Dialog der Kulturen statt Multikulti
18. November 2001Es habe sich gezeigt, dass es in Deutschland eine "überraschende Fülle und Vielfalt von Initiativen und Projekten" gebe, die den Kulturdialog voran treiben, betonte der Präsident der Kommission, Klaus Hüfner, am Freitag. Nach Ansicht Hüfners gibt es heute kaum noch Kulturarbeit, die nicht dem Ziel der interkulturellen Begegnung gewidmet wäre. Das sei das wertvollste Ergebnis des UN-Jahres in Deutschland.
Die Terroranschläge des 11. September, so Hüfner, hätten die Dringlichkeit eines intensiveren internationalen Kulturdialogs deutlich gemacht. Dabei seien in bisher vielleicht noch nicht erkannter Schärfe tiefere politische und kulturelle Dimensionen des friedlichen Zusammenlebens der internationalen Gemeinschaft deutlich geworden.
"Stärkere Vernetzung anstreben"
Die Vorsitzende des Bundestags-Kulturausschusses, Monika Griefahn (SPD), mahnte eine stärkere Vernetzung der innenpolitischen Diskussion mit den Erfordernissen der Außenpolitik und der Auswärtigen Kulturpolitik an. Gerade wegen des weltweiten Migration sei eine gegenseitige Durchdringung notwendig. Griefahn unterstrich mit Blick auf die Debatte um die "Leitkultur", Deutschland und sein Staatswesen seien weder ethnisch noch kulturell oder religiös definiert. Deshalb müsse beim Zusammenleben der Kulturen in Deutschland jeder seine Kultur bewahren können.
Das stehe nicht im Widerspruch zu einer Beachtung der Gesetze. "Wir müssen klar machen, dass wir nicht 'die' deutsche Kultur haben, sondern viele Kulturen, die in Deutschland zusammen leben." Als Beispiel führte sie an, in deutschen Städten gebe es "unzählige Moscheen, Synagogen und Tempel neben den christlichen Kirchen".
Ausstellung zum Thema
"Dialog zwischen den Kulturen" ist auch das Motto der Ausstellung, die die Deutsche UNESCO-Kommission ab Freitag (16.11.2001) im Auswärtigen Amt in Berlin zeigt. Die Schau findet im Lichthof des Gebäudes statt. Das Konzept hat der amerikanischen Künstler John Powers entworfen. Die Ausstellung "Nations-Dialogues-Identities" ist bis zum 3. Dezember 2001 zu sehen.
Der Künstler hat sein Werk lange im Voraus geplant. Im Mai 2000 richtete er an 91 Botschaften die Frage, "welches Motto, welcher Satz oder welches Projekt" ihr Land "symbolisiert oder identifiziert". In der Ausstellung zeigt Powers nun die unveränderten Erwiderungen. Es hat sich eine vielfältige Zusammenstellung ergeben. Sie reicht von selbst gewählten Epigrammen der Botschaften, über Sprichwörter, Leitsätze und Symbole. Powers selbst liefert auch eigene künstlerische Beiträge zur Ausstellung. An der Fassade des Auswärtigen Amtes sind Projektionen zu sehen. Mit Klang- und Videoinstallation thematisiert Powers zusätzlich den Dialog der Kulturen. (pf)