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Deutschlands beste Zauberer in Bonn

Uta Gaiser-Hood
25. März 2017

Pure Magie oder nur Trickserei? Bei den Bonner Zauberwochen faszinieren bis Anfang April Zauberkünstler ihr Publikum. Ein guter Anlass, um mit dem Europameister hinter die Kulissen zu blicken.

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Symbolbild Magier
Bild: Syda Productions/Fotolia.com

Patrick Lehnen hat bei den Zauber-Europameisterschaften 2017 gleich zwei Pokale gewonnen: den "General Magic" für die beste Darbietung in der Sparte "Allgemeine Magie" und den "Grand Prix Stage Magic" für den Gesamtsieg über alle Bühnensparten. Zu sehen ist seine aktuelle Wettbewerbsnummer bei den Bonner Zauberwochen, die die 34-Jährige als Vorstand des örtlichen magischen Zirkels mitorganisiert. In der zehnminütigen Darbietung erwacht eine Schreibtischlampe zum Leben und beginnt eine Beziehung mit dem Zauberer. Dabei passiert viel Lustiges, Trauriges und natürlich auch Zauberhaftes.

DW: Wie viel Arbeit und Aufwand stehen hinter Ihrer aktuellen Zaubernummer?

PatrickLehnen
Patrick Lehnen holte sich bei Zauber-Europameisterschaften 2017 gleich zwei Pokale Bild: Gerald F. Huber

Patrick Lehnen: Meine neueste Nummer hat drei Jahre Entwicklungszeit gebraucht. Zunächst hatte ich eine Idee, irgendwann dann ein dazugehöriges Storyboard. Dann habe ich über Monate Musik gesucht, geschnitten und wieder verworfen. Ich wusste welche Emotionen und welche Stimmung ich gern erzeugen möchte und habe dann die passenden Musiken gesucht. Nach drei Jahren war ich das erste mal in der Lage, die Nummer zu zeigen. Und als ich dann im Theater diese Nummer spielte, wusste ich überhaupt nicht, wie das jetzt ankommen würde. Werden die Leute das mögen oder nicht? Zum Schluss gab es dann "Standing Ovations" und ich wusste: Ja, es klappt!

Was ist für einen Zauberkünstler dabei die größte Herausforderung?

Grundsätzlich ist bei Zaubernummern die Dramaturgie sehr schwierig: die Leute in die Story reinzuholen und einen roten Faden zu spinnen, der einen durch die Nummer begleitet, mit einem schönen starkem Abschluss. Dieses Mal habe ich die Regeln allerdings gebrochen, denn normalerweise sollte am Schluss das Krasseste passieren: "Bumm - eine Frau erscheint" oder so etwas in der Art. Aber in diesem Fall ist es sehr subtil, was da passiert. Es ist eigentlich ein ganz kleiner Effekt, der Bezug auf den Anfang nimmt, eine kleine Versöhnung, ein Moment des Glücks, im Kontrast zu einem sehr traurigen Moment, der kurz davor passiert.

In Ihrer aktuellen Zaubernummer steckt auch jede Menge Technik. Die Schreibtischlampe bewegt sich und reagiert auf Sie als Zauberer.

Ja, der technische Part war unangenehm kompliziert, weil ich nur wenig von Elektrotechnik verstehe. Ich habe versucht, Leute zu finden, die mir dabei helfen können. Ich musste mir da aber sehr viel selbst anlesen und beibringen, weil die Anforderungen andere sind, als wenn man eine normale Lampe baut. Die Technik bei einer Zaubernummer muss ja für den Zuschauer unsichtbar bleiben. Wenn dann etwas nicht funktioniert, sitzt man davor und überlegt: Woran kann es denn liegen? Ist da ein Kabel gebrochen, fehlt ein Widerstand oder ein Kondensator? Ich habe schon allein ein Jahr lang an dem Schaltplan für die Lampe gearbeitet. Weitere zwei Jahre bis dann alles auch funktioniert hat. Das war eine sehr intensive Zeit mit Höhen und leider auch Tiefen, in der ich fast alles hingeworfen hätte, weil wieder mal etwas nicht funktionierte und ich dachte: Das bekommst du niemals hin. Sie haben mit 22 Jahren das Zaubern für sich entdeckt, dabei wollten sie eigentlich nie auf einer Bühne performen. Wie kam es dennoch dazu?

