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'Die Özdags'

Silke Schmidt19. Januar 2007

Döner, Moscheen und Zwangsheirat: Klischees über Türken in Deutschland gibt's genug. Mit dem wahren Leben haben die aber oft nicht viel zu tun. Das soll jetzt eine neue Doku-Soap zeigen. Hauptdarsteller: "Die Özdags".

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Die türkische GroßfamilieBild: wdr

Es gibt Vieles zum Staunen und Schmunzeln, wenn man "Die Özdags" in Aktion erlebt: Der 34-Jährige Nebil singt gerne deutsche Schlager. Seinem Bruder Uzay ist das meistens peinlich und er hofft, dass es niemand sieht. Doch es werden viele sehen - und zwar in Folge Fünf. Für die Stars der neuen Familienserie - Vater und Mutter Özdag, ihre sieben Kinder und mittlerweile vier Enkel waren die Dreharbeiten zuerst gewöhnungsbedürftig. "Das war absolutes Neuland und am Anfang war sehr viel Nervosität dabei", sagt Nebil. Mittlerweile habe er sich aber daran gewöhnt. Seine Schwester Hülya stimmt ihm zu und lobt das professionelle Team. Das habe die Dreharbeiten sehr einfach gemacht.

"Faszinierende Welt"

Bis auf Mutter Aliye Özdag, die nur Türkisch und Arabisch spricht, können alle Deutsch. Das war eine Voraussetzung für Autorin und Regisseurin Ute Diehl. Die wollte eigentlich nach 100 Folgen "Fussbroichs" - einer Kultserie, die sie 1979 produziert hatte - gar keine Familienserie mehr drehen. Aber als sie den Auftrag bekam, eine türkische Familie zu porträtieren, war sie sofort begeistert. "Ich habe immer noch das Gefühl es ist eine faszinierende Welt, die mir noch gar nicht richtig erschlossen ist, obwohl die Özdags sich mir gegenüber auf eine Weise geöffnet haben, wie ich das niemals zu hoffen gewagt hätte", sagt die Journalistin.

Umstrittene Arbeitsmoral

WDR-Serie "Die Özdags"
Die Familien-KonditoreiBild: wdr

Anderthalb Jahre hat Ute Diehl die türkische Großfamilie mit der Kamera begleitet und sowohl private Momente zu Hause festgehalten als auch den Arbeitsalltag im Familienbetrieb, einer türkischen Konditorei. Dabei hat sie nicht nur den heiteren und herzlichen Umgangston in der Familie miterlebt, sondern auch Konflikte. Zum Beispiel als der 30-jährige Aydin mal wieder nicht zur Arbeit in der Backstube erscheint.

Traditionelle Arbeitsteilung

Wie viele seiner Landsleute ist Hasan Özdag vor mehr als 30 Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen, um sich eine Existenz aufzubauen. Seine Kinder haben alle hier eine Berufsausbildung absolviert und unterstützen ihn im Betrieb. Nicht immer sind sie mit dem Vater einer Meinung, der eine traditionelle Aufgabenteilung zwischen Männern und Frauen befürwortet.

So ärgert sich Hasan Özdag vor laufender Kamera, wenn der Schwiegersohn lieber Staubsaugen will als das zusammengebrochene Bett zu reparieren. Es geht temperamentvoll zu in der Familie Özdag. Die Fernsehzuschauer sind immer dabei. Die jüngste Tochter, die 26-jährige Hülya, sieht darin eine gute Möglichkeit, mit den falschen Klischees über Türken aufzuräumen. Die Serie sei eine gute Möglichkeit, den Leuten zu zeigen, dass viele Familien ganz anders leben und nicht so, wie die meisten denken. Als Beispiel nennt sie die Zwangsverheiratung."

Ihren Lebenspartner können sich die Söhne und Töchter selbst aussuchen. Dass das nicht immer ganz leicht ist, konnten die Zuschauer im Fernsehen miterleben. Gleich in der ersten Folge ging es um das Liebesleben der Özdag-Kinder. Titel: Liebe ist der größte Stress!