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Deutschland gewinnt das "kleine Finale"

9. Juli 2006

Die deutsche Mannschaft hat ihre grandiose WM mit dem Gewinn des dritten Platzes gekrönt. Im "kleinen Finale" besiegte das Team von Jürgen Klinsmann trotz zahlreicher personeller Umstellungen Portugal klar mit 3:1.

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Wunderbarer Abschied von einem tollen TurnierBild: AP

Die deutsche Elf begann vor 52.000 Zuschauern in Stuttgart auf gleich fünf Positionen verändert gegenüber dem Italien-Spiel: Für den verletzten Per Mertesacker sollte Robert Huth in die Innenverteidigung rücken, doch der England-Legionär verletzte sich beim Aufwärmen am Sprunggelenk. So kam der Noch-Leverkusener Jens Nowotny überraschend zum ersten und aller Voraussicht nach auch letzten WM-Spiel seiner Karriere. Philipp Lahm rückte für Arne Friedrich auf die rechte Abwehrseite, auf links verteidigte Marcell Jansen. Im Mittelfeld spielte Sebastian Kehl für den angeschlagenen Michael Ballack. Edelreservist Oliver Kahn durfte als Kapitän sein erstes Spiel dieser WM bestreiten.

Erfrischender Offensivfußball

Von Enttäuschung über den Halbfinal-K.o. gegen Italien war bei der Rückkehr in die Heimatstadt des Bundestrainers nichts mehr zu spüren. Nach ihrem knapp vierwöchigen Triumphzug durch die WM-Stadien in München, Dortmund und Berlin gelang es der radikal umformierten deutschen Mannschaft beim letzten Auftritt, die Anhängerschaft noch einmal mit erfrischendem Offensivfußball mitzureißen.

WM 2006 Deutschland Portugal Spielszene
Oliver Kahn hielt glänzend - in seinem letzten SpielBild: AP

Kahn hatte in einer unterhaltsamen ersten Hälfte hinter der völlig umgekrempelten Abwehr gleich zu tun: In der 15. Minute rettete er glänzend gegen den frei vor ihm auftauchenden Pauleta. Deco mit einem Drehschuss und Simao nach einer Ecke verpassten weitere Chancen - doch die überraschend ohne Luis Figo beginnenden Portugiesen zeigten wie schon im ganzen Tunier, dass ihnen die letzte Durchschlagskraft im Abschluss fehlt. In einem munteren Spiel zwang der agile Kehl Ricardo in der 20. Minute mit einem herrlichen Schlenzer zu einer Glanzparade, fünf Minuten später entschärfte der Benfica-Keeper einen Freistoßknaller von Lukas Podolski. Zu Mäkeln gab es eigentlich nur, dass die Deutschen es nicht verstanden, aus einer Reihe von Ecken und Freistößen Kapital zu schlagen.

WM 2006 Deutschland Portugal Bastian Schweinsteiger
Bastian Schweinsteiger feiertBild: AP

Auch in der zweiten Hälfte ging es flott weiter. In der 52. Minute versetzte Pauleta Metzelder im Strafraum, doch sein Schuss stellte Kahn nicht vor Probleme. Vier Minuten später machte Schweinsteiger es besser: Der Bayer zog von links in die Mitte, nahm aus knapp 20 Meter Maß und bezwang Ricardo mit einem satten Schuss - es war der erste WM-Treffer des 21-Jährigen. Kurz danach verzog Lahm einen herrliche Volleyabnahme nur knapp. In der 62. Minute fiel die Vorentscheidung: Schweinsteiger zog einen Freistoß scharf nach innen, Petit lenkte ihn unerreichbar ins eigene Netz. Als kurz danach Kahn grandios gegen Deco rettete, feierte das Stuttgarter Publikum den Keeper mit Sprechchören. In der 78. Minute schaffte Schweinsteiger fast eine Kopie seines Führungstreffers und überwand Ricardo diesmal aus mehr als 20 Metern zum 3:0. Kurz danach reagierte Kahn nach einem abgefälschten Freistoß noch einmal glänzend.

Auf Flanke des eingewechselten Figo gelang Nuno Gomes schließlich noch der Ehrentreffer für die Portugiesen.

In der beifallumwogten Schlussphase verhalf Klinsmann den WM-Reservisten Mike Hanke und Thomas Hitzlsperger zu Kurzeinsätzen. Zuvor war bereits Oliver Neuville für den fleißigen Miroslav Klose gekommen, dem die Torjägerkrone dieser WM kaum noch zu nehmen sein dürfte.

Frenetischer Abschied

WM 2006 Deutschland Portugal Klinsmann Löw
Auch der Trainerstab hatte zu feiernBild: AP

Nach dem tollen Spiel folgte eine tolle Party vor frenetischen Fans: Der mit begeisterten Sprechchören gefeierte Bundestrainer umarmte nach dem Happy End sichtlich gerührt alle Betreuer und Spieler. Anschließend erhielten die Akteure aus den Händen von Bundespräsident Horst Köhler und Angela Merkel ihre Bronzemedaillen. Als besondere Geste umarmte die Bundeskanzlerin den 41-jährigen Klinsmann und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Kahn tritt umjubelt zurück

Nach dem Abschied der deutschen Mannschaft von der WM sagte auch ein Großer des deutschen Fußballs Good-Bye: Oliver Kahn trat direkt nach Spielende aus der Nationalmannschaft zurück: "Das ist der größte und emotionalste Moment, an den ich mich erinnern kann, und ich frage mich, was gewesen wäre, wenn wir tatsächlich Weltmeister geworden wären", kommentierte Kahn die Gänsehaut-Atmosphäre nach der Medaillen-Zeremonie und erklärte danach seinen Rücktritt. "Das war mein letztes Länderspiel. Es war eine schöne Zeit, aber man muss auch wissen, wann es vorbei ist."

Deutschland beendete zum dritten Mal nach 1934 und 1970 ein WM-Turnier mit dem dritten Platz. Für die Portugiesen ist Platz vier der größte Erfolg bei einer WM seit 1966. (sams)

Deutschland-Portugal 3:1 (0:0)

Deutschland: Kahn - Jansen, Nowotny, Metzelder, Lahm - Schweinsteiger (79. Hitzlsperger), Frings, Kehl, Schneider - Klose (65. Neuville), Podolski (71. Hanke) Trainer: Jürgen Klinsmann

Portugal: Ricardo - Paulo Ferreira, Ricardo Costa, Fernando Meira, Nuno Valente (69. Nuno Gomes) - Simao Sabrosa, Costinha (46. Petit), Maniche, Deco, Cristiano Ronaldo - Pauleta (77. Figo) Trainer: Luiz Felipe Scolari

Tore: 1:0 Schweinsteiger (56.), 2:0 Petit (Eigentor), 3:0 Schweinsteiger (78.), 3:1 Nuno Gomes (88.)

Schiedsrichter: Toru Kamikawa (Japan)

Zuschauer: 52.000