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Die arabische Welt protestiert mit

17. Januar 2011

Nach dem Sturz des tunesischen Präsidenten Ben Ali gehen die Menschen auch in Jordanien, Jemen und Ägypten auf die Straßen, um gegen die autoritären Machthaber und die schwache Wirtschaft zu demonstrieren.

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Studenten protestieren im Jemen gegen ihre Regierung (Bild: dapd)
Ist der tunesische Funke übergesprungen? - Studenten protestieren im JemenBild: dapd

Die Herrscher der arabischen Welt verhalten sich still, nur Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi kennt kein Schweigen: Er bedauerte den Sturz Ben Alis. Dieser sei "nach wie vor rechtmäßiger Präsident" Tunesiens, es gebe keinen besseren als ihn, sagte Gaddafi in einer Rede am Sonntag (16.01.2011). Er sei "schmerzhaft berührt" von dem, was in Tunesien geschehe. "Tunesien hat sich jetzt in ein Land verwandelt, das von Banden regiert wird", kritisierte Gaddafi, der selbst seit 40 Jahren an der Macht ist.

Abgesehen von Libyen hielten sich die arabischen Staaten mit Reaktionen auf den Sturz Ben Alis zurück. Saudi-Arabien bestätigte lediglich, dass man ihn aufgenommen habe. Ägyptens Präsident Husni Mubarak erklärte, er respektiere "die Wahl des tunesischen Volkes". Die Bevölkerung dieser Staaten äußert derweil öffentlich ihre Kritik an den herrschenden Regimen.

Jordanier demonstrieren gegen Wirtschaftspolitik

In der jordanischen Hauptstadt Amman protestierten am Sonntag rund 3000 Menschen mit einem Sitzstreik vor dem Parlament gegen die Inflation und die Wirtschaftspolitik der Regierung. An der Demonstration nahmen Gewerkschaftsmitglieder, islamistische Muslimbrüder sowie Mitglieder linksgerichteter Parteien teil. "In Jordanien leiden wir unter denselben Übeln, die Tunesien erschüttert haben", sagte der Vorsitzende der Muslimbrüder, Hammam Said. "Wir müssen der Unterdrückung ein Ende machen sowie den Fesseln für die Freiheiten und den Willen des Volkes." Der Gewerkschaftsvertreter Abdel Hadi el Falahat sagte, die drei Veranstalter der Kundgebung forderten den Sturz der Regierung und eine Umverteilung der Besitztümer im Land. "Tunesien hat uns eine Lehre erteilt", lautete das Motto.

Jordanier zeigen Solidarität mit Tunesien und feiern den Sturz Ben Alis (Bild: dapd)
Jordanier zeigen Solidarität mit Tunesien und feiern den Sturz Ben AlisBild: dapd

Bereits am Samstag hatten rund 50 jordanische Gewerkschafter eine Sitzblockade vor der tunesischen Botschaft in Amman abgehalten. Mehrere tausend Menschen hatten zuvor friedlich in mehreren Städten des Königreiches gegen Preissteigerungen und Arbeitslosigkeit demonstriert. Sie hatten zudem die Absetzung der Regierung gefordert. "Der Aufstand in Tunesien sollte eine Mahnung an die anderen Führer sein, dass die Menschen es satt haben. Sie wollen politische Freiheit und ernsthafte Wirtschaftsreformen. Es muss Schluss sein mit Korruption und Vetternwirtschaft", sagt der jordanische Politikwissenschaftler Labib Kamhaui. Erst vergangenen Dienstag hatte die Regierung Jordaniens ein Hilfspaket in Höhe von umgerechnet 126 Millionen Euro verabschiedet, um die Preise zu senken, Arbeitsplätze zu schaffen und möglichen Unruhen entgegenzukommen.

Jemenitische Studenten rufen zur Revolution auf

In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa riefen am Sonntag rund 1500 Studenten zum Sturz der Regierung nach tunesischem Vorbild auf. "Freies Tunis, Sanaa grüßt dich tausend Mal", rief die Menge. Ihr hatten sich auch Menschenrechtsaktivisten angeschlossen. Die Demonstranten zogen vom Campus zur tunesischen Botschaft in Sanaa. Die Studenten riefen auch andere arabische Völker zur "Revolution gegen ihre lügenden und verängstigten Anführer" auf.

"Geht, bevor Ihr abgesetzt werdet", stand auf einem der Plakate der Protestierenden, die sich damit an die jemenitische Regierung wandten. "Unser Ziel für einen neuen Jemen ist der friedliche und demokratische Wandel", sagte ein Demonstrant. Jemens Präsident Ali Abdallah Saleh steht seit 32 Jahren an der Spitze des Landes. Derzeit wird im Parlament über eine Verfassungsänderung diskutiert, die ihm den Weg für eine Präsidentschaft auf Lebenszeit ebnen könnte. Die Opposition lehnt dies ab.

Proteste gegen ägyptischen Präsidenten Mubarak

Auch in der ägyptischen Hauptstadt Kairo versammelten sich am Sonntag einige Demonstranten vor der tunesischen Botschaft. "Wir werden Tunis bald folgen", riefen sie und protestierten gegen die jahrzehntelange Herrschaft von Präsident Mubarak. "Was in Tunis passiert ist, gibt uns allen Hoffnung, dass die Angst gebrochen werden kann und Diktaturen besiegt werden können", sagte der Aktivist Mohammed Adel. Der Funke werde überspringen und die Welt werde sich über die Ereignisse in Ägypten wundern. Man sei bereit.

Autorin: Naima El Moussaoui (afp, dapd, rtr)

Redaktion: Nicole Scherschun