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Martin Kobler ist neuer Libyen-Vermittler

4. November 2015

Martin Kobler ist offiziell zum neuen Sondergesandten der UN für Libyen ernannt worden. Auf den deutschen Spiztendiplomaten wartet eine Mammutaufgabe – doch mit der Arbeit in zerfallenden Krisenstaaten kennt er sich aus.

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Martin Kobler im Februar im kongolesischen Goma (Foto: dpa)
Martin Kobler im Februar im kongolesischen GomaBild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den deutschen Spitzendiplomaten Martin Kobler offiziell zum neuen Sondergesandten der Vereinten Nationen für das Bürgerkriegsland Libyen ernannt. Der 62-Jährige, der seit Jahren für die UN tätig ist, soll schon in den nächsten Tagen mit der Arbeit als Vermittler in dem krisengeschüttelten Staat beginnen. Die Personalie, über die schon seit langem spekuliert worden war, war Anfang letzten Monats bereits von Bundeskanzlerin Angela Merkel bestätigt worden.

In Libyen hatten sich die Konfliktparteien nach monatelangen Verhandlungen kürzlich auf den Text für ein Friedensabkommen geeinigt. Koblers Vorgänger Bernardino León legte Anfang des Monats einen Vorschlag für eine Einheitsregierung vor. Jedoch kam umgehend aus beiden verfeindeten Parlamenten im Land harsche Kritik an dem Plan. Seither stockt der Prozess.

Bernardino Leóns Vorschlag für eine Einheitsregierung wurde von den Konfliktparteien kritisiert (Foto: AFP)
Bernardino Leóns Vorschlag für eine Einheitsregierung wurde von den Konfliktparteien kritisiertBild: Getty Images/AFP

In Libyen herrschen seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos und Gewalt. Zwei rivalisierende Regierungen beanspruchen jeweils die Macht für sich. Mächtige Milizen kämpfen um die Kontrolle der Städte. Die international anerkannten Volksvertreter haben ihren Sitz im Osten Libyens, die islamistische Gegenregierung und deren Parlament tagen in Tripolis.

Immer vor Ort

Kobler gehört zu den wenigen deutschen Diplomaten, die innerhalb der UN Erfahrung mit Spitzenposten haben. Die vergangenen zwei Jahre leitete er die UN-Mission im Kongo - mit rund 20.000 Sicherheitskräften der mit Abstand größte und teuerste Einsatz der Vereinten Nationen. Dort war er bei neuen Gewaltausbrüchen im Land oft einer der Ersten vor Ort.

Demonstration gegen die Einheitsregierung im Oktober in Bengasi (Foto: Reuters)
Demonstration gegen die Einheitsregierung im Oktober in BengasiBild: Reuters/E.O. Al-Fetori

Kollegen bezeichnen den studierten Juristen als "ungewöhnlichen Diplomaten mit Ecken und Kanten", der seine Worte nicht immer auf die Goldwaage legt. Bei Gesprächen sei Kobler oft geradeheraus und nahezu forsch. In einem Interview vor einigen Tagen wird Kobler mit den Worten zitiert: "Die Friedensmissionen von UN und AU (Afrikanische Union) sind wie Aspirin, aber wonach wir wirklich schauen müssen sind Antibiotika, die die Wurzel des Konflikts angreifen."

Zuvor war Kobler Sonderbeauftragte der UN-Mission für den Irak und Stellvertreter derselben Position in Afghanistan. Nach seiner Arbeit als Büroleiter des ehemaligen Außenministers Joschka Fischer (Grüne) war er zudem Deutscher Botschafter im Irak und in Ägypten. Koblers Arabischkenntnisse werden ihm in seiner neuen Rolle als Friedensstifter im festgefahrenen Libyen-Konflikt genauso helfen wie die "gut entwickelte Durchsetzungskraft", die ihm bescheinigt wird.

stu/kle (afp, dpa)