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Die Entdeckung des Verbrauchers

Manfred Götzke14. März 2008

Die EU hat den Verbraucher entdeckt. Roaming, Energie, Preisvergleiche - fast wöchentlich präsentiert die Kommission Iniativen zum Wohle der Konsumenten. Doch ist die Union tatsächlich so verbraucherfreundlich?

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EU Kommissarin Meglena Kuneva (Archiv, Quelle: AP)
Die Rächerin der Verbraucher: EU- Kommissarin Meglena KunevaBild: AP

Was wären wir Verbraucher nur ohne die EU: Wir müssten noch immer astronomische Summen für Roaming zahlen, also für das Mobil-Telefonieren im Ausland. Wir würden noch mehr für Gas und Strom blechen, weil das Energiekartell noch schamloser die Preise diktieren würde und was ein VW Golf im Nachbarland kostet, wüssten wir auch nicht. So sieht es jedenfalls die EU selbst, denn vor gut drei Jahren, nach den gescheiterten Verfassungsreferenden, hat die Union den Verbraucher im Bürger und Wähler entdeckt. Die Bürger sollten spüren, wofür die EU gut ist, so die Brüsseler Devise. Fast wöchentlich stellt die EU-Komission seitdem neue Strategien zum Wohle der Konsumenten vor.

Mehr Schein als Sein?

Ein Tourist telefoniert mit seinem Mobiltelefon am 12. April 2007 am Trafalgar Square in London. (Quelle: AP)
Billiger roamen dank EU-KommissionBild: AP

Vor einem Monat etwa hat die zuständige Kommissarin Meglena Kuneva einen Plan für ein Verbraucherbarometer vorgestellt, das für die europäischen Konsumenten mehr Transparenz schaffen soll. Doch halten all diese Initiativen auf europäischer und auch auf nationaler Ebene, was sie versprechen? Ruth Reichstein geht der Frage nach, ob die Europäische Kommission tatsächlich so verbraucherfreundlich ist, wie sie es selbst gern darstellt.

Gute Noten von Verbraucherschützern

Immerhin wird der Interessenkonflikt zwischen Verbrauchern und Industrie-Lobbyisten in der EU jetzt offen ausgetragen. Etwas länger schon als die Europäischen Union, setzen sich die Verbraucherzentralen für die Rechte von uns Konsumenten ein. Anne-Lore Köhne arbeitet beim Bundesverband der Verbraucherzentralen in Berlin und ist da Europaexpertin. Im Interview lobt sie die aktuellen Pläne der EU.

Tschechien: Vorsicht ist geboten

Vergleichsweise schlecht steht es in Osteuropa um den Verbraucherschutz. Das liegt auch daran, dass die Osteuropäer noch nicht so lange mit Konsumterror und den Tücken des Kapitalismus zu tun haben. Nach der Wende kam das schließlich ganz plötzlich: Auf einmal gab es für die Kunden eine nie gekannte Angebotsvielfalt, und für die Unternehmern neue, recht unübersichtliche Freiheiten. Die Firmen wollten schnell viel Geld verdienen, die Konsumenten gaben sich der neuen Lust am Kaufen hin. Keine guten Voraussetzungen für ein korrektes Verhältnis zwischen Unternehmen und ihren Kunden. Das spürt man in Tschechien auch knapp zwei Jahrzehnte später noch. Ein bisschen jedenfalls, meint Gerald Schubert von Radio Prag.

Verbraucherschutz für Migranten

Schwierig ist es für den Verbraucher nicht nur, wenn der Kapitalismus zu einem kommt, wie damals im Ostblock. Mindestens genauso schwierig ist es, wenn man selbst gezwungen ist, in ein unbekanntes Land mit unbekanntem Wirtschaftssystem zu fliehen oder auszuwandern. Wer zum Beispiel Einwanderer in Schweden ist - und das ist da immerhin jeder Achte - der muss das Land und seine Gesetze natürlich erst einmal verstehen. Nur: Wer interessiert sich schon für das "Produktsicherheitsgesetz", wenn er gerade aus Bagdad geflüchtet ist? Dabei gibt es in Schweden ein gut ausgebautes Netz von Verbraucherberartungsstellen. Dominik Rzepka von Radio Schweden berichtet aus Stockholm.