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Porträt Didier Drogba

23. Mai 2010

Er ist Afrikas Fußballer Nummer Eins: Didier Drogba. 2009 wurde er bereits zum zweiten Mal zum besten Spieler des Kontinents gewählt. Bei der Weltmeisterschaft möchte Drogba mit der Elfenbeinküste für Furore sorgen.

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Didier Drogba in Siegerpose (Foto: DPA)
Didier Drogba hofft auf Siege mit der ElfenbeinküsteBild: dpa

In Afrika liegt man ihm zu Füßen, in seinem Heimatland verehrt man ihn. Didier Drogba ist für uns ein Idol," sagt einer in der Kneipe Drogbacité in Abidjan. Es gibt wohl kein Produkt in der Elfenbeinküste, das nicht seinen Namen trägt. Ob ein Mobiltelefon, ein spezieller Haarschnitt, ein Tanzschritt oder sogar ein Bier. Natürlich ist das kein gewöhnliches Bier. Sondern ein Starkbier mit 6,6 Prozent Alkohol. Ausgeschenkt wird es in Ein-Liter-Flaschen.

Stark und kräftig - das sind Attribute, die zum 32-jährigen Superstar passen. Doch auf dem Platz besticht er ebenso mit seiner Technik, seiner Schnelligkeit, Passgenauigkeit, Wendigkeit und Coolness vor dem Tor. Seine Trefferquote ist phänomenal. Knapp über 200 Partien hat er für seinen Club FC Chelsea bislang bestritten und hat dabei im Schnitt in deutlich über der Hälfte der Spiele getroffen. Für sein Heimatland, die Elfenbeinküste ist er der Rekordtorjäger.

Drogba, der Heißsporn

Didier Drogba beim Afrika-Cup in Angola (Foto: DW/Felix Hoffmann)
Der Held der ElfenbeinküsteBild: DW

Bei einer Weltmeisterschaft konnte er sich allerdings erst einmal in die Torschützenliste eintragen. Es war 2006 beim ersten WM-Auftritt einer ivorischen Auswahl überhaupt. In Hamburg hieß der Vorrundengegner Argentinien. Nach der ersten Hälfte lagen die "Elephants", wie sie genannt werden, mit 0:2 zurück. In der 82. Minute gelang Drogba der Anschlusstreffer. Doch es reichte nicht mehr für den Ausgleich.

In der harten Gruppe, in der neben Argentinien die Niederlande und Serbien Montenegro dabei waren, konnten sich die Ivorer nicht durchsetzen. Das war bitter für Drogba, der immer gewinnen will. Sein Ehrgeiz ist sein Markenzeichen und das nicht nur zu seinem Vorteil. Er kann auch extreme Züge annehmen. Deswegen kassiert er regelmäßig Rote Karten, weil es mit ihm durchgeht. Zuletzt bei einer Tätlichkeit gegen Thiago Motta im Champions League Viertelfinale gegen Inter Mailand. Deswegen ist er in der kommenden Saison in diesem Wettbewerb für zwei Spiele gesperrt. 2009 war es noch heftiger. Da wütete er nach dem Halbfinal-Aus in der Königsklasse gegen Barcelona gegen Schiedsrichter Tom Henning Övrebö und wurde daraufhin für vier Spiele gesperrt. "Im Spiel bin ich ein anderer und erkenne mich manchmal nicht wieder," sagt er über sich selbst.

"Ich will auch mal Blödsinn machen"

Drogba hat das Kommando auf dem Platz (Foto: DPA)
Drogba zeigt wo es lang gehtBild: picture-alliance/dpa

So aufbrausend er auf dem Platz sein kann, so ruhig ist er daneben, hat Mitspieler Guy Demel vom Hamburger SV festgestellt. "Er ist einfach nett und locker, ist für jeden Spieler da, egal wie berühmt der ist." Auch in der Öffentlichkeit bewegt er sich ohne Allüren, nimmt sich für Interviews Zeit. Er kann aber auch anders: "Wenn Journalisten aggressiv sind, und meinen alles tun zu dürfen, dann ist das so. Wir müssen uns einfach korrekt verhalten. Das ist eine Sache von Respekt und Persönlichkeit." Respekt ist wichtig für ihn und so will es auch seine Mutter Clotilde. "Er hat es verstanden, großzügig, höflich und fröhlich zu bleiben", sagt sie über das älteste ihrer sieben Kinder: "Das sind Werte, die bei uns mehr als alles andere zählen." Und diese werden er und seine Frau auch ihren drei Kindern vermitteln. Aber sonst wäre er auch gerne ein ganz normaler Familienvater. "Wenn ich außerhalb des Spielfeldes bin, will ich einfach so sein wie ich bin und auch mal Blödsinn machen," sagt er.

Heute lebt er mit seiner Familie in London, seine ersten Kindheitsjahre verbrachte er noch in Abidjan. Im Alter von fünf Jahren zog er nach Brest in Frankreich. Dort lebte er bei seinem Onkel Michel Goba, der Fußballprofi war. Drogba war ein Spätstarter, sein Talent fiel zunächst nicht auf. Erst spät bekam er bei Le Mans und Guingkamp seine ersten Profiverträge. Zwischendurch spielte er sogar Rechtsverteidiger, bis sein Potenzial im Angriff erkannt wurde. Dann ging es nach Marseille. Dort, bei Olympique, fühlte er sich wohl und ging, nur weil er musste. Der FC Chelsea hatte 37 Millionen Euro geboten.

Nun ist also London seine Heimat. Im Herzen jedoch trägt der 32-Jährige Afrika und vor allem die Elfenbeinküste, auch wenn er dort nur ein paar Kindheitsjahre gelebt hat. "Auch wenn ich früh weg bin, habe ich nicht den Eindruck, mich von meinen Wurzeln entfernt zu haben. Sie sind fest in mir verankert."

Autor: Felix Hoffmann
Redaktion: Joachim Falkenhagen