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Die besondere Perspektive

Mohamed El Maziani 23. Dezember 2002

Die Deutsche UNESCO-Kommission hat einen Wettbewerb für Schülerzeitungen unter dem Motto "Euro-arabische Nachbarschaft - Zusammenleben lernen" ausgeschrieben. Mohamed El Maziani stellt die Trägerin des 1. Preises vor.

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Demonstration in Washington gegen Ausgrenzung muslimischer MitbürgerBild: AP

Die schrecklichen Terror-Anschläge vom 11. September 2001 haben einmal mehr ins Bewusstsein gerufen, dass das komplizierte Verhältnis zwischen arabisch-islamischer und westlicher Welt des Dialogs bedarf. Denn unter dem Oberbegriff "Kampf gegen den internationalen Terrorismus" sind noch längst nicht alle gegenseitigen Vorurteile und Unterstellungen ausgeräumt.

"Lernt mich kennen, seht mich an, dann seht euch den Araber in eurer Nachbarschaft an. Seht euch seine Religion an, geht auf ihn zu, reicht euch euer Wissen, eure Kultur und dann reicht ihr euch eure Hände automatisch. Wir müssen den Bann zerbrechen, unsere Kinder werden miteinander leben, lassen wir es nicht zu, dass sie zu Feinden werden. Lasst unser Leben durch andere Kulturen bereichern."

Mit diesem Appell beendet die türkisch-stämmige Schülerin Pinar Özmü ihre Kurzgeschichte mit dem Titel "Das kleine Mädchen", die sich mit den Ängsten und Vorurteilen eines ausländischen Kindes in Deutschland auseinandersetzt.

Trauer auch bei Muslimen
Nach dem 11. September wurde gemeinsam getrauertBild: AP

Die Kurzgeschichte wurde vor kurzem von der Jury der Deutschen UNESCO-Kommission bei einem bundesweiten Wettbewerb für Redakteurinnen und Redakteure von Schülerzeitungen ausgezeichnet. Der Wettbewerb stand unter dem Motto: "Euro-arabische Nachbarschaft - Zusammenleben lernen." Es beteiligten sich fast 400 Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland, das Ganze geht auf eine Initiative des Auswärtigen Amtes in Berlin zurück.

Die Kunst der Beobachtung

Die Hauptidee des Wettbewerbs bestand darin, sowohl Kinder von Migranten zu Wort kommen zu lassen, als auch deutsche Kinder und Jugendliche, die versuchen sollten, sich in die Lage von Altersgenossen aus anderen Kulturen zu versetzen.

Die 17-jährige Pinar Özmü, die zurzeit die 13. Klasse des
Agrarwissenschaftlichen Gymnasiums in Öhringen bei Stuttgart besucht, wollte sich in ihrem Beitrag mit dem Begriff der Völkerverständigung nach dem 11. September 2001 beschäftigen. Es entstand dabei eine Geschichte, die die sechsköpfige Jury so sehr beeindruckte, dass sie Pinar Özmü zur Siegerin des Wettbewerbs in der Altersklasse über 14 Jahre erklärte.

Andreas Baaden, Jurymitglied von der Deutschen UNESCO-Kommission, begründet die Entscheidung der Jury mit der besonderen Erzählperspektive: "Mich hat sehr bewegt, dass sie, wie viele andere Schüler auch, natürlich den 11. September als Aufhänger für ihren Beitrag genommen hat. Dann aber hat sie das Ereignis sehr stark aus der Sicht einer betroffenen kleinen Araberin schildert: Wie sich das ganz konkret im letzten Jahr abgespielt hat. Wie plötzlich die Blicke der einheimischen Deutschen sich gegenüber der arabischen Minderheit verändert haben - und auch die Art und Weise, wie sogar Kinder wahrgenommen werden, die dunkelhäutig sind."

Pinar Özmü ist in ihrer kleinen Geschichte ganz bewußt auf die Ereignisse des 11. Septembers eingegangen: "Ich habe mir darüber Gedanken gemacht, wie das ist für Menschen, die zum Beispiel Araber, Türken oder sonst was sind. Und auf das Mädchen bin ich eigentlich gekommen, weil ich denke, dass Kinder viel emotionaler sein können und das ganz anders aufnehmen."

Aus den vielen Einsendungen zum Thema interkulturellen Dialog zwischen Europa und arabischem Raum ermittelte die Deutsche UNESCO-Kommission insgesamt acht Gewinner. Den zweiten Preis, ein zweitägiger Ausflug zur UNESCO-Zentrale in Paris, bekam das Redaktionsteam der Schülerzeitung "Express" für ihre differenzierten Beiträge über den Islam. Darüber hinaus wurde das Partnerschaftsprojekt der Christophorusschule in Bonn lobend hervorgehoben. Die Schule für Körperbehinderte engagiert sich für eine Behinderteneinrichtung in Tunesien. Auf die Preisträgerin Pinar Özmü wartet nun eine zehntägige Erkundungsreise im fernen Land der Düfte, nämlich in Oman.