1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Julius-Hirsch-Preis vergeben

Arnulf Boettcher24. November 2008

Der Deutsche Fußball-Bund hat den Julius-Hirsch-Preis verliehen. Die Auszeichnung ging an Initiativen aus Düren, Leipzig und Bremen, die sich gegen Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit eingesetzt haben.

https://p.dw.com/p/G18J
Rechstradikale Fans in deutschen StadienBild: picture-alliance/ ASA

Es geschah Anfang November in der Bundesliga-Partie zwischen dem VfL Bochum und Werder Bremen. Auf dem Rasen einigten sich beide Teams gerade auf ein torloses Unentschieden, als im Bremer Fanblock Unruhe aufkam. "Dort ist es so gewesen, dass Rechtsradikale versucht haben, zu demonstrieren", wie sich Bremens Vereinspräsident Klaus-Dieter Fischer erinnert. "Unsere Fans haben die Aktion verhindert, indem sie lautstark 'Nazis raus' riefen und gleichzeitig die Polizei auf die Aktion aufmerksam machten. Das ist eine Sache von Zivilcourage, die ich immer auch meinen Fans gepredigt habe." Gemeint ist die Anti-Diskriminierungskampagne von Werder Bremen, ein Kooperationsprojekt mit dem Fan-Projekt und dem Dachverband der lokalen Fan-Klubs. "Da haben wir einen Fan-Ethik-Kodex entwickelt und unsere Fanclubs dazu gebracht, dass sie gegen Rassismus und Diskriminierung sind. Worauf ich besonders stolz bin", so Fischer, "dass die Fans den Kodex wie in Bochum gesehen auch praktizieren."

Bundesliga Bochum Bremen Ausschreitungen
Polizeiaktion in Bochum gegen rechtsradikale Fans aus BremenBild: picture-alliance/ Sven Simon

Fußballvereine gegen Rechts

Die Kampagne kam auch beim Deutschen Fußball-Bund gut an, der die Bremer neben anderen mit dem Julius-Hirsch-Preis ehrte. Der Preis in Erinnerung an den 1943 in Auschwitz ermordeten jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch war vom DFB im Jahr 2005 als eine Konsequenz aus der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Rolle des Verbandes in der NS-Zeit gestiftet worden. Er zeichnet vorbildliches Engagement im Fußball gegen Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit aus. Aktueller Hauptpreisträger ist die Initiative "Fußballvereine gegen Rechts" aus Düren. Sie wurde 2001 von Jo Ecker, seinerzeit D-Junioren-Betreuer des FC Niederau 08, in Reaktion auf fremdenfeindliche Erfahrungen mit seiner Mannschaft ins Leben gerufen. "Da war eine in der Nähe lebende Neonazi-Gruppe bei einem Spiel anwesend und beschimpfte von Anfang bis zum Ende unsere ausländischen Spieler. Nach dem Spiel bedrohte man uns noch. Und nur das beherzte Eingreifen der Betreuer und Eltern hat Schlimmeres verhindert." Ecker installierte eine Internetseite, auf der sich bislang mehr als 700 Vereine, Verbände und Fan-Clubs öffentlich gegen Rechts positioniert haben. Die Initiative engagiert sich aber auch für soziale Prokekte in Afrika etwa: "Wir haben Fußball-Schuhe und andere Fußball-Sachen gesammelt und diese dann nach Kamerun verschifft. Da sind insgesamt so 800 Trikots und an die 2.000 Paar Fußballschuhe zusammen gekommen, die dann da den armen Kindern zur Verfügung gestellt wurden." Aktuelles Projekt der Dürener ist die Aktion "Schild gegen Rassismus und Gewalt".

Jo Ecker Initiator der Faninitiative Fußballvereine gegen Rechts
Jo Ecker von der Initiative "Fußballvereine gegen Rechts"Bild: Arnulf Boettcher
Plakat der DFB-Auszeichnung Julius-Hisch-Preis
Der Julius-Hirsch-Preis wird seit 2005 verliehenBild: Arnulf Boettcher

Faninitiative "Bunte Kurve"

Bereits seit längerem engagiert sich auch die Leipziger Faninitiative "Bunte Kurve" gegen Rassismus. Ausgangspunkt des ebenfalls vom DFB ausgezeichneten Projekts war der Einsatz für einen nigerianischen Spieler vom FC Sachsen Leipzig, wie Mit-Initiator Christoph Zenker erläutert: "Wir sind hervorgegangen aus der Fan-Initiative 'Wir sind Ade', die sich 2006 nach rassistischen Anfeindungen gegen den Spieler Adebowale Ogungbure gegründet hatte. Und nach dem Weggang von Ade haben wir das auf breitere Füße gestellt." Mittlerweile findet das Engagement "Bunte Kurve" seinen Ausdruck in kreativen und nachhaltigen Aktionen. "Wir machen eine breite Öffentlichkeitsarbeit, beteiligen uns an Podiumsdiskussionen. Und natürlich sprechen wir die Fans auch über Choreographien im Stadion an, damit sie die Aktionen gegen Rassismus sehen und sich mit dem Thema auseinandersetzten." Nach Zenkers Worten sollte jeder Verein erkennen, dass es im Stadion Rechtsextreme gibt. "Solange man das unterdrückt und sagt: 'Bei uns gibt es keine Rechte', wird man auch nie aktive Maßnahme dagegen einleiten können."

Christoph Zenker Mitinitiator der Faninitiative Bunte Kurve
Aus der "Bunten Kurve": Christoph ZenkerBild: Arnulf Boettcher