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Nobelpreis für Israel

8. Oktober 2009

Zum ersten Mal seit 45 Jahren wird mit Ada Jonath wieder eine Frau mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet. Die 70 Jahre alte Molekularbiologin ist zugleich die erste Israelin, die in die Annalen der Preisträger eingeht.

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Ada Jonath (Archiv 2007), Foto: ap
Ada Jonath - die erste israelische NobelpreisträgerinBild: AP

Zum ersten Mal seit über 40 Jahren geht der Chemie-Nobelpreis in diesem Jahr wieder an eine Frau. Ada Jonath vom Weizmann-Institut in Israel teilt sich den Preis mit dem Amerikaner Thomas Steitz und dem in England forschenden Venkatraman Ramakrishnan. Ada Jonath gilt als hartnäckiges Arbeitstier. Nach dem entscheidenden Anruf sei sie glücklich und ziemlich überrascht gewesen, erzählte die 70-jährige Professorin dem israelischen Rundfunk: "Das Telefon klingelte und ich sah auf dem Display die Zahl 46 - also Schweden - und als sie dann auch den richtigen Akzent hatten, da habe ich ein bisschen gezittert!“ Den großartigen Moment erlebte sie zu Hause mit ihrer Enkelin: "Sie ist so stolz auf ihre Großmutter, das macht mich noch glücklicher."

Jonath wurde am 22. Juni 1939 in Jerusalem geboren. Sie studierte Chemie und Biochemie an der Hebräischen Universität ihrer Heimatstadt. Ihre Dissertation schloss sie 1968 auf dem Gebiet der Kristalluntersuchung mit Röntgenstrahlung ab. Jonath holte für das renommierte Weizmann-Institut in Rehovot, wo sie 1989 ihre erste Direktorenstelle in der Molekularbiologie antrat, den ersten Nobelpreis überhaupt. Ihr Lebenslauf

weist 30 Ehrendoktortitel und wissenschaftliche Auszeichnungen auf.

Pioniersarbeit

Über sich selbst spricht die Ausgezeichnete normalerweise ungern, lieber über ihr Forschungsobjekt, die Ribosomen, deren Aufgabe es ist, den Code des Lebens, wie er im Erbmolekül DNA festgeschrieben ist, in Eiweißstrukturen zu übersetzen. Ada Jonath vergleicht sie mit Maschinen, die wissen, wie man eine Sprache aus vier Buchstaben in eine Sprache aus 20 Buchstaben übersetzt. "So produzieren sie die Werkzeuge des Lebens: Die Proteine", erklärt sie, daher seien Ribosomen auch so wichtig: "Ohne sie wäre die DNA ein Buch voller nutzloser Anweisungen. Ohne Ribosomen gibt es kein Leben.“

Ada Jonath gilt als Pionierin der Ribosomenforschung. Bereits 1979 begann sie, deren Struktur zu ermitteln. Die meisten ihrer Kollegen hielten das damals für unmöglich und so war sie zunächst Einzelkämpferin, jedoch stets ihr Ziel vor Augen: stabile Ribosomen zu gewinnen, um sie dann in Kristalle zu verwandeln. "Sie hat rund um die Uhr gearbeitet und oft auch im Labor geschlafen während der Experimente", erinnert sich Frank Schlünzen vom Max-Planck-Institut für strukturelle Molekularbiologie in Hamburg, wo er mehr als zehn Jahre mit Jonath zusammen geforscht hat. "Sie hat 20 Jahre weitergemacht, ohne etwas Handfestes in der Hand zu haben. Den Nobelpreis hat sie wirklich verdient." Dabei sei sie immer offen gewesen für "Neues und Abwegiges". Das sei gut für die jungen Forscher ihrer Arbeitsgruppe gewesen und aus ihrem eigenen Erleben erklärbar. Zudem habe sich Jonath auch forschungspolitisch stark engagiert.

Grundlage für Antiobiotika

Die Forschungsergebnisse, die Ada Jonath gemeinsam mit ihren beiden amerikanischen Forscherkollegen Venkatraman Ramakrishnan und Thomas Steitz entwickelt hatte, sind besonders bedeutsam für die Weiterentwicklung von Antibiotika und den Umgang mit Resistenzen. Von daher dürften diese Forschungsergebnisse schon vielen Menschen das Leben gerettet haben.

Der israelische Präsident Schimon Peres gratulierte Jonath nach der Bekanntgabe der Auszeichnung hocherfreut. "Wir sind so stolz auf Sie, dass es schwer zu beschreiben ist", sagte Peres. "Die Auszeichnung ist ein Erfolg für das ganze Land, und wir sind zusammen mit Ihnen ganz aus dem Häuschen!" Die Ehrung erfülle Israel mit großem Stolz, sagte auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einem Telefongespräch mit Jonath, wie Radio Israel berichtete. "Ihr Sieg hilft, das wirkliche Bild von Israel zu zeigen - als Land der Wissenschaft und Technnologie, einem der fortschrittlichsten der Welt", erklärte Außenminister Avigdor Lieberman.

Autorin: Ina Rottscheidt (ap/dpa/afp)

Redaktion: Nicola Reyk