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Politik

Deutschland im Visier chinesischer Internet-Spione

11. Dezember 2017

Der deutsche Verfassungsschutz wirft China verstärkte Internet-Spionage vor. Das Land versuche Spitzel anzuwerben und in die internen Netze von Behörden und Unternehmen einzudringen. Peking dementiert.

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Mann tippt auf Tastatur
Bild: picture-alliance/dpa/N. Armer

Deutschland steht verstärkt im Fokus chinesischer Spionage-Aktivität im Internet. Dies teilte das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) am Wochenende als Ergebnis einer mehrmonatigen Untersuchung mit. Dabei seien zwei verschiedene Vorgehensweisen zu unterscheiden: Zum einen habe man verstärkt Kontaktaufnahmen über berufliche Netzwerke wie LinkedIn registriert. Zum anderen versuchten chinesische Hacker, mit "neuen Angriffsmethoden" in die internen Netze von Behörden und Unternehmen einzudringen. Sie würden die Ziele nicht mehr direkt angreifen, sondern statt dessen den IT-Dienstleister, der für die auszuspähende Organisation tätig ist. Über diesen "weniger auffälligen" Umweg, der eine bessere Tarnung verspricht, werde infizierte Software installiert, um geheime Daten abzusaugen. 

Zum Thema verstärkte Kontaktaufnahme sagte BfV-Präsident Hans-Georg Maaßen,  "soziale Netzwerke, insbesondere LinkedIn, (werden) im großen Stil zur Abschöpfung und Quellenwerbung genutzt. Es handelt sich um den breit angelegten Versuch der Infiltration von Parlamenten, Ministerien und Behörden." Bei mehr als 10.000 deutschen Staatsangehörigen ist es nach Angaben der Verfassungsschützer zu Kontaktversuchen gekommen. Ziel der chinesischen Geheimdienste sei es gewesen, Informationen abzuschöpfen und nachrichtendienstliche Quellen zu werben.

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Vorsicht bei Kontakten zu chinesischen "Think Tanks" ist angezeigt Bild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

Gefälschte Profile auf LinkedIn

Der Verfassungsschutz beschreibt den Anwerbevorgang folgendermaßen: Nimmt ein Interessent Kontakt auf, signalisieren die hinter den Profilen stehenden Spione Interesse am fachlichen Austausch. Erst werden Probearbeiten verlangt, Einladungen nach China zu Symposien oder anderen Treffen folgen. Dort kann dann auch persönlicher Kontakt hergestellt werden. Erwartet werden meist Berichte über sensible Informationen. Für solche "Analysen" würden bis zu fünfstellige Beträge angeboten.

Bei den Anwerbeversuchen über LinkedIn setzen die chinesischen Auftraggeber unter anderem auf Fotos asiatischer Schauspieler und Models. Sie erscheinen als angebliche Mitarbeiter von Headhunter-Agenturen oder Analyse-Firmen, etwa beim sogenannten "China Center of  International Politics and Economy." Deren "Manager of Project Evaluation" ist laut LinkedIn eine gewisse Laeticia Chen. Ihr Profilbild stammt allerdings von einer Modekette. Mindestens 500 solcher gefälschter Profile seien auf LinkedIn abrufbar, so der Verfassungsschutzbericht. Die Plattform LinkedIn ist in China im Unterschied zu vielen anderen westlichen Netzwerken nicht gesperrt. Zu den wichtigsten Tarnorganisationen zur Anwerbung von Informanten aus Deutschland und Europa zählt das BfV das sogenannte "Centre for Sino-Europe Development Studies."

Peking hat inzwischen auf die Vorwürfe des deutschen Verfassungsschutzes reagiert. Es handele sich um "grundlose Anschuldigungen", für die es keine Beweise gebe, so ein Sprecher des Außenministeriums. 

HS/re (dpa, Süddeutsche Zeitung)