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Deutschland im Libanon

15. Oktober 2006

Zwei Monate nach Ende des Krieges zwischen Israel und der Hisbollah hat die deutsche Marine das Kommando des UN-Friedenseinsatzes vor der libanesischen Küste übernommen. Die Übergabe fand im Hafen von Beirut statt.

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Übergabezeremonie auf dem Flugzeugträger Garibaldi
Feierliche ÜbergabezeremonieBild: AP

Die kurze feierliche Übergabezeremonie fand am Sonntag (15.10.06) auf dem italienischen Flugzeugträger "Garibaldi" statt. Wegen Regenwetters wurden die knappen Reden der Militärs unter Deck gehalten.

Übergangsweise waren bisher vor allem italienische und französische Marinesoldaten im Einsatz gewesen, weil die Bundesregierung erst noch alle Details des Einsatzes klären wollte, bevor sich die Schiffe auf den Weg in Richtung Libanon machten. Der Bundestag hatte am 20. September dem ersten bewaffneten Nahost-Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr zugestimmt.

1500 deutsche Soldaten

Deutscher Flottenverband unterwegs in den Libanon
Der Flottenverband verlässt am Donnerstag (21.09.2006) den Marinestützpunkt Wilhelmshaven. Die Schiffe der Deutschen Marine verlassen den Stützpunkt in Richtung Libanon. Sie sollen vor der libanesischen Küste das Seegebiet überwachen und den Waffenschmuggel in den Libanon unterbinden. Foto:Carmen Jaspersen dpa/lni +++(c) dpa - Report+++Bild: picture-alliance/dpa

Kommandeur des internationalen Marineverbandes der UNIFIL, dem auch Schiffe aus Schweden, den Niederlanden, Norwegen und Dänemark angehören, ist der Kieler Admiral Andreas Krause. Die Deutsche Marine ist im Hauptkontingent mit derzeit etwa 1500 Soldaten im Einsatz. Der Bundestagsbeschluss erlaubt die Entsendung von bis zu 2400 Soldaten. "Dadurch haben wir genügend Spielraum beim Auswechseln unserer Soldaten", sagte ein Bundeswehrsprecher in Limassol. Von deutscher Seite sind an dem Marineverband zwei Fregatten, vier Schnellboote und zwei Versorgungsschiffe beteiligt. Die "Maritime Taskforce" soll in ihrem Operationsgebiet 50 Seemeilen vor der libanesischen Küste im Auftrag der UN den Waffenschmuggel für die pro-iranische Hisbollah-Miliz auf dem Seeweg unterbinden. Dabei erlaubt das UN-Mandat notfalls auch Gewaltanwendung. Formal geht der Einsatzbefehl am Montag, 0.00 Uhr an die Bundesmarine über.

Kooperation bei Umsetzung der UN-Resolution

In Damaskus gab der spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos am Sonntag nach Gesprächen mit dem syrischen Präsidenten Baschir el Assad und anderen Regierungsvertretern bekannt, dass Syrien eine Beteiligung an der Umsetzung der UN-Resolution 1701 in Aussicht gestellt habe. Er habe eine sehr positive Antwort der syrischen Regierung erhalten. Diese wolle bei der Umsetzung der Resolution in allen Bereichen kooperieren und sich konstruktiv daran beteiligen. Nach der Annahme der Resolution 1701 waren die Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz am 14. August nach 34 Tagen beendet worden. Sie verlangt unter anderem die Entwaffnung aller bewaffneten Gruppen im Libanon, womit vor allem die von Damaskus und Teheran unterstützte Hisbollah gemeint ist. Der bewaffnete Konflikt zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah war im Juli ausgebrochen, nachdem die Hisbollah zwei israelische Soldaten verschleppt hatteDer Waffengang kostete 157 Israelis das Leben, die meisten von ihnen waren Soldaten. Auf libanesischer Seite starben rund 1200 Menschen, vorwiegend Zivilisten.

Anschlag in Beirut

In der Nähe des streng bewachten UN-Gebäudes in Beirut schlugen am frühen Sonntagmorgen zwei Gewehrgranaten ein. Vier Zivilisten, die sich in einer Bar aufgehalten hatten, wurden nach Angaben eines Beamten des Innenministeriums leicht verletzt. In der vergangenen Woche hatte es in Beirut bereits eine ähnliche Attacke auf eine Polizeiwache gegeben, bei der niemand zu Schaden gekommen war. Auf die Täter gibt es bislang keine Hinweise. Es war der erste Angriff im Umfeld des UN-Sitzes in Beirut, der seit einem Jahr streng bewacht wird. In dem Viertel im Stadtzentrum ist der Autoverkehr untersagt, das Gebäude ist von einer Mauer aus Sandsäcken umgeben. Libanesische Armee und Polizei patrouillieren verstärkt in der Gegend um das Gebäude. (chr)