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"Die Deutschen haben im Kongo einen guten Ruf"

Maja Dreyer28. Mai 2006

Deutsche Soldaten sollen im Rahmen einer EU-Mission in der Demokratischen Republik Kongo helfen, die Wahlen abzusichern. Das Ansehen Deutschlands in dem zentralafrikanischen Land ist vergleichsweise gut.

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Ein französischer Soldat in der DR KongoBild: AP

In zweieinhalb Monaten in es soweit: Dann sollen 25 Millionen Kongolesen wählen. 33 Kandidaten bewerben sich um das Präsidentschaftsamt und 10.000 um einen Sitz im Parlament. Die ersten freien Wahlen im Kongo sind also hart umkämpft. Entsprechend groß sind die Sorgen, dass die Rivalitäten auch mit Gewalt ausgefochten werden könnten.

Misstrauen gegenüber Frankreich und Belgien

Zur Friedenssicherung entsendet auch Deutschland innerhalb der EU-Mission während der Wahl Truppen. Diese Entscheidung habe Gewicht, sagt der kongolesische Journalist Saleh Mwana Milongo. "Die Kongolesen freuen sich besonders, dass die Deutschen eine so wichtige Rolle übernehmen, denn Deutschland hat hier einen guten Ruf - im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern", sagt Milongo. "Den Franzosen wird zum Beispiel nachgesagt, bestimmte Politiker zu unterstützen. Deshalb haben sich vor allem viele der Präsidentschaftskandidaten gegen eine prominente Rolle von Frankreich oder Belgien ausgesprochen."

Gegenüber den ehemaligen Kolonialmächten Frankreich und Belgien ist das Misstrauen besonders groß. Ihnen wird ein Teil der Schuld zugeschrieben, warum sich das große und an Bodenschätzen reiche Kongo seit seiner Unabhängigkeit vor 66 Jahren kaum entwickelt hat. Viele Oppositionsparteien befürchten, dass insbesondere Frankreich durch seine führende Position in der EU-Truppe den jetzigen Präsidenten Joseph Kabila unterstützen könnte. Die europäischen Vertreter in Kinshasa geben sich alle Mühe, diese Vorwürfe vom Tisch zu wischen.

Symbolisches Engagement

Trotzdem sind viele Kongolesen skeptisch, ob die Truppen aus Europa sich tatsächlich für die allgemeine Sicherheit einsetzen werden. "Allein die Aufteilung, wo die Soldaten stationiert sind, nämlich am Flughafen von Kinshasa, das macht den Leuten hier Sorgen", erklärt der Journalist Milongo. "Sie sagen: 'Vielleicht haben die Europäer ja Angst, was hier passieren könnte. Deshalb planen sie für ihre eigene Sicherheit, dass sie die anderen Weißen, die hier leben, ausfliegen und ihre Häuser schützen können.'"

Eine weitere weit verbreitete Sorge ist die verhältnismäßig geringe Truppenzahl: Nur rund 1.500 EU-Soldaten sollen die knapp 18.000 Mann starke Friedensmission der Vereinten Nationen, MONUC, unterstützen. Dabei sollen zwei Drittel der europäischen Kontingente in Gabun stationiert werden. Im Gegensatz zu vielen seiner Landsleute sieht der Außenminister Kongos, Raymond Ramazani Baya, die relativ geringe Zahl der EU-Soldaten aber nicht als Problem an. "Sie sind ja vor allem in Kinshasa und in der Nähe der Hauptstadt, betreuen also nur die Hälfte des Landes", sagt Baya. "Das muss reichen, wir haben ja schließlich noch die MONUC und unsere eigene Armee. Die Europäer kommen nur, um uns zu unterstützen, dass kein Chaos ausbricht."

Angst vor neuer Gewalt

Im Augenblick, so der Minister, sehe seine Regierung keine Gefahr, dass Gewalt ausbrechen könnte. Viele in der kongolesischen Hauptstadt haben aber diese Befürchtung: Täglich höre man in Kinshasa Nachrichten aus dem Osten des Landes, die von Kämpfen oder Übergriffen durch Milizengruppen berichteten, so der Journalist Milongo. Deshalb löse die Beschränkung der Mission auf die Hauptstadt viel Kritik aus.

Der Wahl selbst aber blickt die Bevölkerung optimistisch entgegen. "Viele haben die Hoffnung, dass diese Wahl das Chaos und die Unruhen im Land beendet. Denn wenn die Regierung demokratisch gewählt wurde, dann können die westlichen Länder sie guten Gewissens unterstützten", sagt Milongo. "Und auch die Vereinten Nationen wissen, wenn hier einer gewinnt, dass sie den dann fördern können. Deshalb ist es ja so wichtig, dass die Wahlen frei und fair sind."