Die Beziehung zwischen Deutschland und den USA
Ohne den Einfluss der USA ist die Geschichte Deutschlands kaum vorstellbar. Eine Ausstellung im Haus der Geschichte in Bonn (21.03.-13.10.) zeichnet die deutsch-amerikanischen Beziehungen seit 1945 nach.
USAllgegenwärtig - das amerikanische Lebensgefühl
Die Harley Davidson "Captain America" aus dem Road Movie "Easy Rider" (1969) steht für Freiheit und Abenteuer. Dahinter der junge Bill Gates, der als "Mr. Microsoft" personifizierte American Dream: Ganz klein anfangen, ganz groß rauskommen. Dazu das goldene M eines Fastfood-Giganten – diese Eindrücke prägen das weltweite Image der USA, auch in Deutschland.
Zeitsprung zurück: 1945
Das Haus der Geschichte in Bonn beschäftigt sich mit dem Verhältnis Deutschlands zu den USA – seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs: Damals wurden das Deutsche Reich und Berlin in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Die Karte der Militärregierung zeigt, wie sich die alliierten Siegermächte einigten. Die USA verwalteten die Gebiete im Süden Deutschlands.
"Amerika steht an der Seite Deutschlands"
Das verkündete US-Präsident Eisenhower bei seinem Besuch in Bonn 1959. Seit Kriegsende hatten die Amerikaner versucht, das negative Bild des Besatzers loszuwerden: Soldaten verteilten Kaugummis und Schokolade an die Bevölkerung. In den USA wurde die private Hilfsorganisation "Cooperative for American Remittances to Europe (CARE)" gegründet. Die CARE-Pakete sicherten vielen Deutschen das Überleben.
RIAS: Amerikanische Musik für Deutschland
Großen Einfluss auf die deutsche Kultur übte der RIAS aus: Der "Rundfunk im amerikanischen Sektor" verbreitete zum ersten Mal großflächig amerikanische Musik in Deutschland. Zu hören war die Musik auch im Osten – sehr zum Missfallen der DDR-Führung. Mit Störsendern und anti-amerikanischen Propaganda-Plakaten versuchte sie, den westlichen Einfluss abzuwehren.
Elvis Presley singt "Muss i denn"
Einer der populärsten US-Musiker war Elvis Presley. Der "King of Rock ’n’ Roll" prägte die deutsche Nachkriegsgeneration nachhaltig. Nach verkauften Tonträgern gilt er heute als der erfolgreichste Solo-Künstler weltweit. Elvis sang auch auf Deutsch, zum Beispiel die traurige Volksweise "Muss i denn". Auf einem Liedblatt von 1960 hatte sich der "King" Anmerkungen zur deutschen Aussprache notiert.
"Ich bin ein Berliner!"
Die Beliebtheit der Amerikaner in Deutschland wuchs: einer Umfrage zufolge stieg sie von 37 Prozent im Jahr 1957 auf 58 Prozent 1966. Beim Besuch John F. Kennedys in West-Berlin 1963 wurde der amerikanische Präsident umjubelt – seine Worte "Ich bin ein Berliner" gingen in die Geschichte ein. Souvenirs wie dieser Schmuckteller zeugen von der Bedeutung des Staatsbesuchs.
Vorbild "Ami-Straßenkreuzer"
Der adaptierte "American Way of Life"“ drückte sich auch auf der Straße aus. Der "Taunus 17M de Luxe", den das Kölner Ford-Werk ab 1957 produzierte, erinnert stark an ein US-Fabrikat: breiter Kühlergrill, wuchtige Stoßstangen, modische Heckflossen, aufgesetzte Blinker. Das Fahrzeug rief aber auch Kritiker auf den Plan – es wurde als "Barocktaunus" verspottet.
Protest gegen Amerika
Die Beziehungen mussten auch einige Dämpfer aushalten: Ende der 60er Jahre demonstrierten zahlreiche Deutsche gegen den Vietnam-Einsatz der USA. Auch mit der Stationierung von US-Raketen Anfang der 80er Jahre waren viele nicht einverstanden – das Bild zeigt einen Torflügel aus dem US-Depot Mutlangen. 2003 sprach sich Bundeskanzler Gerhard Schröder deutlich gegen die US-Intervention im Irak aus.
9/11: Gemeinsames Trauern
Die Anschläge vom 11. September 2001 markieren den Beginn eines neuen Zeitalters. Die Ausstellung zeigt Zeugnisse der Katastrophe, die erstmals außerhalb der USA zu sehen sind – zum Beispiel die Überreste eines Fensters eines der Flugzeuge, die ins World Trade Center rasten. Der Fassungslosigkeit folgte Entschlossenheit: Deutschland sagte den USA die Unterstützung im "Kampf gegen den Terror" zu.
Zeugnis des Terrors
Auch viele Deutsche kamen am 11. September 2001 ums Leben, zum Beispiel der Deutsche-Bank-Angestellte Sebastian Gorki. In den Trümmern des World Trade Centers wurde sein Mitarbeiter-Ausweis gefunden. Die Exponate zu 9/11 wurden dem Haus der Geschichte vom National Museum of American History und dem Smithsonian-Institut zur Verfügung gestellt.
"Yes, we can!"
Dem Umfragen zufolge in Deutschland wenig beliebten George W. Bush folgte der erste afroamerikanische Präsident der USA. Barack Obama kommt in Deutschland gut an - bereits bei seinem Besuch im Juli 2008, als er noch nicht Präsident, sondern Präsidentschaftskandidat der Demokraten war. Von der Begeisterung für den Hoffnungsträger in Deutschland zeugt dieses Transparent.
App statt Katalog
Wer weit entfernt von Bonn lebt, kann digital durch die Ausstellung (21.03.-13.10.2013) schlendern: Als Begleitmedium bietet das Haus der Geschichte erstmals eine kostenfreie App für Tablet-Computer an. Per Zeitstrahl oder Objekt-Galerie kann der Nutzer seinen ganz persönlichen "American Way" gehen und eigene Schwerpunkte setzen.