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Deutschland wird gefährlicher – aber nur ein bisschen

Heiner Kiesel16. Mai 2012

Randalierende Extremisten, Bilder von prügelnden Fussball-Fans, erschütternde Berichte über sexuellen Missbrauch in Deutschland - da beruhigt nur die offizielle Kriminalstatistik.

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Berlin/ Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) spricht am Mittwoch (16.05.12) in Berlin im Haus der Bundespressekonferenz bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik 2011. Foto: Steffi Loos/dapd
Innenminister Friedrich erläutert die Kriminalstatistik 2011Bild: dapd

Das ist keine schlechte Bilanz für Deutschland, aber Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hält das weiße Heft mit der polizeilichen Kriminalstatistik trotzdem mit großem Ernst vor sich. Die Kriminalität ist 2011 im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig gestiegen – um ein Prozent. Wieder sind es unter sechs Millionen Straftaten, die von der Polizei registriert worden sind. In vielen wichtigen Punkten hat sich die Lage entspannt, aber es gibt ein Feld, das dem Minister besonders Sorgen macht. Wohnungseinbrüche haben um 9,3 Prozent zugenommen. 2011 wurden 133.000 Wohnungen beraubt. ”Das beschäftigt uns in besonderer Weise”, sagt Friedrich, ”weil es das Sicherheitsgefühl der Bürger beeinträchtigt.” Sicherheit ist für den Innenminister ein ganz grundsätzlicher Wert. ”Ohne Sicherheit gibt es keine Freiheit”, hat er der Vorstellung der Kriminalstatistik vorausgeschickt.

Abnehmende Gewalt

Bei den schweren Delikten steht Deutschland im letzten Jahr besser da, als zuvor. Es gab weniger Mord- und Totschlag (-2,2 Prozent auf 2.174 Fälle) sowie Vergewaltigung und sexuelle Nötigung (-2,4 Prozent/7.539 Fälle) und die gefährliche und schwere Körperverletzung hat sich um 2,7 Prozent auf 139.091 Fälle reduziert. Es wurde auch weniger betrogen zwischen Flensburg und Konstanz (-3,4 Prozent/934.882 Fälle), dabei sank der Betrug mittels rechtswidrig erlangter Daten von Zahlungskarten – Skimming und Phishing - sogar um fast 16 Prozent. Die Wirtschaftskriminalität ist insgesamt um fast ein Viertel zurückgegangen.

Die Gewalttätigkeit in Deutschland wird geringer. Dafür spricht auch die geringere Zahl von Polizeibeamten, die Opfer von Gewalt geworden sind (-1,8 Prozent). Innenminister Friedrich will sich angesichts dessen aber nicht entspannt zurücklehnen und verweist darauf, ”dass wir uns mit 22.839 Fällen auf einem sehr hohen Niveau bewegen.” Besonders gefährdet sieht er die Beamten durch politische Extremisten und gewaltbereite Fussball-Fans.

Mehr Diebstähle auf der Straße

Der Grund für die in der Statistik ausgwiesene Zunahme der Kriminalität in Deutschland ist leicht zu finden. Es wird viel mehr geklaut. Der Bereich der Diebstähle macht über 40 Prozent der Straftaten aus und ist von 2010 auf 2011 um 4,4 Prozent gewachsen. Dazu gehören die Wohnungseinbrüche, aber auch die vielfältigen Arten der Straßenkriminalität. Unter letzterem verstehen die Behörden Straftaten, wie Diebstähle, Manipulation von Automaten mit Falschgeld oder Sachbeschädigungen, die auf Plätzen, Wegen oder Straßen begangen worden sind. 1.382.949 Fälle wurden registriert, das sind über 30.000, also 2,2 Prozent mehr als 2010.

Straßenkriminalität macht rund ein Viertel der Gesamtkriminalität in Deutschland aus. Hier schlägt sich besonders die Zunahme von Diebstählen aus Autos (11,9 Prozent/242.563 Fälle)und auch der einfache Taschendiebstahl nieder . Es wurden verstärkt Fahrräder (+7,8 Prozent /242.316 Fälle) entwendet, aber weniger Mopeds und Krafträder (-11 Prozent/30.208 Fälle).

Besonders in Berlin sollten Bürger und Besucher gut auf ihre Sachen aufpassen – es ist die Stadt mit den häufigsten Straftaten: 14.286 pro 100.000-Einwohnern, dicht gefolgt von den anderen beiden Stadtstaaten Bremen und Hamburg. Am sichersten dürfen sich die Bewohner der südlichen Bundesländer Bayern (4.969) und Baden-Württemberg (5.420) fühlen.