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Die duale Ausbildung: ein deutsches Vorbild

Ofelia Harms Arruti, Washington9. Juni 2015

In der Bundesrepublik hält sich die Zahl der Arbeitslosen dank der guten Ausbildungssysteme - im Vergleich zu anderen Ländern - relativ niedrig. Das Modell wollen nun auch die USA einführen.

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Symbolbild Deutschland und USA
Bild: DW/O. Harms

In Deutschland ist die Zahl der Arbeitslosen letzten Monat zurückgegangen. Im Mai registrierte die Bundesagentur für Arbeit (BA) 2,7 Millionen Arbeitslose. Das sind insgesamt 6,3 Prozent der Bevölkerung und die geringste Arbeitslosenzahl in einem Mai seit 24 Jahren. Mit diesem Erfolg könnte die BA in vier Jahren sogar ihre Finanzpolster auf 15 Milliarden Euro aufstocken.

"Die rückgängigen Zahlen sind nicht zuletzt dem guten Ausbildungssystem in der Bundesrepublik zu verdanken", erklärt Thomas Rachel, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Bei einem Besuch in Washington unterzeichnete er eine Absichtserklärung, mit der sich Deutschland dazu bereit erklärt, die duale Ausbildung in den USA offiziell einzuführen. Dieses Modell sei einer der "entscheidenden Gründe", warum es in Deutschland weniger Arbeitslose gibt.

USA ≠ Deutschland

"Wir haben viel von den Deutschen zu lernen", erklärt Christopher Lu, stellvertretender Arbeitsminister der USA, "sie haben immer gute Ideen". Allerdings sei es unmöglich, das deutsche Modell eins zu eins zu übernehmen, denn nicht nur das amerikanische Schul- und Bildungssystem, sondern auch „kulturelle Unterschiede“ stehen im Weg.

Eine Berufslehre hat in den USA lange nicht die gleiche soziale Anerkennung wie in Deutschland. Nach Angaben der "Skills Intitative", eines Ausbildungsprogramms der Deutshen Botschaft in den USA, werden Jobs im technischen Bereich von Eltern, Schülern und Lehrern als "schmutzige Industrie" wahrgenommen, die niedrige Löhne zahlt, unsichere Arbeitsbedingungen- und wenig Aufstiegsmöglichkeiten bietet.

Der Erfolg der amerikanischen Colleges und Universitäten habe zudem in den letzten Jahrzehnten eine Kultur des "college-for-all", mit der nun jeder versucht, eine Universität zu besuchen. Die Ergebnisse sind jedoch bescheiden. Jeder vierte Schüler in den USA schafft seinen Highschool-Abschluss nicht. An den Universitäten sind es sogar drei von fünf, die es nicht bis zum Ende des Studiums schaffen.

Über eine halbe Million Arbeitsplätze

Deutsche Firmen haben in den Vereinigten Staaten bisher über 620.000 Arbeitsplätze geschaffen. Insgesamt investieren um die 3500 Unternehmen im Land. Und sie brauchen gut ausgebildete Arbeitskräfte. Diese wollen sie nun selber - vor Ort - anschaffen und ausbilden. "Große Firmen wie VW, BMW und Bosch haben bereits mit einem dualen Ausbildungssystem in den USA begonnen", erklärt Staatssekretär Rachel.

Mit der neuen Absichtserklärung zwischen Deutschland und den USA soll diese Möglichkeit bald auch den mittleren und kleinen Unternehmen zur Verfügung stehen. Auch amerikanische Firmen sollen von diesem Modell überzeugt werden und es in ihre Strukturen einbinden. Das könnte in den USA mehr Arbeitsplätze schaffen. Die deutschen Bemühungen, dieses System in Amerika einzuführen, werden langfristig "eines der wertvollsten Importe in die USA sein", unterstrich US-Handelsministerin Penny Pritzke während der Unterzeichnung des neuen Abkommens.