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Die Banken, die Kunden und das Vertrauen

Monika Lohmüller (Studie Ernst & Young)27. Juni 2012

Die Deutschen verlieren angesichts der Schuldenkrise das Vertrauen in die Banken. Die einst viel gepriesene Loyalität zur Hausbank nimmt ab. Und die Sorge um die labile gesamtwirtschaftliche Lage nimmt zu.

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Ein Bankangestellter führt ein Beratungsgespräch (Foto: dpa)
Kundenberatung in einer BankBild: Fotolia/Pefkos

Vier Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise schwindet das Vertrauen der Deutschen in die Bankenbranche weiter. Das zeigt sich vor allem an der Vielzahl der Beschwerden, mit denen sich die Geldhäuser beschäftigen müssen. Gleich um ein Drittel sind sie 2011 im Vergleich zum Vorjahr angestiegen.

Die Stiftung Warentest hat den Banken für die Qualität ihrer Beratung zuletzt ein katastrophales Zeugnis ausgestellt. Aus der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 hätten sie nichts gelernt, heißt es in der von Warentest herausgegebenen Zeitschrift "Finanztest". Durch die Pleite haben zehntausende deutsche Kleinanleger ihr Erspartes verloren.

Furcht vor Ausweitung der Schuldenkrise

Bankkunden in Deutschland befürchten, dass die europäische Schuldenkrise auch auf die deutsche Wirtschaft und den deutschen Bankensektor durchschlagen könnte. Das geht aus einer Studie hervor, die die Beratungsgesellschaft Ernst & Young, erstellt hat. Dieser "Consumer Banking Survey" basiert auf weltweit 28.521 Interviews, in Deutschland wurden 1.003 Bankkunden befragt.

Als wichtigste Gründe für ihren Vertrauensverlust nennen die Kunden ihre Unzufriedenheit mit Art und Umfang der Bonuszahlungen ihrer Banken (56 Prozent) und makroökonomische Gründe (55 Prozent). Die Bonuszahlungen für Manager werden als unangemessen bezeichnet vor dem Hintergrund der massiven Geldspritzen für den Finanzsektor. Bei fast der Hälfte der Befragten (42 Prozent) war zudem eine schlechte Beratungsqualität der Anlass für den Vertrauensverlust.

Sorgen um Geldanlage

Jeder fünfte deutsche Kunde befürchtet der Umfrage zufolge einen Wertverlust seiner Geldanlagen durch die unsichere gesamtwirtschaftliche Lage: "Die Bankkunden fürchten auch, bei ihrer Bank nicht das beste Angebot und die beste Beratung zu bekommen“, sagt Ulrich Trinkaus, der für die Studie verantwortliche Partner bei Ernst & Young. In den Krisenländern sind diese Sorgen wesentlich größer: So haben etwa mehr als 80 Prozent der Griechen und 76 Prozent der Spanier ihr Vertrauen in den Bankensektor verloren.

Die Deutschen sind bekannt für die Loyalität zu ihrer Hausbank. Aber auch sie nimmt ab. Jeder zweite Bankkunde in Deutschland hat bereits einmal seine Hausbank gewechselt (45 Prozent) oder plant einen Wechsel (sechs Prozent). Mehr als die Hälfte (62 Prozent) der Bankkunden unterhält Geschäftsbeziehungen zu mehr als einer Bank. Der häufigste Grund sind der Studie zufolge zu hohe Gebühren des bisherigen Bankpartners. Auch informieren sich viele über den Freundes- und Familienkreis. Das sind immerhin 69 Prozent der Befragten.

Individuelle Bankangebote sind erwünscht

Wenn eine Bank ihre Kunden nicht verlieren, sondern gut beraten möchte, dann muss sie ihnen regelmäßig individuell zugeschnittene Angebote für Geldanlagen machen. Dabei haben offenbar viele Institute noch Nachholbedarf, heißt es in der Ernst & Young-Studie: Knapp jeder zweite Kunde in Deutschland findet, dass die Hausbank ihre Angebote an Produkten und Dienstleistungen nicht ausreichend an die eigenen finanziellen Bedürfnisse anpasse.

"Für die Banken in Deutschland ergeben sich aus der Nachfrage nach individuellen Produkten neue Möglichkeiten, die Kundenbeziehung zu gestalten“, so Ulrich Trinkaus. Denn mehr als die Hälfte der Bankkunden ist bereit, ihrem Geldinstitut genauere Informationen über sich und ihre Familien zur Verfügung zu stellen – wenn die Bank ihnen im Gegenzug Angebote macht, die zu ihrer persönlichen Lebenssituation passen.