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Die Feinstaubjäger

Britta Kleymann2. Dezember 2009

Heizen mit Holz ist wieder in. Das ist im Vergleich zu fossilen Brennstoffen sogar klimafreundlicher. Doch es gibt auch eine Kehrseite, denn bei der Verbrennung von Holz entsteht ultrafeiner Staub.

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Pelletofen (Foto: Richard Fuchs)
Saubere Wärme mit PelletsBild: DW/Fuchs

 

Dierk Astfalk spielt gerne mit dem Feuer. Der technische Leiter der Firma Wodtke in Tübingen kniet vor einem schwarzen Kasten mit Glasscheibe und beobachtet das brennende Holzfeuer. Der Ingenieur entwickelt mit seinem Team moderne Kamin- und Pelletöfen. In Kaminöfen verbrennt traditionelles Scheitholz, in Pelletöfen werden kleine Holzwürmchen verbrannt, die zuvor aus Naturholz gepresst wurden. Dierk Astfalk hat bei beiden das gleiche Ziel: das Feuer soll nicht nur gut, sondern perfekt lodern.

Mit IT zum optimalen Feuer

Nur wenn Holz mit genügend Temperatur, genügend Luftzufuhr und mit ausreichender Verwirbelung verbrannt werde, ließen sich auch die für den Menschen gefährliche Feinstaubemissionen reduzieren, sagt Astfalk. Diese unsichtbaren Partikel können beim Einatmen bis tief in die Lunge gelangen. Die Folgen können Herz-Kreislauferkrankungen und asthmatische Anfälle sein. Sie stehen sogar im Verdacht, Lungenkrebs auszulösen.

Werkstatt des Heizungsherstellers Wodtke (Foto: Richard Fuchs)
Feilen am perfekten KaminBild: DW/Fuchs

Dagegen hilft nur eine optimale Verbrennung. Bei modernen Pelletöfen funktioniert das durch eine ausgefeilte Elektronik mit der sie punktgenau regeln, wie der Luftsauerstoff mit dem Kohlenstoff und dem Wasserstoff des Holzes oxidiert. "Nur so verbrennt das, was da als Holz ursprünglich mal war, vollständig und vor allem auch sehr sauber“, sagt Astfalk. Er loggt sich im IT-Labor nebenan auf einem Laptop auf einen modernen Pellet-Ofen ein. Per Mausklick drosselt er die Verbrennungstemperatur oder erhöht die Luftzufuhr - ganz wie es ihm beliebt. Und schickt dem Ofen auch noch ein SMS mit dem Kommando.

Saubere Energie nur mit dem richtigen Holz

Bei Kaminöfen kommt es auch zu einer schlechten Verbrennung, wenn der falsche Brennstoff benutzt wird, beispielsweise zu nasses Holz. Frisch geschlagenes Holz kann bis zu 60 Prozent Wasser enthalten. Wer solches Holz verbrennt, der produziert mächtige, unsichtbare Feinstaubwolken. Durch die Weiterentwicklung des Brennstoffes Holz zu Pellets will die Branche hier gegensteuern. "Pellets sind ein homogener und trockener Brennstoff, der eine einheitliche Brennqualität bietet“, sagt Martin Bentele vom Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV). In speziell dafür konzipierten Pellet- oder Zentralheizungsanlagen kommen sie zum Einsatz. "Und bei den Feinstaubemissionen liegen wir bei diesen modernen Heizungen in einem Bereich, der mit gegenwärtigen Messeinrichtungen kaum nachweisbar ist.“

Richard Fuchs in der Werkstatt eines Heizungsherstellers (Foto: DW)
Auch unser Reporter findet Feuer anziehendBild: DW/Fuchs

Was erlaubt ist, das regelt der deutsche Gesetzgeber gerade neu in einer Überarbeitung der so genannten Bundesimmissionsschutzverordnung. Bei Kaminöfen sollen ab 2010 nur noch 75 Milligramm Feinstaub je Kubikmeter Abluft herauskommen; bei Pellet-Heizungen nur noch 60 Milligramm. Ab 2015 soll dieser Feinstaub-Ausstoß dann noch einmal mehr als halbiert werden. Das ist ambitioniert, wenn man bedenkt, dass alte Kaminöfen heute noch 150 Milligramm und mehr Feinstaub pro Kubikmeter ausstoßen.

Kontrolliertes Feuerspiel

Die neuen Werte mit allen Produkten einzuhalten, schafft auch Dierk Astfalks Team noch nicht. Er ist aber zuversichtlich, die Höchstgrenzen bei den allermeisten Geräten schon bald einhalten zu können. Ein größeres Problem sind eher die geschätzten 15 Millionen alten Holzöfen, mit denen in Deutschland noch geheizt wird. Jedes Jahr wirbeln sie mehr Tonnen Feinstaub in die Luft, als der deutsche Verkehr, schätzt das Umweltbundesamt. Das neue Gesetz sieht aber vor, dass diese alten Anlagen noch bis 2024 weiterbetrieben werden dürfen. Es dauert also noch eine Weile, bis das Spiel mit dem Feuer endgültig unter Kontrolle sein könnte.

Autor: Richard A. Fuchs

Redaktion: Daniel Scheschkewitz/ Marlis Schaum