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IT-Branche Hewlett-Packard

1. Oktober 2010

Der weltgrößte PC-Hersteller Hewlett-Packard wird künftig von einem Deutschen geführt: Der neue Mann an der Spitze heißt Leo Apotheker und war bis vor kurzem noch Chef von SAP.

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Leo Apotheker im Frühjahr 2010 auf einer PK von SAP (Foto: apn)
Leo Apotheker, Ex-Chef von SAP, wechselt zu HPBild: AP

Das nennt man wohl eine Überraschung: Der deutsche Manager Leo Apotheker wird Vorstandsvorsitzender von Hewlett-Packard. Damit beendet der weltgrößte IT-Konzern die Suche nach einem neuen Chef, die nach dem umstrittenen Rücktritt von Mark Hurd Anfang August angelaufen war. Am 1. November solle Apotheker seinen Job antreten, heißt es in einer Mitteilung, die HP am späten Donnerstagabend (30.10.2010) veröffentlichte. Die Interims-Chefin Cathie Lesjak werde auf ihren Posten als Finanzchefin von HP zurückkehren, ließ das Unternehmen aus Palo Alto im US-Bundesstaat Kalifornien außerdem wissen.

In unruhigem Fahrwasser

Ex-HP-Chef Mark Hurd (Foto: AP)
Ex-HP-Chef Mark Hurd musste im August gehenBild: AP

Der Kurs der HP-Aktien befindet sich seit dem Rückzug von Mark Hurd im freien Fall und hat bislang zehn Prozent verloren. Hurd hatte Hewlett-Packard in schwierigen Zeiten zur Nummer Eins der Branche gemacht. Der Preis allerdings war hoch: Hurd sanierte knallhart, strich rund 50.000 Stellen und kaufte zahlreiche Firmen hinzu. Anfang August musste er wegen einer Liaison mit einer ehemaligen Mitarbeiterin und falscher Spesenabrechnungen gehen. Mittlerweile hat er einen Spitzenposten beim Konkurrenten Oracle angenommen. Damit ist die erste Aufgabe für Leo Apotheker schon klar: Er muss den Konzern wieder zur Ruhe bringen und den Aktienkurs nach oben. Branchenexperten trauen ihm das jedenfalls zu. Es sei gut, jemanden von außen zu nehmen, zitiert die angesehene deutsche Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" die Analystin Kaushik Roy von Wedbush Securities. HP fehle es an Innovationen, und Apotheker können hier den notwendigen Wandel einleiten.

Bei SAP groß geworden

Logo HP (Quelle: Hewlett-Packard)
Hewlett-Packard - eine weltweit bekannte Marke

Der heute 57jährige Leo Apotheker hat zwei Jahrzehnte am Aufbau der Softwareschmiede SAP mitgearbeitet. SAP ist europäischer Marktführer für Unternehmens-Software. Apotheker, der Volkswirtschaftslehre und Internationale Beziehungen an der Hebräischen Universität in Jerusalem studiert hat, kam 1988 zu SAP. Er war dort für den Vertrieb in Europa, Nahost und Afrika zuständig, rückte 2002 in den Vorstand auf. 2008 bildete er gemeinsam mit SAP-Mitgründer Henning Kagermann die SAP-Doppelspitze. Nach Kagermanns geplanten Rückzug war Leo Apotheker im Mai 2009 am Ziel: Er wurde alleiniger Chef von SAP. Der Zeitpunkt allerdings war alles andere als günstig: Die Wirtschaftskrise hatte auch SAP voll erwischt und Apotheker gelang es mit seinem Führungsstil offenbar nicht, das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitern und Aufsichtsrat zu gewinnen. Nach nur neun Monaten warf Apotheker das Handtuch und verließ SAP.

Große Herausforderungen

Hewlett-Packard ist heute noch immer eine große Nummer im Markt für Personalcomputer, Drucker, Server und im Firmenkunden-Geschäft. Doch genau da nimmt der Druck der Konkurrenten, allen voran IBM und Cisco, deutlich zu. Für echte Innovationen stand der Name HP in jüngster Vergangenheit nicht mehr– auch wenn Interims-Chefin Lesjak vor wenigen Tagen die Analysten zu beruhigen versuchte: "Innovation war, ist und wird weiter das Herzstück von HP sein." Da wusste sie wohl schon, wer ihr Nachfolger werden würde: Leo Apotheker, von HP-Aufsichtsrat Robert Ryan als "strategischer Denker mit Leidenschaft für Technologie" gepriesen.

Seltene Exemplare

Klaus Kleinfeld (Foto: AP)
Heute Chef von Alcoa: Klaus KleinfeldBild: AP

Deutsche auf Chefsesseln von großen US-Konzernen: Das ist eine Seltenheit. In der PC-Branche hat Apotheker einen erfolgreichen Vorgänger: Eckhard Pfeifer hatte in den 1990er Jahren Compaq aus der Verlustzone an die Weltspitze geführt. Pikant: Nach Pfeifers Abgang 1999 ging es mit Compaq bergab – und 2002 wurde das Unternehmen für 25 Milliarden Dollar von Hewlett-Packard geschluckt. Aktuell kann Leo Apotheker zwei deutsche CEO´s um Rat fragen, falls er einen brauchen sollte: Der Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld führt derzeit die Geschäfte des US-Aluminiumriesen Alcoa, und Martin Richenhagen steht dem Landmaschinenkonzern AGCO vor.

Autor: Henrik Böhme
Redaktion: Rolf Wenkel