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In der Etikette-Schule

Annegret Faber17. Februar 2009

Aussehen und Auftreten entscheiden oft über die gesellschaftliche Anerkennung. So ist es nicht verwunderlich, dass Etikette-Seminare immer beliebter werden - für den geschäftlichen und den privaten Umgang.

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Quelle: DW Symbolbild
Ob er wohl durch den Etikette-Check käme?Bild: bilderbox

Jörg Kracht ist ein älterer Herr um die 60, Nadelstreifenanzug, Goldrandbrille. Um ihn scharen sich drei Männer und elf Frauen - von der Jeans bis zum Anzug ist hier alles vertreten. Nach wenigen Minuten haben alle Teilnehmer einen Aperitif in der Hand, in dem ein kleiner Apfel mit Stiel schwimmt. "Nun ist die Problematik: Da ist ein Stiel dran, den muss man loswerden“, sagt Kracht.

Die Teilnehmer des Etikette-Seminars in Leipzig schauen auf den Mund von Jörg Kracht, der den Apfel langsam zerkaut. Der Stiel des Apfels wippt dabei zwischen seinen Lippen auf und ab. Dann zieht er ihn aus seinem Mund, legt ihn auf einen Teller, greift zu einer Serviette und wischt sich damit den Mund ab. "...damit ist das Prozedere geklärt“, sagt er.

Aussehen und Auftreten sind entscheidend

Hummer, Quelle (11.09.2008 DW-TV)
Der Horror für jedes Geschäftsessen: wie bitte gehts zum Fleisch des Hummers?Bild: DW-TV

Selbst routinierte Geschäftsleute wissen nicht immer, wie sie sich richtig verhalten sollen. "Es gibt immer wieder Situationen, wo ich unsicher bin, wie ich zum Beispiel den Hummer auseinander knacken soll. Oftmals guckte ich dann, wie die anderen das machen oder ob ich das jetzt richtig oder falsch mache“, erzählt ein Teilnehmer.

Die Hälfte der Teilnehmer kommt aus der Hotelbranche und möchte ihr Wissen etwas auffrischen. Die anderen sind Angestellte, teils in führenden Positionen. "Wir fahren ja auch viel ins Ausland", erzählt Tino Albrecht, der in der Pharmaindustrie arbeitet. Da sei es wichtig, gutes Benehmen zu zeigen, besonders bei Geschäftsessen. Es gehe darum, durch gutes Benehmen Respekt zu zeigen. Wichtig ist auch, alle Situationen selbstbewusst zu meistern. Aussehen und Auftreten, das sei eben das A und O wenn man Karriere machen wolle, sagt Seminarleiter Kracht.

Wie verhalte ich mich richtig?

Jürgen von der Lippe, Foto: Horst Galuschka
Mit diesem Hemd bitte nicht zum Geschäftsessen. Jürgen von der Lippe, TV-Kultmoderator.Bild: picture-alliance / dpa

Mittlerweile haben alle an einer festlich, gedeckten Tafel Platz genommen. Auf einer Leinwand zeigt Jörg Kracht den Teilnehmern viele Informationen zum Thema Etikette. "Wenn es an den Tisch geht, haben das Gastgeberpaar und der Ehrengast immer den Vorrang. Denn der Gastgeber hat alles organisiert, der weiß wo es langgeht“, erzählt Kracht. In einem großen Hotel beispielsweise hieße dass, dass alle Gäste für diese drei Personen eine Gasse bilden müssten, damit sie als erste zur Tafel gehen könnten

Der Hummer wird serviert. Etwas unbeholfen greifen die Teilnehmer zum Besteck. Jörg Kracht erklärt, wie man den Hummer knackt. "Ich hab jetzt ein bisschen Hummer im Zahn, muss ich da jetzt Pause machen oder kann ich das am Tisch machen?", fragt ein Teilnehmer.

Um Antworten auf solche Fragen zu bekommen, haben die Teilnehmer 80 Euro gezahlt. Andere deutsche Etiketteschulen verlangen pro Teilnehmer mehrere Hundert Euro. Die Teilnehmer sind zufrieden mit ihrer Investition. Und haben einiges gelernt: "Zum Beispiel, dass man die blauen und weißen Hemden zum offiziellen Businessanzug trägt“, erzählt ein Teilnehmer. "Und dass man Kartoffeln mit dem Messer schneiden darf.“