1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Die bleierne Zeit"

3. September 2010

25 Klassiker aus über 100 Jahren Film - das deutsche Kino ist reich an Höhepunkten. Wir stellen die wichtigsten Filme vor. Diesmal: Margarethe von Trottas eindringliche Auseinandersetzung mit dem deutschen Herbst.

https://p.dw.com/p/P2PW
Juliane (Jutta Lampe, l.) und Sabine (Verenice Rudolph)Szene aus "Die bleierne Zeit" (Foto: picture alliance/kpa)
Bild: picture alliance/KPA

Mit dem "Deutschen Herbst" und dem Terror durch die RAF haben sich in den 70er und 80er Jahren zahlreiche Regisseure aus Deutschland beschäftigt. Ganz unterschiedliche filmische Ansichten sind dabei herausgekommen. Die Regisseurin Margarethe von Trotta schuf mit "Die bleierne Zeit" ein Werk, das sich dem Thema aus feministischer Sicht näherte.

Die Schwestern Juliane und Marianne, beide Ende 20, Anfang 30, sind unzufrieden mit den gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland. Sie wünschen sich neue Gesellschaftsstrukturen und engagieren sich deshalb politisch. Aber während Journalistin Juliane eine langsame gesellschaftliche Veränderung mit Mitteln des Feminismus anstrebt, wird Marianne radikal, geht in den Untergrund, schließt sich der RAF an und wird zur Terroristin.

Die Schwestern als Teenager - Marianne (INA ROBINSKI) und Juliane (JULIA BIEDERMANN) - Szene aus "Die bleierne Zeit" (Foto: pictue alliance/kpa)
Die Schwestern als Teenager - Marianne (Ina Robinski) und Juliane (Julia Biedermann)Bild: picture alliance/KPA

Selbstmord in der Zelle

Als Marianne aufgrund ihrer terroristischen Straftaten eines Tages gefasst, verurteilt und ins Gefängnis geschickt wird, hält die Schwester weiterhin den Kontakt zu ihr. In langen Gesprächen verteidigen die Frauen ihre jeweiligen Positionen und Haltungen. Schockiert erfährt Juliane dann eines Tages, dass Marianne in ihrer Zelle Selbstmord begangen haben soll.

Anfang der 80er Jahre beschäftigten sich viele deutsche Autorenfilmer wie Rainer Werner Fassbinder oder Volker Schlöndorff mit der RAF. Margarethe von Trotta lehnte sich in dem 1981 entstandenen Film "Die bleierne Zeit" unverkennbar an die wahre Geschichte der beiden Ensslin-Schwestern Gudrun und Charlotte an. Das Leben der beiden Frauen wird in komplex verschachtelten Rückblenden erzählt, wodurch der Film nicht gerade leicht konsumierbar wird.

Beerdigungsszene mit verschiedenen Personen vor einem Sarg - Szene aus "Die bleierne Zeit", (Foto: picture alliance/kpa)
Fassungsloes Entsetzen nach Mariannes TodBild: picture alliance/KPA

Intensive Auseinandersetzungen

Dreh- und Angelpunkt des dialoglastigen Filmes sind die beiden Hauptdarstellerinnen Barbara Sukowa und Jutta Lampe. Sehr intensiv ist ihr Spiel, ein Spiel, auf das man sich als Zuschauer einlassen muss um Zugang zu Margarethe von Trottas Film zu bekommen. Sukowa und Lampe wurden 1981 für ihre Leistungen in "Die bleierne Zeit" bei den Filmfestspielen in Venedig als beste Darstellerinnen ausgezeichnet - ein Triumph für einen engagierten Film, dem das ganz große Publikum aufgrund seiner Sperrigkeit versagt blieb.

Autor: Robert Bales

Redaktion: Jochen Kürten