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Hochschulfernsehen

Ronny Arnold3. März 2009

Sie heißen XEN.ON, HD-Kanal oder New Media Center, werden in Potsdam, Stuttgart oder Freiburg produziert: TV-Sender deutscher Unis. Bisher wissen nur wenige, wo sie die Programme im Internet finden. Das soll sich ändern.

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Blick durch eine Kamera auf der Konferenz 'Hochschulfernsehen in Deutschland' (Foto: 8-Frame - Creative Studio)
Hochschul-TV in Deutschland: Die Kamera in Augenhöhe ...Bild: 8CS

Die meisten Programme der ambitionierten Fernsehsendungen von Studenten sieht kaum jemand, weil sie nur im Internet oder in offenen Kanälen laufen. Eine bundesweite Hochschulplattform wünschen sich deshalb viele Redaktionen. Rund 100 Wissenschaftler und Hochschul-TV-Macher haben sich jetzt in Leipzig getroffen und über ein solches Projekt diskutiert.

An der Technik soll’s nicht liegen

An der Technik wird das Projekt wohl nicht scheitern. Das ist zumindest der erste Eindruck, den man auf der Tagung zum Thema "bundesweites Hochschulfernsehen" gewinnen konnte. Jeder zweite Teilnehmer auf dem Leipziger Mediencampus hatte einen Laptop dabei, mindestens drei Kameras liefen gleichzeitig und zeichneten das Treffen auf. Der Gastgeber der Tagung, Leipzigs Medienprofessor Rüdiger Steinmetz, versuchte charmant und überzeugend seine Gäste auf die Vision einer gemeinsamen Fernsehplattform einzuschwören. "Je länger ich mich mit diesem Thema beschäftige, umso mehr frage ich mich, warum es so etwas nicht schon lange gibt."

Konzepte auf Papier sind geduldig

Ein Jahr lang hat sich Rüdiger Steinmetz mit der Materie beschäftigt, Programme gesichtet, eine Studie angefertigt und einen dreistufigen Plan für ein bundesweites Uni-TV entwickelt. In einer ersten Stufe sollen die 18 an deutschen Hochschulen existierenden Sender miteinander kooperieren und eine gemeinsame Plattform entwickeln. "In der zweiten Stufe entsteht dann eine zentrale Redaktion, die die Aktivitäten koordiniert und bereits Themenbereiche und Themenwochen vorbereitet", erklärt Steinmetz seinen ambitionierten Projektplan. In der abschließenden Phase soll dann eine ARD, eine Fernsehanstalt im Kleinen entstehen: ein föderales System mit zentraler Leitung – möglichst in Leipzig.

Wer soll’s am Ende bezahlen – oder besser am Anfang?

Laptop auf der Konferenz 'Hochschulfernsehen in Deutschland' (Foto: 8-Frame - Creative Studio)
... und der Laptop immer im EinsatzBild: 8CS

Finanziert werden soll das Projekt ebenfalls föderal. Jeder Sender bezahlt auch weiterhin seine eigenen Aktivitäten, sprich Sendungen. Gleichzeitig liefert er Inhalte an die gemeinsame Redaktion. "Diese Zentrale wird sicherlich die Räume, die Technik und die Grundausstattung an Personal zu übernehmen haben", so der Medienprofessor. Später soll das neue entstehende Programm auch in verschiedene Netze verkauft werden, etwa an öffentlich-rechtliche oder private Sender. Daraus sollen Einnahmen entstehen, die langfristig die Zentrale finanzieren. Doch kurzfristig müssten wohl die Universitäten mit Geldern herhalten. Franz Leithold vom New Media Center der Uni Freiburg ist da allerdings skeptisch. "Ich halte es im Moment für nicht sehr realistisch, wenn man sagt 'auf absehbare Zeit'." Der Bibliotheksdirektor weiß wovon er spricht, denn er hat bereits ein ähnliches Projekt im Bundesland Baden-Württemberg betreut, den HD-TV-Hochschultestkanal.

Was bleibt, ist der gute Wille

Neun Uni-TV-Redaktionen haben in Baden-Württemberg ein gemeinsames Programm gefahren. "Das hat auch funktioniert, aber das ist mit personellen und finanziellen Mitteln verbunden. Das kostet viel Geld, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Universitäten das im Moment haben", zweifelt Franz Leithold. In der Tat haben die Universitäten kaum zusätzliche Gelder zur Verfügung, und die Studiengebühren, die die Studenten pro Semester zahlen, werden für dringendere Anschaffungen benötigt. Was nach der Tagung bleibt, ist der gute Wille. Noch in diesem Jahr sind auf jeden Fall zwei weitere Treffen geplant. Vielleicht wird die Vision ja irgendwann Realität nach dem Motto: "Steter Tropfen höhlt den Stein."