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Heilgabend

24. Dezember 2011

Gottesdienste und Familienfeiern prägen an Heiligabend den Auftakt des Weihnachtsfestes. Bischöfe beider Konfessionen mahnten in ihren Botschaften zur Besinnung auf den christlichen Kern des Festes.

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Gläubige feiern beim Festgottesdienst in Berlin (Foto: dpa)
Bild: picture alliance / dpa

In ihren Weihnachtsbotschaften haben die Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland an den Kern der Botschaft des Festes erinnert. Nach den Worten des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, will das Fest zu mehr Menschlichkeit einladen. Zugleich gelte es, dies im Alltag zu leben, so Zollitsch in seiner Weihnachtsbotschaft am Samstag (24.12.2011).

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider (Archivfoto: AP)
Der EKD-Ratsvorsitzende Präses Nikolaus SchneiderBild: AP

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, sagte, Weihnachten zaubere keine problemlose Welt. Aber die Botschaft schenke "inmitten aller Probleme und offenen Fragen - und auch in allem Leiden - Freude, Hoffnung und Zuversicht".

Zugleich beklagten katholische Geistliche eine "zunehmende Sinnentleerung" des christlichen Festes. Wenn der Schwerpunkt oder der ganze Sinn von Weihnachten auf Geschenke gelegt und auf Konsum reduziert werde, sei "das eine Fehlentwicklung", sagte Erzbischof Robert Zollitsch der "Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung". Der Münchner Kardinal Reinhard Marx zeigte sich froh über jeden, für den der Gottesdienstbesuch zu Weihnachten dazu gehöre. Jeden Sonntag volle Kirchen wären schön, aber dass an Weihnachten so viele Menschen kommen, zeige doch, "dass die Suche nach Gott nicht aufhört und Jesus auch heute die Menschen anzieht", sagte Marx der "Bild"-Zeitung.

Der Freiburger Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch (Archivfoto: dpa)
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert ZollitschBild: picture-alliance/ dpa

Sorge äußerten die katholischen Theologen über die Schuldenkrise in Europa. Erzbischof Zollitsch forderte, Europa dürfe nicht nur eine Frage der Euro-Rettung sein, sondern müsse "wieder stärker als Wertegemeinschaft wahrgenommen werden, die ganz andere Grundlagen hat". Kardinal Marx wünschte sich zu Weihnachten, dass "Europa seine geistigen und geistlichen Wurzeln wiederfindet - einen Zusammenhalt, der über das Ökonomische hinaus geht. Es geht um viel mehr als den Euro, es geht um die Zukunft und um die Identität unseres Kontinents. Beides ist ohne das Christentum für mich allerdings nicht vorstellbar." Deswegen seien Politiker so wichtig, "die aus dem christlichen Menschenbild heraus handeln und auch selber betende Menschen sind", sagte Marx.

Weihnachten fern der Heimat

Ein weihnachtlicher Schwippbogen am Fenster eines Zeltes in einem Bundeswehr-Camp in Afghanistan (Foto: dpa)
Weihnachten in AfghanistanBild: picture-alliance/dpa

Für die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan stand der Weihnachtsgottesdienst im Feldlager in der Nähe der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif unter dem Motto "Fürchtet Euch nicht!". Der evangelische Militärpfarrer Thorsten Amling sagte in seiner Predigt, dass deutsche Soldaten und Zivilisten in Afghanistan Weihnachten feiern, sei auch ein Zeichen dafür, dass die Welt nicht heil und nicht in Ordnung sei.

An der Gestaltung des Gottesdienstes wirkten eine Band und ein Chor von Bundeswehrsoldaten mit. Derzeit sind rund 4.700 Soldaten im Camp Marmal stationiert. Gefeiert wurde der Gottesdienst im Haus Benedikt, einer Kapelle im internationalen Feldlager. Dort finden regelmäßig Gottesdienste in deutscher Sprache statt.

