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Die Frau hinter der Guggenheim-Sammlung

Sabina Casagrande21. Juli 2006

Die Guggenheimausstellung in Bonn ist eröffnet. Aber die Ausstellung wäre nicht das, was sie ist, ohne den Einfluss der Gründungsdirektorin Hilla von Rebay, eine der bemerkenswertesten Kunstmäzene des 20. Jahrhunderts.

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Hilla von Rebay entwarf die Skizzen für Frank Lloyd Wrights MuseumsgebäudeBild: AP

Der "Kupferkönig" Salomon R. Guggenheim bevorzugte alte Künstler, bis er die junge deutsche Künstlerin Hilla von Rebay in den späten 1920er Jahren traf.

Seine Frau Irene hat von Rebay durch einen lokalen Galeriebesitzer kennen gelernt. Während sie ein Porträt von Guggenheim malte, überzeugte von Rebay den Industriemagnaten in abstrakte Kunst zu investieren, die sie selbst leidenschaftlich unterstützte. Durch ihren Einfluss lernte Guggenheim die europäische Avantgarde kennen und lieben.

Die folgende Kooperation zwischen von Rebay und Guggenheim brachte eine der weltbesten Sammlungen moderner Kunst des frühen 20. Jahrhunderts hervor, oder wie von Rebay es nannte: "nicht-gegenständliche" Kunst.

Hilla Rebay von Ehrenwiesen
Hilla von Rebay in einem SelbstporträtBild: PA/dpa

Das Guggenheims wurden "wie meine zweiten Eltern", sagte von Rebay in einem der seltenen Interviews 1966 gegenüber dem Smithonian Archiv für amerikanische Kunst. Sie erinnert sich, wie die Anfänge der Sammlung bei einer Reise durch Europa mit den Guggenheims entstand.

"Sie sind gekommen, um meine Eltern in Baden zu besuchen und dort sah er einige Werke nicht-gegenständlicher Kunst an den Wänden", sagte von Rebay. "Ah, sagte er, das ist es, was ich sammeln möchte. Und ich sagte, Herr Guggenheim, dafür sind sie in 15 Jahren zu alt. Das ist nicht jetzt. Sie machen sich nur lächerlich."

Aber Guggenheim war nicht überzeugt und der Grundstein für seine Sammlung war gelegt. Von Rebay fuhr fort Guggenheim mit Wassily Kandinsky bekannt zu machen, und mit ihrer Unterstützung kaufte er mehr als 150 Werke des Künstlers sowie Werke anderer abstrakter und nicht-gegenständlicher Künstler, darunter Paul Klee, Rudolf Bauer, Albert Gleizes, Fernand Léger und László Moholy-Nagy.

Entschlossen ein Künstler zu werden

Für von Rebay, die 1890 als Baronin einer deutschen Adelsfamilie geboren wurde, war es von frühester Kindheit an klar, dass sie Künstlerin werden wollte. Ihr Vater, ein preußischer General war jedoch streng. "Als ich meinen Eltern erzählte, dass ich keine Musikerin werden will, sondern einer professionelle Malerin, sagte mein Vater: Ich erlaube dir zu malen, bis Du 18 bist, aber dann bist du meine Tochter und gehst hinaus und hörst auf damit", sagte von Rebay. "Ich will keine Künstler in unserer Familie." Aber sie hatte einen starken Willen und ging nach Paris, München und Berlin, um Kunst zu studieren.

Ausstellung The Guggenheim in Bonn
Von Rebay mit den Guggenheims und KandinskyBild: Solomon R. Guggenheim Foundation, New York

Sie hatte einige erfolgreiche Ausstellungen in Deutschland und Frankreich, ihr gelang der Durchbruch nachdem sie 1927 in die USA ausgewandert war. Ihre Bilder verkauften sich gut unter den reichen New Yorkern, was auch zu ihrer Bekanntschaft mit den Guggenheims führte.

Von Rebay hielt Kontakt zu europäischen Künstlern, insbesondere zu Bauer, den sie 1916 in Berlin kennen gelernt hat. Sie wurde später zu seinem einflussreichsten Mentor und half ihm im Zweiten Weltkrieg in die USA zu emigrieren.

"Wright baute das Museum "für und um" von Rebay

1937 war das Salomon R. Guggenheim-Museum errichtet worden und von Rebay wurde die erste Kuratorin und Direktorin. Sie war auch die treibende Kraft hinter der Idee, das Museum zu Ausstellung moderner Kunst zu nutzen.

Guggenheim sagte, sie solle einen Architekten finden und 1943 kontaktierte von Rebay Frank Lloyd Wright. Sie fand in ihm eine verwandte Seele, um das Museum ihrer Träume, "einen Tempel des Nicht-gegenständlichen", zu errichten.

"Ich erklärte ihm, was ich wollte, ein Museum, das langsam nach oben steigt. Keine Treppen, keine Unterbrechungen", sagte von Rebay. "Er sagte: Haben Sie eine Skizze? Ich gab ihm eine Skizze." Das Ergebnis steht in der Fifth Avenue in New York.

Für Wright war das Museum von Rebays Baby

"Das ganze Gebäude ist für und um Dich herum gebaut worden, ob Du es weißt oder nicht", schrieb Wright ihr 1945.

Das Museum mit seiner legendären Rotunde eröffnete schließlich 1959. Zu diesem Zeitpunkt waren Wright und Guggenheim bereits verstorben und von Rebay von den Erben gefeuert worden. Sie war bekannt dafür, schwierig und herrschsüchtig zu sein, so setzte sie nie einen Fuß in das Museum, das sie half zu kreieren.

Das Guggenheim-Museum ist ein Gebäude, das architektonisch seiner Zeit voraus war, ebenso wie von Rebay. "Schon als kleines Kind war ich immer fortschrittlich. Ich hätte gern bis zum Jahre 2004 gelebt", sagte Rebay in dem Interview mit dem Smithonian-Institut.

Von Rebay starb fast vergessen in Conneticut im Jahre 1967. Es dauerte fast 40 Jahre bis ihre Arbeit als Künstlerin katalogisiert und ausgestellt wurde - in einer Ausstellung im Guggenheim-Museum im Jahre 2005, mit dem Titel "Kunst von morgen".