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Atommüll-Endlager

23. November 2011

Bislang wurde in Deutschland nur der Salzstock Gorleben auf seine Tauglichkeit als Atommüll-Endlager untersucht. Jetzt sollen auch andere Standorte geprüft werden.

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Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) am 17.03.11 im Bundestag während der Debatte um die Atompolitik der Bundesregierung (Foto: dapd)
Bild: dapd

Neuer Schwung ist in die Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Müll gekommen. Nachdem der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossene Sache ist, wollen sich der Bund und die Länder ernsthaft mit den strahlenden Abfällen des Atomzeitalters auseinandersetzen. Die Suche nach dem sichersten Standort für ein Endlager geht von vorne los - und zwar ergebnisoffen. Die Landkarte sei weiß, beteuerte Bundesumweltminister Norbert Röttgen von der konservativen CDU. Bislang nämlich wurde in Deutschland nur der Salzstock Gorleben auf seine Tauglichkeit untersucht – und zwar seit 35 Jahren.

Atomkraftgegner protestieren immer wieder gegen die Atompolitik der Bundesregierung - hier am 26.03.11 in München mit einem Plakat mit der Aufschrift "Bringste mal den Muell raus Angela?". (Foto: dapd)
Protest gegen die Atompolitik der Bundesriegierung.Bild: dapd

Gorleben - eine politische Entscheidung

Umweltschutzverbände, die Grünen und die SPD drängen aber schon seit längerem darauf, auch alternative Standorte zu prüfen, und sie halten Gorleben für ungeeignet, um den Atommüll dauerhaft sicher zu verwahren. 2009 war bekannt geworden, dass die damalige Bundesregierung unter Helmut Kohl in den 1980er Jahren politischen Druck auf die wissenschaftlichen Gutachter ausgeübt hatte. Sie wurden zu einer positiven Beurteilung des Salzstocks Gorleben gedrängt. Seitdem wird der unterirdische Salzstock untersucht, und das oberirdische Lager wird als Zwischenlager für Atommüll genutzt. 

Bundesländer geben Widerstand auf

Winfried Kretschmann, Grüner Ministerpräsident von Baden-Württemberg (Foto: dapd)
Winfried Kretschmann, Grüner Ministerpräsident von Baden-WürttembergBild: dapd

Bislang hatten sich einige Bundesländer - vor allem Bayern und Baden-Württemberg - geweigert, in ihrem Bundesland nach alternativen Standorten für ein Atommüll-Endlager zu suchen.

Nach dem Regierungswechsel in Baden-Württemberg im Mai 2011 wurde das anders. Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann rief immer dazu auf, eine neue bundesweite Suche zu beginnen. Er schloss dabei auch das eigene Bundesland als möglichen Endlager-Standort nicht länger aus.

"Atommüll-Endlager-Suchgesetz"

Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus acht Ländern und dem Bund soll bis zum Sommer 2012 ein Endlager-Suchgesetz auf den Weg bringen. Die Idee dazu geht ebenfalls auf den Grünen-Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zurück. In dem Gesetz sollen unter anderem Sicherheitskriterien für die Lagerung festgelegt, aber auch die Frage der Rückholbarkeit des Mülls geklärt werden.

Prioritäten und Probleme

Arbeiter im maroden Lager 'Asse II', aus dem Atommüll zurückgeholt werden soll (Foto: AP)
Vom Einsturz bedroht: Das marode Atommülllager Asse IIBild: AP

Und gibt es noch viele offene Fragen: Während manche wie etwa der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) für eine Lagerung plädieren, bei der der Atommüll rückholbar bleibt, halten andere wie der grüne Spitzen-Politiker Jürgen Trittin die Erreichbarkeit des atomaren Mülls für eine gravierende Sicherheitslücke.

Dass die Suche nach einem Atommüll-Endlager sich als so überaus langwierig und schwierig gestaltet, liegt an massiven technischen und wissenschaftlichen Problemen. Es muss nämlich ein Ort gefunden werden, an dem für Millionen von Jahren der hochgiftige strahlende Müll sicher gelagert werden kann. Darüber hinaus gab es immer wieder heftige politische Auseinandersetzungen über die Nutzung der Atomkraft und zahllose Proteste von Demonstranten.

Vorgaben aus Brüssel

Inzwischen bekommt Deutschland – wie seine europäischen Nachbarn auch - Druck vom Ministerrat der Europäischen Union, die Endlagerfrage zu lösen. Der EU-Ministerrat hat nämlich im Juli 2011 ein Gesetz verabschiedet, nachdem alle EU-Staaten, die derzeit Atomenergie nutzen, bis 2015 Pläne zum Aufbau von Endlagerstätten für nuklearen Abfall vorlegen müssen.

Autorin: Rachel Gessat
Redaktion: Petra Nicklis