1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

US-Investoren setzen auf Deutschland

Sabine Kinkartz12. Februar 2009

Der Standort Deutschland könnte als Gewinner aus der jetzigen Wirtschaftskrise hervorgehen. Das Land wird immer attraktiver für Investoren aus den USA.

https://p.dw.com/p/Gsku
Symbolbild Standort D
Spitzenreiter bei US-InvestorenBild: BilderBox

Die USA haben einen neuen Präsidenten, eine neue Regierung hat das Ruder übernommen. Trotzdem kommen aus Amerika weiter wirtschaftliche Hiobsbotschaften. Zahlreiche, auch große Unternehmen, sind in schwerem Fahrwasser. Wie wirkt sich die Krise auf die deutschen Niederlassungen der Unternehmen aus? Welche Folgen hat das für den Standort Deutschland? Wie beliebt ist der Standort bei amerikanischen Investoren? Antworten auf diese Fragen gibt das jährlich durchgeführte Business Barometer der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland.

Standort D ist Nummer Eins

McDonalds Logo
McDonalds macht gute GeschäfteBild: AP

Ob Microsoft, McDonalds, Ford oder Hewlett-Packard – zahlreiche US-amerikanische Unternehmen unterhalten in Deutschland Niederlassungen. Und man mag es kaum glauben, der Standort wird – der Krise zum Trotz - für die Amerikaner immer attraktiver. Im europäischen Standort-Ranking der US-Handelskammer AmCham und der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG), erhoben unter 61 US-Firmen mit insgesamt 110 Milliarden Euro Umsatz, steht die Bundesrepublik in diesem Jahr auf Platz Eins.

Für den Präsidenten der AmCham, Fred Irvin, liegt das vor allem an Deutschlands besonderen Qualitäten. Und er empfiehlt: „In diesen schwierigen Zeiten muss sich Deutschland auf seine Kernkompetenzen konzentrieren." Denn die US-Unternehmen schätzten vor allem Deutschlands Produktqualität.

Eine weitere Kernkompetenz liege in den Menschen, sagt Irvin, genauer gesagt in ihrer Qualifikation und in ihrer Leistung, in ihrer Begeisterungsfähigkeit und natürlich in den Fachkräften. Hochqualifizierte Fachkräfte seien in den Augen der US-Unternehmen essentiell, um ihre Geschäftsaktivitäten nachhaltig zu sichern.

Auch in Zukunft ein Favorit

Durch eine Europaflagge Blick auf die Quadriga auf dem Brandenburger Tor
Auch in Krisenzeiten: Deutschland ist für US-Investoren wichtigster Markt in EuropaBild: AP

71 Prozent der befragten US-Unternehmen sagen, dass Deutschland als Investitionsstandort im Krisenjahr 2008 nichts an Attraktivität im Vergleich zum Vorjahr eingebüßt habe. Zehn Prozent sehen sogar eine Steigerung. Das bezieht sich übrigens nicht nur auf die Produktion. Christian Veith von der Boston Consulting Group betont, dass amerikanische Unternehmen die Bundesrepublik auch als Vertriebsstandort schätzen. Deutschland sei der wichtigste Markt in Europa. Veith hob die Konsumkraft der Deutschen hervor und die wiederum habe etwas mit der hohen Sparquote zu tun. Das sei in den USA nun mal ganz anders.

Weitere Pluspunkte sind die geringe Verschuldung deutscher Konsumenten, der relativ stabile Immobilienmarkt und die gute Infrastruktur. Das macht Deutschland für amerikanische Investoren mittlerweile nicht nur interessanter als Großbritannien, Frankreich und Spanien, sondern auch attraktiver als Osteuropa.

Osteuropa hatte in den vergangenen Jahren stets den Spitzenplatz im europäischen Business-Barometer eingenommen. Doch in Krisenzeiten legen auch amerikanische Unternehmen zunehmend Wert auf Sicherheit und die Finanzkrise und Währungsturbulenzen beuteln Osteuropa bekanntlich besonders.

Die Lohnkosten sind zu hoch

Eine Frau mit Kinderwagen geht in die Agentur fuer Arbeit
Für Investoren zu stark reguliert: der deutsche ArbeitsmarktBild: AP

Allerdings: mit den deutschen Arbeitskosten sind die Amerikaner nicht so ganz einverstanden. Im Gegenteil. AmCham-Präsident Irwin zählt sie zu den, wie er sagt, vier deutschen Schwächen. Zu diesen wird nach Ansicht der Unternehmen in Zukunft allerdings noch eine weitere hinzukommen: „Kein Wachstum, oder keine Fokussierung auf Wachstum, ein zu stark regulierter Arbeitsmarkt, hohe Personalkosten und eine starke Steuerbelastung werden von einem neuen Spitzenreiter überholt und der heißt: zu wenig Nachwuchskräfte in der Zukunft.“

Insgesamt gehen die amerikanischen Unternehmen davon aus, dass Deutschland die Wirtschaftskrise vergleichbar gut überstehen wird. 2009 wird als Jahr der Konsolidierung begriffen, was sich sicherlich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen wird. 41 Prozent der US-Unternehmen rechnen mit Entlassungen, jedes zweite mit einem Rückgang des Umsatzes. Übrigens: wenn die Amerikaner einen Wunsch frei hätten, dann würden sie sich eine bessere Stimmung im Land wünschen. Dann, so heißt es, wäre auch die tatsächliche Lage in Deutschland viel besser.