Ohne größere Störungen

Milde Temperaturen sorgten an Heiligabend dafür, dass der Feiertagsverkehr ohne nennenswerte Störungen verlief. Probleme machte allerdings ein Hochgeschwindigkeitszug der Deutschen Bahn: Wegen festsitzender Bremsen blieb der ICE auf seiner Fahrt von Berlin nach Köln bei Gardelegen in Sachsen-Anhalt am Samstagmorgen gegen 8.40 Uhr auf freier Strecke stehen. Erst nach stundenlangem Warten konnten die rund 400 Fahrgäste in einen Ersatzzug auf dem Nachbargleis umsteigen - über zwei Stege. Die Reisenden erreichten ihr Ziel so erst mit mehrstündiger Verspätung. Während der Umsteigeaktion musste die Strecke zeitweise gesperrt werden, ansonsten blieb die wichtige Ost-West-Verbindung nach Bahnangaben aber trotz der Panne offen.

Der Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag des Saarlandes, Oskar Lafontaine (r.), lächelt am Samstag (24.12.11) in Saarlouis beim "Heilig Morgen" der stellvertretenden Partei-Chefin und Vize-Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der Linken, Sahra Wagenknecht, zu (Foto: dapd)
Lafontaine und Wagenknecht beim "Heilig Morgen"Bild: dapd

Im saarländischen Saarlouis fand der traditionelle "Heilig Morgen" am Samstag prominente Unterstützung: Der Linken- und frühere SPD-Politiker Oskar Lafontaine besuchte gemeinsam mit der Vize-Fraktionschefin der Linken im Bundestag, Sarah Wagenknecht, die Spendenaktion "Sternenregen" eines saarländischen Rundfunksenders für Kinder in Not. Dazu sagte Wagenknecht, gerade an Weihnachten sei es wichtig, an jene zu denken, denen es nicht so gut gehe. Die Vize-Fraktionschefin der Linken im Bundestag war von Lafontaine Mitte November als Frau an seiner Seite vorgestellt worden.

Umgeben von beschenkten Kindern sitzt der Weihnachtsmann am Mittwoch (21.12.2011) im Weihnachtspostamt in Himmelpfort (Brandenburg) (Foto: dpa)
Der Weihnachtsmann im Weihnachtspostamt in Himmelpfort (Brandenburg)Bild: dapd

Hochbetrieb herrschte an Heiligabend auch noch einmal in der bundesweit größten Weihnachtspostfiliale im brandenburgischen Himmelpfort, wo die Wunschzettel, Briefe und Postkarten von Kindern an den Weihnachtsmann landen. Dort zählte die Deutsche Post insgesamt rund 300.000 Briefe - deutlich mehr als im vergangenen Jahr. Damals kamen etwa 283.000 Briefe nach Himmelpfort. Die Kinderpost kam aus insgesamt 86 Ländern, etwa aus Argentinien, Australien, Japan oder Russland. Die meisten Briefe aus dem Ausland - etwa 2600 - stammen allerdings aus Taiwan. Erstmals waren auch Wunschzettel aus Uganda, der Elfenbeinküste und von den Kaimaninseln dabei. Aus China reisten sogar Journalisten an, um über den Weihnachtsmann zu berichten. Bei so viel Internationalität muss das Weihnachtsteam in Himmelpfort flexibel sein: Die Helfer antworten in 17 Sprachen.

Post an den Weihnachtsmann, das Christkind oder den Nikolaus geht in Deutschland auch in Postämtern im niedersächsischen Himmelpforten sowie in Himmelsthür in Hildesheim und in Nikolausdorf bei Cloppenburg ein. Wünsche nahm auch das Christkind im thüringischen Himmelsberg und in Engelskirchen bei Köln (Nordrhein-Westfalen) entgegen.

Autor: Hartmut Lüning (dapd, dpa, epd, KNA)
Redaktion: Frank Wörner