1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die Anti-Drohnen Burka

Marcus Bösch28. Februar 2013

Die Zahl unbemannter Überwachungsgerätschaften in der Luft, im Wasser und auf der Erde nimmt drastisch zu. Zeit, dass wir Menschen uns mal Gedanken machen, wie wir uns vor den Maschinen verstecken.

https://p.dw.com/p/17nah
Eine Frau trägt eine Burka vor rotem Hintergrund +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bild: picture alliance / dpa

Ich möchte Ihnen heute ein Kleidungsstück ans Herz legen. Es kostet 1.500 britische Pfund, was nicht gerade wenig ist. Aber dafür sieht diese Burka aus einem Metall-Seidengemisch nicht nur äußerst modisch aus, sie schützt Sie auch. Zum Beispiel vor Thermosensoren gängiger Drohnenmodelle.

Alles sehen

Was soll denn nun dieser ausgemachte Blödsinn, denken Sie. Noch. Denn Adam Harvey, der Künstler der die "Stealth-Wear Burqa" hergestellt hat, meint das ernst. Das könnte daran liegen, dass er Amerikaner ist. Und dort - in den USA - ermöglicht ein Gesetz den Inlandseinsatz von unbewaffneten Drohnen. Und die können immer mehr. Zum Beispiel: Alles sehen. Die US-Luftwaffe testet derzeit ein System namens Gorgon Stare. Damit wird von einer einzigen Drohne ein Areal von vier Kilometern komplett erfasst. Das mehr als 17 Millionen Dollar teure System, das derzeit Bilder mit einer Auflösung von einem halben Meter aufnimmt, kann Orte aus 12 Blickwinkeln beobachten. Verschiedene Personen können gleichzeitig bis zu 65 unterschiedliche Bilder sehen.

Müde lächeln

Natürlich kann man dies in jeder möglichen Hinsicht weiterdenken. Denn so richtig unwahrscheinlich ist das nicht, dass in naher Zukunft zahllose unbemannte Drohnen über uns am Himmel schweben und konstant Bilder anfertigen. Das ist sehr praktisch, wird man sagen. Allein schon, um allzeit verlässliche Stauinformationen zu haben.

Überwachungskamera vor blauem Himmel, Foto: flickr, (c) CC BY-SA- Mike Fleming
Bild: CC BY-SA- Mike Fleming

Vielleicht werden wir mal auf eine Zeit zurückblicken, in der sich einige Menschen über statische Überwachungskameras im öffentlichen Raum aufgeregt haben. Und wir werden müde lächeln. Müde lächeln werden wir dann auch, wenn ein fahrerloses Auto der Firma Google an uns vorbeifährt, um Fotos der Straßen und Häuser zu schießen. Immer. Und immerzu. Damit alles auf dem aktuellen Stand bleibt. Sehr praktisch.

Automatisierte Gesichtserkennung

In so einem Szenario wird dann vielleicht auch eine Anti-Drohnen Burka sehr praktisch. Denn warum sollen Kleidungsstücke nur gegen Wind und Wetter schützen? In Zukunft schützen sie eben auch gegen neugierige Blicke und automatisierte Gesichtserkennung.

Jeder und jede, die sich im öffentlichen Personennahverkehr schon mal in einer überdimensionierten Kapuze eines Sweatshirts versteckt hat, um mit Kopfhörerkabeln im Ohr in eine andere und bessere Welt abzutauchen, wird daran nicht so viel schlimmes finden können.

Abgeschottete Bunker

Treffen wird man sich dann in Zukunft in abgeschotteten Bunkern. Unterirdisch. Hier wird man sich aus seinem Kleiderberg schälen, das Smartphone in der so genannten "Off-Tasche" lassen - die blockiert eingehende und ausgehende Signale. Und dann wird man in aller Seelenruhe eine Partie Federball spielen auf einem Kunstrasenareal und sich seines Lebens freuen. Lästig werden nur die Käfer und Bienen nachempfundenen Drohnen des privaten Sicherheitsdienstes sein. Die patrouillieren, trotz vollmundiger Ankündigungen des Freizeitarealsbetreibers, eine technikfreie Zone bereitzustellen, nämlich doch. Vermeintlich unauffällig sehen sie nach dem Rechten. Immer mal wieder wird jemand sie mit seinem Federballschläger zufällig und natürlich ganz aus Versehen zerstören. Doch diese kleinen Indoor-Drohnen sind günstig. Und es gibt einfach viel zu viele davon.

Marcus Bösch war irgendwann 1996 zum ersten Mal im Internet. Der Computerraum im Rechenzentrum der Universität zu Köln war stickig und fensterlos. Das Internet dagegen war grenzenlos und angenehm kühl. Das hat ihm gut gefallen.

Marcus Bösch
DW-Netzkolumnist Marcus BöschBild: DW/M.Bösch

Und deswegen ist er einfach da geblieben. Erst mit einem rumpelnden PC, dann mit einem zentnerschweren Laptop und schließlich mit geschmeidigen Gerätschaften aus aalglattem Alu. Drei Jahre lang hat er für die Deutsche Welle wöchentlich im Radio die Blogschau moderiert. Seine Netzkolumne gibt es hier jede Woche neu.