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Deutschland versinkt im Schnee

31. Januar 2010

Zum wiederholten Mal in diesem Winter hat am Samstag starkes Schneetreiben vor allem den Norden Deutschlands ins Chaos gestürzt. Fahrten mit Bahn, Bus oder Auto wurden vielerorts unmöglich, etliche Menschen saßen fest.

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Gartenzwerg im Schnee (Foto: ap)
Der Winter sorgt in Deutschland für SchneerekordeBild: AP

Das Schneetief "Keziban" hat am Samstag (30.01.2010) große Teile Norddeutschlands zeitweise lahmgelegt. Ein stürmischer Wind hatte den Schnee vielfach zu unpassierbaren Hindernissen aufgetürmt. Das Tief wütete besonders im Küstenbereich. Am Kap Arkona auf der Ostseeinsel Rügen wurde Windstärke elf gemessen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit. Zwölf ist der Höchstwert.

Bitte nicht fahren

Ein Autofahrer versucht auf einer Autobahnzufahrt in Rostock sein Auto aus Schneemassen zu befreien (Foto: ap)
Viele kamen nicht mehr weiterBild: AP

In Mecklenburg-Vorpommern versanken Straßen und Schienen im Schnee, zeitweise ging nichts mehr. Die Autobahn 20 bei Greifswald sei wegen Schneeverwehungen gesperrt worden, sagte der Sprecher des Lagedienstes. Viele Bundesstraßen und Landstraßen seien unpassierbar. Das Innenministerium empfahl allen Autofahrern, nur dringend notwendige Fahrten anzutreten.

Auch die Hafenstadt Rostock war stark betroffen. Busse und Straßenbahnen verkehrten nicht mehr, auf den Straßen kamen Fahrzeuge kaum durch. Am Abend entspannte sich die Lage wieder, wie ein von der Stadtverwaltung eingerichteter Krisenstab mitteilte. Die Hauptstraßen seien größtenteils wieder befahrbar und auch der Bus- und Straßenbahnbetrieb sei teilweise wieder aufgenommen worden. Die meisten Bahnstrecken um Rostock könnten jedoch nach wir vor nicht bedient werden.

1000 zum Streuen

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Lawinengefahr am FeldbergBild: dw-tv

Auch im übrigen Küstenbereich fegte der Sturm Schneemassen vor sich her. In Hamburg ist der Winterdienst seit Freitagnachmittag im Dauereinsatz, in der Nacht waren bis zu 170 Fahrer mit Schneepflügen sowie weitere 1000 Einsatzkräfte zum Streuen unterwegs, wie die Stadtreinigung mitteilte.

Laut Deutschem Wetterdienst liegt momentan in Mecklenburg-Vorpommern mehr Schnee als in Bayern. In einigen Orten wurden Rekord-Schneehöhen gemessen: So wurde in Boitzenburg mit 50 Zentimetern der bisherige Rekord des äußerst schneereichen Winters 1979 um 24 Zentimeter übertroffen, auch an anderen Orten liegt derzeit mehr Schnee als jemals zuvor offiziell gemessen wurde.

"Zum Verrücktwerden"

Drastisch war die Lage auch in Teilen Brandenburgs. Auch hier warnten die Behörden davor, sich mit dem Auto auf den Weg zu machen. "Die fahren trotzdem. Es ist zum Verrücktwerden", stöhnte eine Polizeisprecherin in Potsdam. Zahlreiche Autofahrer saßen in Schneewehen fest, Windböen trieben immer neuen Schnee auf die Straßen.

Ein Kinderspielplatz ist am Samstag (Foto: ap)
Hamburg ist völlig zugeschneitBild: AP

Doch auch der Süden und der Westen hatten mit dem Wetter zu kämpfen: In Nordrhein-Westfalen ereigneten sich laut Polizei 300 witterungsbedingte Verkehrsunfälle. Dabei kam ein Mann ums Leben, 42 weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Auf den Autobahnen bildeten sich aufgrund der Unfälle und der Glätte Staus. In und um Köln krachte es 130 Mal - rund zehn Mal mehr Unfälle als an normalen Tagen, wie die Polizei mitteilte.

In Bayern kamen mindestens zwei Menschen ums Leben. Vereiste Nebenstrecken mussten komplett gesperrt werden. In Baden-Württemberg wurden bei Glätte-Unfällen mindestens acht Menschen schwer verletzt.

Lawine im Schwarzwald

Auf dem 1493 Meter hohen Feldberg im Schwarzwald löste sich am Samstag eine Lawine und verletzte zwei Menschen, einen davon schwer. Nach Angaben der Polizei in Freiburg und des Lagezentrums in Stuttgart erfasste die Lawine die beiden Menschen oberhalb einer Berghütte.

Der starke Schneefall hatte auch seine schönen Seiten: Die Ski- und Rodelgebiete im Sauerland und in der Eifel vermeldeten beste Voraussetzungen für Wintersportler. Auf der zugefrorenen Alster in Hamburg feierten - ausgestattet mit Picknickkörben und Schlittschuhen - zehntausende Menschen den Winter.

Autorin: Oliver Samson (ap, dpa)

Redaktion: Ulrike Quast