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Deutscher Edelzwirn in China

Danhong Zhang 1. März 2004

Automarken aus Deutschland sind in China längst ein Renner. Nun haben trendbewusste Konsumenten auch deutsche Mode entdeckt. Speziell eine schwäbische Edel-Marke lässt das Herz gut betuchter Chinesen höher schlagen.

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Markenname als Glücksbringer

Der Modekonzern Hugo Boss konnte sich im vergangenen Jahr im weiterhin schwierigen Marktumfeld gut behaupten. Der Nettogewinn stieg um zehn Prozent auf 82,4 Millionen Euro. Dazu hat unter anderem das florierende China-Geschäft beigetragen. "China ist für uns ein Booming-Markt", betont Phillip Wolff, Marketing-Direktor in der Boss-Zentrale in Metzingen und ergänzt. "Da besteht ein großer Nachholbedarf. Die Leute lieben unser Produkt. Wir können uns vorstellen, dass wir in China auf lange Sicht sehr viel Erfolg haben werden."

Die Entwicklung der deutschen Modemarke im Reich der Mitte ist schon jetzt eine Erfolgsgeschichte. Der erste Boss-Shop in China wurde 1994 eröffnet, und zwar - wenig verwunderlich - in Shanghai, der westlichsten Stadt in der Volksrepublik. Im Moment gibt es 50 Shops in den Großstädten des Landes. Zehn weitere sind für dieses Jahr geplant. In fünf Jahren sollen die Chinesen dann in 100 Boss-Shops für klingelnde Kassen sorgen. Doch warum ist gerade Hugo Boss so beliebt bei den Chinesen? "Das ist eine Kombination aus dem guten Produkt, aus dem Preis-Leistungsverhältnis und einem hervorragenden Image wie überall auf der Welt", erklärt Boss-Marketing-Chef Wolff.

Modischer Glücksbringer

Der glückliche Zufall, dass "Boss" vom Namen her eine Chefrolle assoziiert, hat sicherlich auch dazu geführt, dass die etwas abergläubischen Chinesen in einer Boss-Kollektion eine Art Glücksbringer sehen und dafür gerne tief in die Tasche greifen, denn die Preise in China sind laut Wolff ungefähr doppelt so hoch wie in Deutschland. Dies sei auf die hohen Transportkosten, die Importsteuern sowie die Gebühren, die man zahlen müsse, um Produkte einzuführen zurückzuführen.

Der doppelte Preis wie in Deutschland, das kann schon mehrere Monatsgehälter eines Durchschnittsverdieners verschlingen. Wer es noch nicht auf diesen Wohlstand gebracht hat, muss dennoch nicht ohne Boss leben. In China's Großstädten kann man auf speziellen Märkten Kleidungsstücke mit einem "Hugo Boss"-Aufdruck für eine Schnäppchenpreis kaufen.

Fälschungen als gutes Zeichen

In Metzingen reagiert man erstaunlich gelassen auf die Kopien. "Wir wären beleidigt, wenn man uns nicht fälschen würde", sagt Wolff und fügt hinzu: "Es ist ein gutes Zeichen, dass man uns fälscht. Auf der anderen Seite kann sagen, dass wir mit Anwälten, mit Detektiven und auch mit der Regierung eng zusammenarbeiten, um den Fälschern auf die Schliche zu kommen, um unser Copyright, unser Logo zu schützen."