1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Eine Familie schreibt Architekturgeschichte

21. Februar 2018

Seit drei Generationen entwerfen die Söhne der Familie Böhm Kirchen, Theater, Rathäuser, Wohnsiedlungen und sogar eine Moschee. Eine Stuttgarter Ausstellung widmet sich nun der Architektendynastie um Gottfried Böhm.

https://p.dw.com/p/2t4r1
Die Böhms (Foto: Lichtblick Film GmbH/Raphael Beinder)
Familie Böhm: Stephan, Paul, Gottfried und Peter (v.l.)Bild: Lichtblick Film GmbH/Raphael Beinder

Gottfried Böhm, Sohn des berühmten Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm, baute bis Anfang der 1970er-Jahre vor allem Gotteshäuser. Sein erstes war 1947 die Marienkapelle "Madonna in den Trümmern" in der von Bomben zerstörten Kölner Kolumba-Kirche. Charakteristisch für Böhms Bauten, die zu Beginn häufig in Beton, später in Stahl und Glas ausgeführt wurden, sind ihre räumliche Präsenz und Skulpturenhaftigkeit. Der Grund liegt nah: Böhm liebt die bildende Kunst. Wegen ihr hat er - neben Architektur - auch Bildhauerei studiert.

Ausgezeichnet mit dem Pritzker-Preis

Die Lichtmagie des Vaters hatte es ihm angetan. Gottfried Böhm lernte aber auch von Rudolf Schwarz, wie Böhms Vater ein rheinischer Kirchenbaumeister, der beim Wiederaufbau des kriegszerstörten Köln Maßstäbe setzte. Gottfried Böhm traf die Bauhaus-Meister Walter Gropius und Mies van der Rohe. Für seine Brückenschläge zwischen Tradition und Moderne nahm er 1986 den Pritzker-Preis entgegen, eine Art Nobelpreis für Baumeister. Mit Frei Otto, der 2015 postum geehrt wurde, gelang dies nur einem weiteren Deutschen.

Kapelle von Gottfried Böhm in Köln-Hürth
Gottfried Böhms "Böhm-Chapel" in Köln-Hürth beherbergt heute eine GalerieBild: DW/B. Cöllen

Nach dem Tod des Vaters hatte der gebürtige Offenbacher 1955 dessen Büro in Köln-Marienburg übernommen. Drei seiner vier Söhne schlugen den selben Berufsweg ein. So entstand der Nimbus einer "Architektendynastie", den der Schweizer Regisseur Maurizius Staerkle Drux 2015 für seinen Kinofilm "Die Böhms - Architektur einer Familie" nutzte. Gottfried Böhm, mittlerweile im biblischen Alter von 98 Jahren, erscheint darin wie der putzmuntere Spiritus Rector des kreativen Clans, der morgens vor der Arbeit zum Kopfsprung in das heimische Schwimmbecken ansetzt.

Die Böhms - eine Architektendynastie

Dieser Dokumentarfilm läuft als Begleitprogramm in der Ausstellung "Die Böhms - 100 Jahre Architektur" in der Architekturgalerie am Weißenhof in Stuttgart. Dort baute Gottfried Böhm von 1981 bis 1985 das Verwaltungsgebäude der ED-Züblin AG in Stuttgart-Möhringen. Auch für das Staatstheater Stuttgart plante Gottfried Böhm eine Erweiterung des Foyers. Die Ausstellung zeigt Zeichnungen und Fotografien und konzentriert sich vor allem auf die Gemeinsamkeiten der Architekten, die der Architekturhistoriker als "Böhm-Touch" bezeichnet hat. Sie ist bis zum 15. April zu sehen.

so/hm/rey (architekturgalerie am weißenhof)