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Deutschlands UNO-Geschichte

Nina Werkhäuser12. August 2003

Die UNO wurde 1945 kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Doch erst 28 Jahre später, am 18. September 1973, wurde das damals zweigeteilte Deutschland in die Weltorganisation aufgenommen. Warum eigentlich so spät?

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Die Fallgen von BRD und DDR wehen 1973 nach der Aufnahme beider deutscher Staaten vor dem UNO-Hauptquartier in New York - Foto: AP-Photo/stf/dp
Deutschland Geschichte Kapitel 3 1969 – 1979 Deutschland in der UNOBild: AP

Heute genießt Deutschland längst nicht nur deshalb Anerkennung, weil es seine finanziellen Pflichten als drittgrößter Beitragszahler der UN - nach den USA und Japan - pünktlich erfüllt. Führend hat die Bundesrepublik unter anderem an der Verlängerung des Atomwaffen-Sperrvertrages, am nuklearen Testverbot und an der Schaffung des internationalen Strafgerichtshofes mitgewirkt. Und heute sind mehr deutsche Soldaten mit UN-Mandat im Auslandseinsatz, als je zuvor. Die Vereinten Nationen (UN oder UNO) wurden 1945 gegründet. Doch die Bundesrepublik Deutschland und die damalige DDR sind erst seit 1973 UN-Mitglied.

Der lange Weg zur UNO

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland für die UNO nicht Mitglied sondern "Feindstaat". Später stand die Teilung Deutschlands dem Beitritt zur UNO im Weg. Erst die Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt in den 1970er-Jahren öffnete beiden deutschen Staaten die Tür zur UNO. Im Grundlagenvertrag von 1972 verständigten sich BRD und DDR darauf, dass jeder der beiden Staaten international für sich selbst sprechen dürfe. Damit war ein wichtiges Hindernis aus dem Weg geräumt.

Zuvor nämlich hatte die Bundesrepublik darauf bestanden, der einzige legitime deutsche Staat zu sein und international den Alleinvertretungsanspruch zu haben. Deshalb hatten die westlichen Alliierten - die USA, Großbritannien und Frankreich - etwas dagegen, beide deutsche Staaten in die UNO aufzunehmen. Die Sowjetunion wiederum hätte die alleinige Mitgliedschaft der BRD nicht akzeptiert. Auf diese Problematik ging der bundesdeutsche Außenminister Walter Scheel in seiner ersten Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen ein: "Verstehen Sie, warum wir zögerten, den Schritt in die Vereinten Nationen zu tun? Es ist schmerzlich, der politischen Realität der Teilung des eigenen Landes ins Auge zu sehen. Wir befürchteten, ein solcher Schritt könnte den Eindruck erwecken, als resignierten wir.
Als hätten wir die Hoffnung auf Einheit aufgegeben."

Der Beitritt war aber nicht der erste Kontakt der beiden deutschen Staaten mit den Vereinten Nationen. Bereits Mitte der 1950er-Jahre war die Bundesrepublik in allen Sonderorganisationen der UNO aktiv, etwa in der UNESCO und der Welternährungsorganisation - sie galt als "aktives Nichtmitglied".

Erinnerungen an den Beitritt

Als die beiden deutschen Delegationen zum ersten Mal ihre neuen Plätze im Versammlungssaal zwischen Gambia und Ghana einnahmen, war auch Radio-Reporter Hanswolf Haunhorst dabei: "Man sah so ein wenig Premierenstimmung bei den Herren der DDR, sie waren doch deutlich nervös und bewegten sich etwas gehemmt durch den Gang hinauf zu ihren Sitzen. Dann hat der Protokollchef die Delegation der Bundesrepublik an ihren Platz geführt, nur durch diesen etwas 1,80 Meter breiten Gang getrennt von der DDR. Auf der anderen Seite von der Bundesrepublik wieder ein afrikanischer Staat, die Vertreter von Ghana."

Bei den UNO-Versammlungen gingen die beiden deutschen Staaten distanziert miteinander um, trugen ihre grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten jedoch bewusst nicht nach New York. "Wir sind nicht hierher gekommen, um die Vereinten Nationen als Klagemauer für die deutschen Probleme zu betrachten oder um Forderungen zu stellen, die hier ohnehin nicht erfüllt werden können", erklärte Willy Brand damals.

Für Frieden und Menschenrechte

In der UNO setzte sich die Bundesrepublik vor allem für die Menschenrechte und die friedliche Konfliktprävention ein. "Sie werden uns immer dort finden, wo es um die internationale Zusammenarbeit geht, um die Bewahrung des Friedens und um die Rechte des Menschen. Wenn wir etwas aus eigener bitterer Erfahrung gelernt haben, so ist es dies: Der Mensch ist das Maß aller Dinge", erklärte der damalige Außenminister Walter Scheel 1973 zum Beitritt.

Für die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland wurden die Vereinten Nationen - ebenso wie die Nato und die Europäische Gemeinschaft - ein wichtiger Stützpfeiler und ein Forum für die Zusammenarbeit mit den westlichen Verbündeten. Die DDR orientierte sich eher am Abstimmungsverhalten der Sowjetunion und der Staaten des Ostblocks. Bis 1990 waren zwei deutsche Staaten Teil der UNO, nach der Wiedervereinigung erlosch dann die Mitgliedschaft der DDR.