Patrick Lehnen
Patrick Lehnen "im Gespräch" mit seiner TischlampeBild: Toby Rudolph

Mir ging es anfangs mehr darum, meine Fingerfertigkeit zu verbessern: Ich hatte bereits jongliert, Gitarre und Klavier gespielt. Dann habe ich zufällig im Internet einen Zauberkünstler gesehen, der etwas Verrücktes mit Karten gemacht hat und ich habe mir gedacht: Das will ich auch können. Ich habe mir dieses Video so oft angesehen, bis ich verstanden habe, wie das funktioniert. Ich habe mir mein erstes Kartenspiel gekauft und solange geübt, bis ich den Trick konnte. Dann habe ich mir weitere Videos angesehen. Über einen Laden mit Zauberartikeln kam ich dann in Kontakt mit anderen Zauberern. Irgendwann wollte ich dann dem magischen Zirkel beitreten. Dafür muss man eine Aufnahmeprüfung mit einer 15-minütigen Vorführung machen. Ich habe mehrere Kartentricks gezeigt, mich dabei aber nicht wohl gefühlt, weil die Tricks sehr kompliziert waren und ich kaum auf die Präsentation achten konnte. Das war der Moment als ich gemerkt habe: Eigentlich spielt es keine Rolle, ob das, was ich vorführe kompliziert ist. Die Präsentation ist eigentlich das, worum es geht. Als ich das verstanden habe, habe ich die Karten etwas zurückgestellt und mehr mit Bühne und Comedy ausprobiert und gemerkt, dass es Spaß macht, vorzuführen und zu präsentieren.

Magische Momente: Die besten Zaubertricks

Dabei sagen Sie von sich, dass Sie eher schüchtern und zurückhaltend sind...

Die Bühne ist für mich auch eine Chance, auf Menschen zu zugehen. Wenn ich auf der Bühne stehe und ihnen etwas zeige, dann kennen mich alle. Das ist wie eine Art Vorstellung meinerseits. Und danach kommen sie alle an, als würden wir uns schon lange kennen. Das ist für mich viel einfacher und angenehmer, als wenn ich sie ansprechen müsste.

Hauptberuflich arbeiten Sie als Programmierer. Den Großteil Ihrer Freizeit verbringen Sie seit mehr als zehn Jahren mit Ihrem Hobby, der Zauberei. Was reizt Sie daran?

Die Zauberei ist sehr facettenreich. Man kann in einem Zauberladen ein ganz einfaches Kunststück kaufen und dieses vorführen. Man kann dieses ernst oder komisch vorführen. Das ist das Entscheidende, dass die Präsentation stimmt, dass man das unterhaltsam rüber bringt. Man kann auch eigene Kunststücke erfinden, da kann man sich in der Zauberei wirklich kreativ entfalten: Man ist sein eigener Regisseur, Maskenbildner, Choreograph, Tüftler, Bastler, Erfinder, Performer - und Schauspieler. Und das ist das, warum ich bei der Zauberei hängengeblieben bin, weil es so komplex ist, so dass es mir noch nie langweilig geworden ist.

2011 haben Sie zum ersten Mal an Wettbewerben teilgenommen und wurden auf Anhieb deutscher Meister, ein Jahr später Vizeweltmeister in Kartenkunst...

Damals bin ich da völlig blauäugig rangegangen. Eigentlich hatte ich gar keine Lust auf Wettbewerb, habe es aber gemacht, weil ich gerne die Erfahrung machen wollte, und weil mich Freunde überredet haben. Dann habe ich überraschenderweise gewonnen und wurde deutscher Meister und dann bei der WM ganz knapp Vizeweltmeister. Das war so ein Türöffner, dass plötzlich aus aller Welt Anfragen kamen, aus China, Italien, Spanien. Ich bin dann plötzlich durch die Welt gereist, habe tolle Menschen kennen gelernt, tolle Orte entdeckt und durfte mit großen Künstlern auftreten. Das hat extrem viel Spaß gemacht und das wollte ich gerne wieder machen.

Hat sich durch die Erfolge bei den Wettbewerben für Sie etwas verändert?

Wenn man einen Wettbewerb gewinnt und andere Zauberer Dich sehen, macht Dich das natürlich interessant für Zauberkongresse auf der ganzen Welt. Dann wird man gebucht. Gerade fragt China, Italien, Belgien, Prag an und soeben kam eine E-Mail aus Lettland. Das ist spannend. Und dann kann man mit der Zauberei die Welt bereisen.

Das Gespräch führte Uta Gaiser-Hood.

Patrick Lehnen arbeitet hauptberuflich als Programmierer. Vor elf Jahren begann er seine Zauberkarriere mit Kartentricks. 2011 wurde er deutscher Meister in Kartenkunst, 2012 Vize-Weltmeister. 2017 gewann er die Europameisterschaften in "Allgemeiner Magie" und wurde Gesamtsieger über alle Bühnensparten. Derzeit tourt der Kölner mit seiner Wettbewerbsnummer von den Europameisterschaften durch die Welt, momentan ist er in Deutschland bei den Bonner Zauberwochen zu sehen.