stecken wir noch mitten in der Krisenbewältigung", schränkte BGA-Präsident Anton Börner seine positive Prognose aber wieder etwas ein. "Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau wird wohl erst 2013 erreichbar sein." Das war wohl auch eine Reaktion auf die Vorhersage, die am Mittwoch (10.03.) vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht wurde. Dort stellte man fest, dass im Vergleich zum Dezember 2009 die deutschen Exporte um mehr als sechs Prozent zurückgegangen seien. Überrascht haben diese Zahlen vor allem deswegen, weil Experten mit einem leichten Anstieg gerechnet hatten.

Schwache Nachfrage aus Südeuropa

Arbeiter am Schmelzofen
Deutsche Technik ist in Schwellenländern sehr gefragtBild: DW-TV

Unter der Krise leiden noch immer die Zugpferde der deutschen Exportwirtschaft: die Automobilbranche und der Maschinenbau. Der wichtige Handel innerhalb der EU ist zurückgegangen. Aus südeuropäischen Ländern wie Italien, Spanien und Portugal kommen immer weniger Aufträge für deutsche Firmen.

Warum sich trotzdem die Exportbranche erholen soll? Die Nachfrage nach deutscher Technik soll von Ländern außerhalb der EU kommen, insbesondere aus wachstumsstarken Schwellenländern wie China und Brasilien und aus Südosteuropa. Beispielsweise würden Brasilien und China zukünftig verstärkt in erneuerbare Energien investieren – ein großer Markt für deutsche Unternehmen. Aber auch deutsche Dienstleister würden in diesen Regionen gebraucht, zum Beispiel beim Aufbau von sozialen Netzen.

Um diese steigende Nachfrage zu bedienen, fehle jedoch vielen Unternehmen weiterhin Kapital. Und so warnte Börner vor einer drohenden Kreditklemme, vor allem für mittelständische Exportunternehmen. Deren finanzielle Situation sei „nach wie vor prekär“. Wenn Banken weiterhin zu vorsichtig bei der Vergabe von Krediten seien, könne das den kommenden Aufschwung behindern.

Schwacher Euro ist zweitrangig

Euromünze Euro Griechenland
Griechenland hat Euro-Außenwert unter Druck gesetztBild: DW

Seit der Staatskrise in Griechenland sinkt der Außenwert des Euros weiter. Für deutsche Export-Unternehmen ein Vorteil, meint Börner. Die können dadurch ihre Waren im Dollarraum billiger verkaufen. Auch kommen diejenigen Länder billiger an deutsche Waren, deren Währung an den Dollar gekoppelt ist. Dazu gehören Länder in Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt.

Ein schwacher Euro macht jedoch gleichzeitig eingeführte Güter teurer. So müssen deutsche Exportunternehmen sowohl für importiertes Öl und Rohstoffe mehr bezahlen, als auch für Produkte, die in Deutschland weiterverarbeitet und anschließend wieder exportiert werden. Insgesamt sei für die deutsche Wirtschaft ein stabiler Euro wichtiger, als dessen konkreter Außenwert, so Börner.

Kein Geld für Griechenland

Symbolbild, Rettung, Griechenland, Rettungsring Grafik: Claudia Dehn
Bankrott Griechenlands könnte Domino Effekt habenBild: Bilderbox / DW / Montage

Voraussetzung für einen Aufschwung des deutschen Außenhandels sei deshalb eine wirtschaftlich stabile Europäische Union. Mit Blick auf den drohenden Staatsbankrott Griechenlands warnt Börner vor einem „Domino-Effekt“: Sollte Griechenland Gelder von der EU erhalten, wäre dies „eine Einladung zur schludrigen Haushaltsführung an alle anderen“. Deutschland dürfe nicht für „innenpolitische Fehler, Haushaltstricks und Versäumnisse“ anderer Staaten einspringen.

Den Vorschlag, einen Europäischen Währungsfonds (EWF) für solche Zwecke zu gründen, lehnt Börner aber ab: Weder sei dessen Finanzierung geklärt, noch wie man einen EWF vor politischer Einflussnahme schützen könne. Börner stellt sich damit offen gegen die Bundesregierung, die die Einführung eines EWF prinzipiell befürwortet.

Autor: Samuel Jackisch

Redaktion: Insa Wrede